Schwieriger war es, dem gemeinen Pofel (Pöbel) die liebgewordenen und altgewohn-
ten papistischen Ceremonien auszutreiben. Man stellte fest, daß noch überall in den
Kirchen „allerley abgottische Bilder, Altartaflen, Creutzfanen und dergleichen" vor-
handen seien, ebenso „sacramentsheuslein, ölebüchsen, gesegnet öle oder crisam,
Weihwasser, saltz, palmen, lichter und was deren abergläubigen stuck mehr seint".
Diese seien zu entfernen. Unverzüglich wurde die Abschaffung der Messe verfügt,
Totenmessen hatten zu unterbleiben, ebenso die Verehrung der geweihten Hostie
und Sakramentsprozessionen. Verboten wurden die katholischen Gebete, Lieder
und Tagzeiten, und alle Zeichen des alten Kultes wurden vernichtet.6
1.3. Der Bildersturm und die Einführung des Calvinismus
unter Kurfürst Friedrich III. 1557-1576
So ordnete Ottheinrich Anfang Februar 1557 den ersten Bildersturm an, der zur Ent-
fernung aller Bilder, Statuen, Altäre und Sakramentshäuschen aus den Kirchen
führte. Diese Kunstwerke wurden aus den Kirchen geräumt, weggeschafft, ver-
brannt und zerschlagen, alle Wandbilder verputzt. Nur ein schmuckloser Altartisch
durfte übrigbleiben; um den Zorn des Volkes zu vermeiden, sollten die Beauftrag-
ten in aller Frühe ohne Lärm vorgehen: „da die leute desselben am wenigsten gewahr
werden".1 Alles wertvolle Kirchengerät aus Gold und Silber, alte Meßbücher und
kostbare Stoffe sollten nicht vernichtet, sondern zur Einschmelzung und anderweiti-
gen Verwendung nach Heidelberg gebracht werden. Damit ja nichts Wertvolles
übersehen wurde, mußte ein Goldschmied dabei sein, der Edelsteine und Vergol-
dungen an Figuren, Bilderrahmen und Geräten abzunehmen hatte, bevor man sie
zerschlug.8 Trotz aller Anstrengungen lief das Vorhaben nicht so schnell und lautlos,
wie geplant. Der Kurfürst mußte durch scharfen Tadel seine Beamten in den Äm-
tern antreiben.9 Sicher haben diese Verwüstungen weithin Mißfallen, Zorn und
Grimm erregt; denn viele Altarpfründen und Bilder waren von den Gemeinden
selbst gestiftet worden.
Dieser Bildersturm, der dann im nachfolgenden Calvinismus vollendet wurde, fand
seine Entsprechung in einer strengen und puritanischen Lebensführung. Reforma-
tion bedeutete damals auch, das ganze Leben der Menschen der neuen strengen Kir-
chenzucht zu unterwerfen. Immer wieder wird über die laue Frömmigkeit der katho-
lischen Zeit geklagt, daß die Leute „entweder gar nicht oder doch langsam in die Kir-
chen geen, Predig zu hörn " und nur selten, die meisten nur einmal im Jahr, zu den Sa-
kramenten gehen und die Jugend keine Christenlehre hören wolle. Besonders das
Fasnachtstreiben erregte Anstoß. So ist es leicht vorstellbar, wie wenig gern man in
der trink- und festesfreudigen Pfalz die Botschaft hörte, daß Fasnachtstreiben und
Festgelage überhaupt satanische Erfindungen seien.10 Trotz allen Bemühungen
mußte Ottheinrich in seinem Testament von Februar 1559 feststellen, daß das Re-
formationswerk in der Pfalz noch lange nicht vollendet war.
Das mit Entschiedenheit zu tun, sah sein Nachfolger Friedrich III. (1559-1576) aus
dem Hause Pfalz-Simmern als seine zentrale Aufgabe an. Als Ottheinrich das Lu-
thertum in der Pfalz einführte, war in der jungen lutherischen Kirche bereits ein hef-
tiger Streit über die Art der Anwesenheit Christi im Abendmahl ausgebrochen, den
Melanchthon zuletzt 1560 vergeblich zu schlichten hoffte. Erschwert wurde die Eini-
gung auf lutherischer Seite durch die Einflüsse der Lehre Calvins. Diese Einflüsse
zeigte im Grunde schon Ottheinrich in seiner Bilderfeindlichkeit, die für den Calvi-
nismus ein zentrales Anliegen bedeutete, dem frühen Luthertum hingegen immer
fremd geblieben war.
Kurfürst Friedrich III. - im höchsten Grade an den religiösen Zeitfragen interessiert
296
ten papistischen Ceremonien auszutreiben. Man stellte fest, daß noch überall in den
Kirchen „allerley abgottische Bilder, Altartaflen, Creutzfanen und dergleichen" vor-
handen seien, ebenso „sacramentsheuslein, ölebüchsen, gesegnet öle oder crisam,
Weihwasser, saltz, palmen, lichter und was deren abergläubigen stuck mehr seint".
Diese seien zu entfernen. Unverzüglich wurde die Abschaffung der Messe verfügt,
Totenmessen hatten zu unterbleiben, ebenso die Verehrung der geweihten Hostie
und Sakramentsprozessionen. Verboten wurden die katholischen Gebete, Lieder
und Tagzeiten, und alle Zeichen des alten Kultes wurden vernichtet.6
1.3. Der Bildersturm und die Einführung des Calvinismus
unter Kurfürst Friedrich III. 1557-1576
So ordnete Ottheinrich Anfang Februar 1557 den ersten Bildersturm an, der zur Ent-
fernung aller Bilder, Statuen, Altäre und Sakramentshäuschen aus den Kirchen
führte. Diese Kunstwerke wurden aus den Kirchen geräumt, weggeschafft, ver-
brannt und zerschlagen, alle Wandbilder verputzt. Nur ein schmuckloser Altartisch
durfte übrigbleiben; um den Zorn des Volkes zu vermeiden, sollten die Beauftrag-
ten in aller Frühe ohne Lärm vorgehen: „da die leute desselben am wenigsten gewahr
werden".1 Alles wertvolle Kirchengerät aus Gold und Silber, alte Meßbücher und
kostbare Stoffe sollten nicht vernichtet, sondern zur Einschmelzung und anderweiti-
gen Verwendung nach Heidelberg gebracht werden. Damit ja nichts Wertvolles
übersehen wurde, mußte ein Goldschmied dabei sein, der Edelsteine und Vergol-
dungen an Figuren, Bilderrahmen und Geräten abzunehmen hatte, bevor man sie
zerschlug.8 Trotz aller Anstrengungen lief das Vorhaben nicht so schnell und lautlos,
wie geplant. Der Kurfürst mußte durch scharfen Tadel seine Beamten in den Äm-
tern antreiben.9 Sicher haben diese Verwüstungen weithin Mißfallen, Zorn und
Grimm erregt; denn viele Altarpfründen und Bilder waren von den Gemeinden
selbst gestiftet worden.
Dieser Bildersturm, der dann im nachfolgenden Calvinismus vollendet wurde, fand
seine Entsprechung in einer strengen und puritanischen Lebensführung. Reforma-
tion bedeutete damals auch, das ganze Leben der Menschen der neuen strengen Kir-
chenzucht zu unterwerfen. Immer wieder wird über die laue Frömmigkeit der katho-
lischen Zeit geklagt, daß die Leute „entweder gar nicht oder doch langsam in die Kir-
chen geen, Predig zu hörn " und nur selten, die meisten nur einmal im Jahr, zu den Sa-
kramenten gehen und die Jugend keine Christenlehre hören wolle. Besonders das
Fasnachtstreiben erregte Anstoß. So ist es leicht vorstellbar, wie wenig gern man in
der trink- und festesfreudigen Pfalz die Botschaft hörte, daß Fasnachtstreiben und
Festgelage überhaupt satanische Erfindungen seien.10 Trotz allen Bemühungen
mußte Ottheinrich in seinem Testament von Februar 1559 feststellen, daß das Re-
formationswerk in der Pfalz noch lange nicht vollendet war.
Das mit Entschiedenheit zu tun, sah sein Nachfolger Friedrich III. (1559-1576) aus
dem Hause Pfalz-Simmern als seine zentrale Aufgabe an. Als Ottheinrich das Lu-
thertum in der Pfalz einführte, war in der jungen lutherischen Kirche bereits ein hef-
tiger Streit über die Art der Anwesenheit Christi im Abendmahl ausgebrochen, den
Melanchthon zuletzt 1560 vergeblich zu schlichten hoffte. Erschwert wurde die Eini-
gung auf lutherischer Seite durch die Einflüsse der Lehre Calvins. Diese Einflüsse
zeigte im Grunde schon Ottheinrich in seiner Bilderfeindlichkeit, die für den Calvi-
nismus ein zentrales Anliegen bedeutete, dem frühen Luthertum hingegen immer
fremd geblieben war.
Kurfürst Friedrich III. - im höchsten Grade an den religiösen Zeitfragen interessiert
296