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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 2): Vom Absolutismus bis zur Gegenwart — Mannheim, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.3003#0439
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gemeindet -, gab das Mannheimer Straßenbahnamt die Planung der Strecke
Neckarau-Rheinau 1910 an die OEG ab, zumal die OEG ein lebhaftes Interesse
daran hatte, den Fahrstrom für diese Strecke aus ihrem Elektrizitätswerk Rheinau
zu liefern.

Als im Jahre 1912 die Umgemeindungsverhandlungen über Rheinau zwischen
Mannheim und Seckenheim ernsthaft begannen, erhielt auch wieder die Straßen-
bahnfrage Auftrieb. Man entschloß sich nun endgültig, die Straßenbahn diesseits
der Rheintalbahn auf der Rhenaniastraße zu führen. Am 8. Februar 1913 wurde die
von der OEG gebaute und mit OEG-Strom betriebene Strecke längs der Bahn Nek-
karau-Rheinau eröffnet. Große Schwierigkeiten für den Betrieb dieser Strecke gab
es durch die Bahnanschlüsse der im Rheinhafengebiet liegenden Fabriken. Die Nor-
malspurverbindungen zwischen der Staatsbahnlinie und den Fabriken kreuzten die
Straßenbahngleise an vielen Stellen. Typisch für die Regelung dieser Verkehrspro-
bleme war die Absprache zwischen dem Straßenbahnamt, den Badischen Staatsei-
senbahnen und Seil-Wolff vom 4. 2.1913. Hier hieß es: ,,a) auf dem Normalspurgleis
der Seilindustrie dürfen Fahrzeuge über die Kreuzungsstelle nicht mehr bewegt wer-
den, sobald sich elektrische Wagen der Kreuzung auf eine Entfernung von 100 m genä-
hert haben, b) Das Fahrzeugpersonal der Straßenbahn ist anzuweisen, daß sich die
Wagen mit verminderter Geschwindigkeit von höchstens 9 km der Kreuzungsstelle nä-
hern, um bei eintretendem Fahrthindernis ein sofortiges Halt der elektrischen Züge zu
bewirken." Darüber hinaus hatten die Straßenbahnwagen auch dann anzuhalten,
wenn Rangierarbeiter mittels einer Flagge Zeichen gaben. Überhaupt machte der
Straßenbahnbetrieb auf der schmalen Rhenaniastraße immer wieder große Pro-
bleme. 1918 kam es zu Beschwerden, weil die langsamen Pferdefuhrwerke von der
Straßenbahn nicht überholt werden konnten und so große Verspätungen verursach-
ten. Auch nachdem die Pferdefuhrwerke durch Lastkraftwagen ersetzt worden wa-
ren, änderte sich nicht viel. Vor der Sunlicht-Seifenfabrik standen täglich Lastzüge,
die be- und entladen wurden. Dabei standen Lastkraftwagen immer wieder auf
dem Straßenbahngleis, was in den 20er und 30er Jahren fast ständig zu Beschwerden
führte. Die Sunlicht-Werke schlugen vor, den Straßenbahnbetrieb zwischen
dem Gleiswechsel an der Altriper Straße und dem Gleiswechsel an der Haltestelle
Rheinauhafen eingleisig durchzuführen. Doch konnte der Konflikt nicht gelöst wer-
den, so daß sich das Straßenbahnamt gegen die Seifenfabrik nur noch mit Strafanzei-
gen wehren konnte. Dieser neuralgische Punkt konnte erst nach dem Zweiten Welt-
krieg entschärft werden, als im Frühjahr 1952 mit der Verlegung der Straßenbahn-
strecke von der Rhenaniastraße in die Casterfeldstraße begonnen wurde. Am 1. Au-
gust 1953 waren diese Bauarbeiten beendet. Die Verlegung der Rheinauer Strecke
hatte eine Überbrückung der Bahngleise durch eine Straßenbahnbrücke in der
Höhe der Fa. Seil-Wolff notwendig gemacht. Die neue Strecke, die in Rheinau
selbst auch durch die Relaisstraße bis zum Bahnhof Rheinau führte, ermöglichte es,
die Fahrtgeschwindigkeit zwischen Neckarau und dem Karlsplatz auf 50 Stundenki-
lometer zu erhöhen. Zu Beginn der 60er Jahre wurde im Zuge des vierspurigen Aus-
baus der Bundesstraße 36 die Neckarauer Straße mit der Casterfeldstraße verbun-
den. Am 1. 3.1964 wurde die große geschwungene Straßenbrücke über die Bundes-
bahn, die in der Mitte das Straßenbahngleis führt, in Betrieb genommen. Die Stra-
ßenbahnbrücke wurde abgebaut.

Neben dieser nach Rheinau durchgehenden Linie war auch schon früh ein Straßen-
bahnanschluß des westlichen Neckarau über den Lindenhof im Gespräch, die heu-
tige B-Linie. Schon am 20. 11. 1919 wurde eine Straßenverbindung zwischen dem
Lindenhof und Neckarau grundsätzlich beschlossen. Die Linie nach Neckarau sollte
sich von der bestehenden Straßenbahnstrecke an der Ausmündung der Windeck-
straße in die Meerfeldstraße in gerader Richtung fortsetzen. Die Aufschüttung des

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