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3. Hoch- und Niedrigwasser, Überschwemmungen und
Flutkatastrophen

Während die übrigen alten Siedlungen auf dem Hochufer des Rheines liegen, hat
Neckarau am hochwassersicheren Hochgestade keinen Anteil. Dieses Hochgestade
ist im Oberdorf von Seckenheim 102,9 m NN, in der Hochstätt 106 m und auf dem
Pfingstberg 101,5 m hoch.
Im Vergleich dazu liegt die Talaue des Rheines deutlich tiefer:

Mallau 94,0 m

Hermsheimer Wiesen 96,0 m

Neckarauer-Feudenheimer Gemarkungsgrenze 97,0 m

Hermsheimer Gerichtsstuhl 97,0 m

Morchfeld 94,1 m

Casterfeld-Grüb 93,0 m

Casterfeld-Im Wirbel/Johannkirchhof 96,2-98,4 m

Niederfeld 91,0-93,0 m

Alte Neckarauer St. Martins-Kirche 97,6 m

heutige Matthäus-Kirche am selben Platz 95,8 m

Reißinsel/Strandbad 91,0-92,0 m

Rheinpegel bei Normalwasserstand 90,0 m13

Neckarau ist dadurch sehr viel mehr hochwassergefährdet als alle seine Nachbar-
orte. Der Siedlungskern des Dorfes ist ein länglicher Schutthügel altdiluvialer Abla-
gerungen, der sich rund 800 bis 1000 m in west-östlicher Richtung auf einer Breite
von 300 bis 500 m hinzieht. Die höchste Erhebung dieses Schuttkegels liegt an der
Rheingold-Wörthstraße in Höhe der evangelischen Kirche und mißt heute 95,8 m.
Wie der Gemarkungsplan von 1884 zeigt, betrug die höchste Erhebung des Orts-
kerns noch im 19. Jahrhundert an der damaligen evangelischen Martins-Kirche
97,6 m. Die durchschnittliche Höhe des Ortskerns liegt zwischen 93,5 und 94 m.
Der größte Teil der ehemaligen Alt-Neckarauer Gemarkung liegt unter 93 m; die
ehemals Hermsheimer Gemarkung liegt mit durchschnittlich 96 m etwas höher.
Für den mittleren Rheinpegel können 90 m über NN angenommen werden. Die Be-
drohung des Siedlungsgebietes durch das Hochwasser des Stromes, das bis zu sechs
und mehr Metern ansteigen konnte, ist offensichtlich. Wenn es dennoch auf diesem
Hügel ein kleines Gebiet gegeben hat, das bei normal hohem Wasserstand hochwas-
serfrei blieb, dann ist dies dem Umstand zu verdanken, daß rund um den Hügel eine
große Niederung liegt, in der sich das Wasser verteilen konnte. Dieser hochwasser-
freie Raum in Neckarau ist natürlich der älteste Ortskern und ist in etwa begrenzt
durch die Schulstraße, die Luisenstraße, die Rathausstraße, die Pfarrgasse, die
nördliche Seite der Friedrichstraße und die Wörthstraße. Im Zentrum dieses Hügels
verläuft die Rheingoldstraße. Allein dieses Tatsache war es, die eine dauernde Sied-
lung auf diesem Schutthügel ermöglichte und Neckaraus Überdauern durch die
Jahrhunderte sicherte.

Der Wasserstand des Rheins zeichnet sich durch regelmäßige Schwankungen aus,
die in drei Hochwassern während des Jahres ihren Höhepunkt haben:
1. Das Hochwasser der regionalen Schneeschmelze Ende Februar-Anfang März.
Dieses hohe Wasser wird durch das Ansteigen der Zuflüsse aus den Mittelgebir-
gen hervorgebracht. In unserer Gegend ist der Neckar als der wasserreichste
rechtsrheinische Zufluß ein zusätzliches Gefahrenmoment. Tatsächlich bewirkte
auch immer nur das Dazukommen des Neckarhochwassers die herausragenden
Flutkatastrophen, die wie z. B. 1784 oder 1817 und 1824 den gesamten Ort über-
schwemmten, auch den Kirchenhügel.

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