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2.1. Der Französisch-Holländische Krieg 1672-79

Ursache: Erneuter Versuch Frankreichs, die Niederlande zu erobern und Gewinne im Deutschen Reich
zu machen.

Parteien: Frankreich und England gegen Holland, Spanien, Kaiser und Reich. Die Pfalz ist erst mit
Frankreich verbündet und hofft auf Schonung.

Verlauf: 1672 und 73: mehrfacher Durchzug französischer Heere unter Turenne. Er zieht im September
73 die Bergstraße herauf und geht Ende Oktober bei Ladenburg über den Neckar, wo er sich bei Neckar-
hausen mit einem zweiten französischen Heer vereinigt, so daß sich beinahe 40 000 Mann in der rechts-
rheinischen Pfalz aufhalten. Trotz der pfälzischen Neutralität kommt es zu Plünderungen und Kontribu-
tionen.

1674: Die Pfalz tritt dem Reichskrieg gegen Frankreich bei, worauf Turenne Heidelberg bedroht und die
Bergstraße besetzt hält. Das französische Hauptquartier befindet sich im Juli in Weinheim und dann in
Schwetzingen, das kaiserliche in Altlußheim. Überall kommt es zu Kampfhandlungen.
1675: Ständige Heeresdurchzüge französischer und kaiserlicher Truppen.
1676: Eine große kaiserliche Armee zwingt die Franzosen zur Kapitulation in Philippsburg.
Ergebnis:

Im Frieden von Nymwegen erhält Frankreich die Freigrafschaft Burgund, Teile von Flandern und Frei-
burg im Breisgau mit Breisach. Das Herzogtum Lothringen bleibt französisch besetzt. Trotz dem Frie-
densschluß meldet Frankreich Ansprüche auf das gesamte linke Rheinufer an und setzt diese teilweise
durch. So wird 1681 Straßburg Frankreich einverleibt.

Folgen für Neckarau:

Die Beständer wollen die Pfründgüter liegen lassen, weil „das Kriegsweßen an dem
ackerbau sehr hinderlich und kein gesind zu bekommen sey, sondern alle dem Krieg
nachlauffen". Aus dem Jahr 1675 wird gemeldet, daß Dragoner alles Gras und Heu
von den Fronwiesen zur Fourage geholt hätten.2 Lehrer Sauer berichtet: „daß er im
damaligen frantzösischen Ruin alles verlohren" habe und ein Jahr ohne Dienst gewe-
sen sei. Erst 1675 habe er wieder eine Stelle in Weinheim erhalten.3

2.2. Der Pfälzische oder Orleanische Erbfolgekrieg 1688-97

Ursache: Der Anspruch Ludwigs XIV. auf die gesamte Pfalz als Erbschaft der Liselotte.
Parteien: Frankreich gegen Kaiser und Reich, Holland, England, Spanien und Schweden.
Verlauf: 1688 erobern die Franzosen Philippsburg und besetzen die Neckarpfalz bis Eberbach; Heidel-
berg wird am 25. Oktober und Mannheim am 10. November eingenommen.

1689: Im Januar Angriff der Reichstruppen auf das Neckartal. Melac verbrennt am 28. Januar 1689 elf
Dörfer südlich des Neckars und veranstaltet am 31.1. das berüchtigte Blutbad von Handschuhsheim. Am
31.1. 1689 Bedrohung der Franzosen durch den Anmarsch von kursächsischen und kaiserlichen Trup-
pen. Am 2. 3. 89 Sprengung des Heidelberger Schlosses und Einäscherung von 34 Häusern in der Stadt,
am 5.-10. März systematische Verbrennung Mannheims. Die Franzosen müssen die rechtsrheinische
Pfalz räumen.

1690: Melac bleibt in Philippsburg und unternimmt ständig Streifzüge gegen Heidelberg, Mannheim und
das dazwischenliegende Land.

1693: Erneute Offensive der Franzosen. Am 22. nimmt Melac erneut Heidelberg ein und zerstört die Re-
ste von Schloß und Stadt vollständig. Die Bewohner müssen die Stadt verlassen.

1694: Am 18. Juni besetzen die Franzosen das speyerische Gebiet um Philippsburg und Bruchsal und sto-
ßen bis Ladenburg vor. Die Reichstruppen stehen in Sinsheim und Wiesloch. Unter ihrer Bedrohung
müssen sich die Franzosen nach Philippsburg zurückziehen.

1695-97: Ermüdungszüge und Manövrierkrieg zwischen Kaiserlichen und Franzosen, bis die Franzosen
schließlich über den Rhein abgedrängt werden.

Ergebnis: Friede von Rijswijk: Frankreich behält Straßburg, das ganze Elsaß und das Amt Germersheim
mit der Reichstadt Landau. Die Erbfolge des Kurhauses Pfalz-Neuburg wird auch von Frankreich aner-
kannt.

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