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Prinzhorn, Hans
Bildnerei der Geisteskranken: ein Beitrag zur Psychologie und Psychopathologie der Gestaltung — Berlin, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.11460#0393
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An dieser Stelle sei auch noch der Anstalten gedacht, denen wir zu danken haben für das hier
verwertete Bildermaterial, für Krankengeschichten und Auskünfte über die Kranken, die oft nicht
ohne persönliche Mühe der Anstaltsleiter und Ärzte zu beschaffen waren. Es sind dies die An-
stalten: Eickelborn, Lindenhaus-Lemgo, Eglfing, Haar, Weissenau, Rottenmünster, Schussenried,
Wemsberg, Tübingen, Tannenhof, Klingenmünster, Wiesloch, Emmendingen, Konstanz-Reichenau,
Haina, Kennenburg, Eberswalde, Schwetz, Dösen, Langenhorn, Neufriedenheim, Obersendling,
Göttingen, Hubertusburg, Sonnenstein, Strecknitz, Kreuzlmgen, Münsterhngen, Herisau, Wil,
Waldau, Münsingen, Schaffhausen, Werneck, Erlangen, Bayreuth.

6) S.5. Die ersten Studien über Zeichnungen Geisteskranker von Simon 1876 und 1888 stellen
den diagnostischen Gesichtspunkt in den Vordergrund. Auch Mohr geht davon aus, erweitert
aber die Problemstellung stark.

7) S. 16. Die Theorie dieser Ausdruckslehre und zugleich ihre Abgrenzung gegen die (außer
Piderit) weit abweichenden Vorgänger wird am entschiedensten gegeben in der soeben erschie-
nenen 2. Aufl. von Ludwig Klages: „Ausdrucksbewegung und Gestaltungskraft. Grundlegung
der Wissenschaft vom Ausdruck". Leipzig 1921. Einer Verwertung dieser wichtigen Erkenntnise
in der Psychologie der bildenden Kunst stehen zwar große Schwierigkeiten entgegen, die z. T.
in der Vieldeutigkeit des ,,Ausdrucks"-Begriffes selbst liegen, z. T. in dessen vielfältiger Ver-
quickung mit dem an sich schon komplizierten Gefüge des Gestaltungsvorgaugs. Obgleich nun
Klages auf dem von ihm theoretisch ausgebauten Gebiet der Handschrift in erster Linie und sodann
auf dem der Sprache fußt, so scheinen uns doch seine Schlaglichter nach der bildnerischen Ge-
staltung hinüber weit erleuchtender zu sein, als die meisten theoretischen Bemühungen vonseiten
der Kunstwissenschaft. Man darf gespannt sein, ob die Fülle der Anregungen, die in dem weit
angelegten Gedankenbau von Klages steckt, auch nach dieser Seite wieder vorwiegend anonym
wirken wird, wie seine grundlegenden Arbeiten auf charakterologischem Gebiet.

8) S. 17. Für das ganze Gebiet der einfachsten graphischen Niederschläge ist am wichtig-
sten das Buch von W. Krötzsch, „Rhythmus und Form in der freien Kinderzeichnung. Be-
obachtungen und Gedanken über die Bedeutung von Rhythmus und Form als Ausdruck kindlicher
Entwicklung." Leipzig 1917. Die Bedeutung dieser Studie an einem Knaben liegt schon in der
Grundeinstellung. Es gelingt Krötzsch, die Reflexionen des Erwachsenen so konsequent in zweite
Linie zu stellen, daß man in einem sonst selten erreichten Ausmaße das kindliche Gestaltungs-
erlebnis rein und unverfälscht übermittelt bekommt. Dabei arbeitet Krötzsch, wenn auch manch-
mal in anfechtbarer Terminologie, sehr klar die Hauptprobleme einer Ausdruckspsychologie des
Zeichnens heraus, ohne sich auf statistische u. a. Fragen einzulassen, deren breite Behandlung
allzuoft die verwertbaren Erkenntnisse gerade in der Literatur über Kinderzeichnen verdeckt.

9) S.23. Vgl. Krötzsch (Anm.8), S. 17.

10) S.23. Vgl. Koch-Grünberg: „Südamerikanische Felszeichnungen", Berlin 1907. Ferner
derselbe: „Anfänge der Kunst im Urwald", Berlin 1906 und „Zwei Jahre unter den Indianern",
Berlin 1909.

n) S. 24. Im Felde stand die Fertigkeit, die Wurzelknollen dünner Stämme, die sich zu Spazier-
stöcken eigneten, durch leichte Bearbeitung zu phantastischen Gebilden auszugestalten, hoch im
Kurse. Und es fanden sich recht viele Männer aus verschiedenen Berufen, die anderen Freude
und sich kleine Sondereinnahmen damit bereiteten. Auch bei zahlreichen Primitiven gibt es Bei-

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