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Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Editor]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Editor]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 22.2023

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Lindenhayn-Fiedorowicz, Agnieszka: Die Johanniskirche in Stargard. Ein neuer Blick auf Bauchronologie und Datierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.72800#0057
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Agnieszka
Lindenhayn-
-Fiedorowicz

gestiftet wurde48 - ein großformatiges Pentaptychon von hoher künstlerischer
Qualität, dessen Stiftung für einen eingezogenen Chor genauso unwahrschein-
lich ist, wie dessen Aufstellung in einem im Umbau befindlichen Chor49.
48 Datierung auf stilanalytischer Grundlage von Alicja Karłowska[-Kamzowa] und Zofia
Krzymuska-Fafius, bestätigt von Stephanie Schüler; vgl. Alicja Karłowska, Poliptyk świętojański
ze Stargardu, „Materiały Zachodniopomorskie" 1958, Nr. 4, S. 369-373; Zofia Krzymuska-Fafius,
Plastyka gotycka na Pomorzu Zachodnim, Szczecin 1962, Kat. 30z, S. 58; Stephanie Schüler, Das Polyp-
tychon aus St. Johannis zu Stargard (Masterarbeit, TU Berlin), Berlin 2021, S. 97, 121. Ausführlich
zum Stargarder Johannis-Polyptychon kürzlich: Stephanie Schüler, Poliptyk Stargardzki / Das Star-
garder Polyptychon [in:] Misterium Światła. Sztuka średniowieczna na Pomorzu / Mysterium des
Lichts. Mittelalterliche Kunst in Pommern, hrsg. v. Kinga Krasnodębska, Szczecin 2022, S. 208-235.
49 Das Phänomen des Stargarder Polyptychons wurde bisher weitgehend isoliert von der
Baugeschichte der Johanniskirche betrachtet, für die es gestiftet wurde. Dabei können gerade
die Tatsache der Stiftung eines derart hochklassigen und großformatigen Altarretabels für
die Johanniskirche und die Inhalte dessen reichen Bildprogramms wertvolle Informationen zur
Baugeschichte der Kirche sowie zu deren Stellung in der Sakraltopographie der Stadt liefern.
Das komplexe theologische Programm des Polyptychons könnte beispielsweise auf eine Ein-
flussnahme des Kirchenpatrons - der Johanniter - verweisen. Das Stargarder Pentaptychon,
das in großen Teilen in der Sammlung des Nationalmuseums Stettin erhalten ist, zeigt an den
Flügeln der Festtagsseite neben Heiligenfiguren, die für den hansischen Raum typisch waren,
auch heilige Ritter (u.a. den Heiligen Mauritius und den Heiligen Georg) sowie den Schutzpa-
tron der Pilger und Spitäler - den Heiligen Jobst, was eine eher ungewöhnliche Wahl ist und
ein Hinweis auf den Johanniterorden sein könnte, vgl. Schüler, Das Polyptychon..., S. 69, 114-115.
Es scheint plausibel, dass der Johanniterorden einen gewissen Einfluss auf das Bildprogramm des
Retabels genommen haben kann. Interessant wäre auch die Frage, inwieweit dieses qualitätsvolle
Polyptychon ein Ausdruck der elitären Rolle des Ordens selbst und der Johanniskirche in Star-
gard gewesen sein könnte. - Die Frage nach einer möglichen Einflussnahme der pommerschen
Johanniterkonvente auf die Architektur der unter ihrem Patronat stehenden Stadtkirchen ist
bisher von der Forschung wenig beachtet worden. Im Zusammenhang mit Stargard wurde sie
von Marek Ober (in Bezug auf die Johanniskirche) und Agnieszka Lindenhayn-Fiedorowicz
(in Bezug auf die Marienkirche) auf der internationalen Tagung ,,Intra et extra clausuram.
Klasztor w średniowiecznym mieście północnej Europy" angesprochen, die im Mai 2008 vom
Archäologisch-Historischen Museum in Stargard organisiert wurde. Beide Referate wurden einige
Jahre später veröffentlicht (Lindenhayn-Fiedorowicz, Johannitisches Patronat...; Ober, Kościół
klasztorny...). In seinem Beitrag vertiefte Marek Ober das aufgegriffene Thema jedoch nicht.
Nach einer kurzen Nennung einiger Beispiele anderer Stadtkirchen aus Polen und Deutschland,
die unter dem Patronat der Johanniter gestanden hatten, beschränkte er sich auf die ambivalente
Feststellung, dass „der Orden den Bürgern, die mit ihm zusammen die Kirche stifteten, keine
konkreten funktionalen oder baukünstlerischen Lösungen aufzwang, sondern sich gemeinsam mit
ihnen bemühte, die verfügbaren Mittel bestmöglich zu nutzen, um einen repräsentativen archi-
tektonischen Charakter zu erreichen". Ober, Kościół klasztorny..., S. 18. Diese Frage ist jedoch nicht
ganz so einfach zu klären, vor allem wenn man lediglich auf einer oberflächlichen Vergleichsanalyse
basiert, ohne die vorhandenen Schriftquellen tiefergehend zu analysieren. Es ist allgemein bekannt,
dass in der Ordensregel der Johanniter keine konkreten Bauvorschriften enthalten waren, die zur
Herausbildung eines eigenen Typus einer Konventskirche geführt hätten. Dies bedeutet jedoch nicht
zwangsläufig, dass der Orden in Bezug auf die Formenwahl der unter seinem Patronat stehenden
Kirchen oder auf die Inhalte der darin errichteten Altäre passiv bleiben musste. Es ist daher eine
interessante Frage, ob sich ein solcher Einfluss in den Schriftquellen bzw. in den Bildprogrammen der
Ausstattungselemente von Johanniterkirchen nachweisen lässt, um genauer bestimmen zu können,
ob und inwieweit der Orden auf diesem Gebiet überhaupt Einfluss ausübte. Dieser Frage widmete

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