Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Prévost D'Exiles, Antoine François
Die schöne Griechin: In einer Staats- Liebes- und Helden-Geschichte — Franckfurt, Leipzig, 1749 [VD18 13052756]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34866#0432
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
424 Lebens - GesAuchre
Die Zeit, so sie sich, mir diesen schlechten
Dienst zu erweisen, erwehlet, wäre zu aller»
Glück der Theophe Abwesenheit. Ich würde
Den tödlichen Verdruß, welchen ich bey dieser
Erzehtung empfände, unmöglich haben ver->
bergen können; und das wichtigste bey einer
Sacke von der Beschaffenheit war, daß man
sine Ausschweifung, deren Grund man ohne
sin grosses Geheimniß und viele Behutsamkeit
Nicht erfahren konte, nicht vor der Zeit ruch-
Lar machte. Meine erste Gedancken, so ich
Mir machte, waren dem allen ohngeachtet vor
Die Theophe günstig, ich sielte mir wieder alle
ihre Handlungen vor, seitdem sie den Ent-
fchtuß gefast, beständig in meiner Einsamkeit
Ley mir Zu seyn- Wann ich die Zeit ausneh-
Me, so ich ihr zu ihrem Aeit-Vertreib ließ, sd
kam sie niemahl eine viertel Stunde aus mei-
nem Zimmer. Waren es dann so wenig Au-
genblicke, die sie ihrer Neigung widmete; und
ist man bey der Liebe wohl im Stand, sich so
sehr zu mäßigen» Es war jederzeit schon weit
in die Nacht, wann sie von mir gieng. Ich
sähe alle Morgen ihre lebhaffte und frische Fgrb
an ihr. Bringt man deren aber wohl viel mit,
wann man aus der Gesellschafft eines zärtlichen
und muntren Liebhabers kommt? sähe ich wei-
ter nicht allzeit dies nehmliche tugendhaffte,
erbahre und sittsame Bezeugen an ihr, und
was mir am besten gefiel, fände man nicht ei-
ne stete Gleichheit ihres vernünftigen und auf-
geräumten Wesens, welches eine eben so gros-
se Enthaltsamkeit in ihren Begierden, als
-Ord-
 
Annotationen