Lebens - Geschichte
dalicken zu haben, welche die Triebe der Na-
tur in einem von sich selbst zur Zärtlichkeit ge-
neigten Hertzen ohnehin leicht erregen, die
mich aber nicht vollkommen glücklich machen
werden, weil ich allzeit drucken muß, daß ich
dieselbe nichts als meiner List und Verführung
zuzuschreiben habe? ich kenne sie jedoch nur zu
wohl; sie wird ohnfeklbar wieder auf ihren
alten Sitten-Lehrer fallen, und ich werde den
Verdruß dabei- haben, daß ich ihre falsche
Vorstellung eher werde vernichtet sehen, als
ich ihr solche jemahl werde in die Gedancken
habe bringen können; oder warm sie bestän-
dig bleibt, so werde ich bey einer Liebe, die
ich jederzeit solchen Beweg-Gründen, woran
ich nicht den geringsten Anrheil habe, zueig-
uen muß, nur ein unvollkommenes Glück
finden.
Durch dergleichen Betrachtungen gelangte
ich unvermerckt dazu, daß ich mein beunru-
higtes Gemüth einiger massen wieder in Ord-
nung brachte. Ich will versuchen, dachte ich
also etwas ruhiger bey mir selbst, wie weit
die Vernunfft mich zu bringen fähig ist. Ich
habe zwey Schwierigkeiten zu übersteigen, und
ich muß mir vornehmen, entweder die eine
oder die andere aus dem Weeg zu räumen.
Entweder muß ich meine Neigung unterdrü-
cken, oder über den Wieberstand der Theo-
phe siegen. Auf welcher Seite aber sott ich
meine Kräffte anwenden? Ist es nicht weit
rechtmäßiger, daß ich solche gegen mich selbst
rich.
dalicken zu haben, welche die Triebe der Na-
tur in einem von sich selbst zur Zärtlichkeit ge-
neigten Hertzen ohnehin leicht erregen, die
mich aber nicht vollkommen glücklich machen
werden, weil ich allzeit drucken muß, daß ich
dieselbe nichts als meiner List und Verführung
zuzuschreiben habe? ich kenne sie jedoch nur zu
wohl; sie wird ohnfeklbar wieder auf ihren
alten Sitten-Lehrer fallen, und ich werde den
Verdruß dabei- haben, daß ich ihre falsche
Vorstellung eher werde vernichtet sehen, als
ich ihr solche jemahl werde in die Gedancken
habe bringen können; oder warm sie bestän-
dig bleibt, so werde ich bey einer Liebe, die
ich jederzeit solchen Beweg-Gründen, woran
ich nicht den geringsten Anrheil habe, zueig-
uen muß, nur ein unvollkommenes Glück
finden.
Durch dergleichen Betrachtungen gelangte
ich unvermerckt dazu, daß ich mein beunru-
higtes Gemüth einiger massen wieder in Ord-
nung brachte. Ich will versuchen, dachte ich
also etwas ruhiger bey mir selbst, wie weit
die Vernunfft mich zu bringen fähig ist. Ich
habe zwey Schwierigkeiten zu übersteigen, und
ich muß mir vornehmen, entweder die eine
oder die andere aus dem Weeg zu räumen.
Entweder muß ich meine Neigung unterdrü-
cken, oder über den Wieberstand der Theo-
phe siegen. Auf welcher Seite aber sott ich
meine Kräffte anwenden? Ist es nicht weit
rechtmäßiger, daß ich solche gegen mich selbst
rich.