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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 2): Vom Absolutismus bis zur Gegenwart — Mannheim, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.3003#0440
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Bahnkörpers sollte als Notstandsmaßnahme durchgeführt werden. Gleichzeitig
wurde beschlossen, die in Neckar au liegenden Straßenbahngleise durch Abstell-
gleise zu ergänzen. So wurde 1920 vor dem Neckarauer Postamt ein Abstellgleis er-
richtet, das dazu diente, das anfallende Postgut zu verladen; denn bis zur Errichtung
eines posteigenen Kraftfahrzeugparks wurde das Postgut innerhalb der Stadt mit der
Straßenbahn befördert. Im Februar 1922 wurde in der Neckarauer Rheingoldstraße,
der Endhaltestelle der Linie 7, ein Abstellgleis gebaut, um in den verkehrsschwa-
chen Stunden die Beiwagen der Linie 7 abstellen zu können. Wegen des ständig stei-
genden Verkehrsaufkommens war es notwendig, ab Mitte der 20er Jahre die Linie 7
durch eine neue Straßenbahnlinie zu ergänzen. Dies war die Linie 17, die von der
Rheinlust über den Parkring, den Paradeplatz, den Wasserturm und den Tattersall
zum Endhaltepunkt Neckarau verkehrte. 1934 kam es zu Einschränkungen des Stra-
ßenbahnverkehrs, weil der Neckarauer Übergang umgebaut wurde. Immer
wieder diskutierte man bis in den Zweiten Weltkrieg hinein die westliche An-
bindung Neckaraus an das Straßenbahnnetz. 1941 wurde die Planung folgender
Trasse durchgeführt: Windeckstraße-Meerfeldstraße-Meerwiesenstraße-Speyerer
Straße-Steubenstraße-Rheingoldstraße und dort Anschluß an die Endhaltestelle
Neckarau. Doch ließ der fortschreitende Krieg eine Verwirklichung dieser Planun-
gen nicht zu, im Gegenteil, von nun an kam es immer mehr zu Einschränkungen des
Straßenbahnverkehrs. Bereits die Angriffe vom August und September 1943, die in
derSchwetzinger Vorstadt und in Neckarau große Verwüstungen anrichteten, er-
zwangen auf der Schwetzinger- und der Neckarauer Straße einen einspurigen Ver-
kehr. Trotzdem brach die Straßenbahnverbindung von Neckarau in die Innenstadt
nicht endgültig ab, obwohl die schweren Luftangriffe immer wieder Unterbrechun-
gen herbeiführten. Mit bewundernswerter Energie hielten die Stadtwerke den Stra-
ßenbahnbetrieb bis zum 25. März 1945 aufrecht. Erst an diesem Tag wurde der Stra-
ßenbahnbetrieb in ganz Mannheim endgültig eingestellt.

Dadurch gab es für fast ein halbes Jahr keinen öffentlichen Nahverkehr mehr zwi-
schen Neckarau und Mannheim. Erst im Spätsommer 1945 wurde die Strecke Mann-
heim-Rheinau stückweise wieder in Betrieb genommen, und zwar am 3. 8.1945 die
Strecke Neckarau-Rheinau, am 7. 9.1945 die Strecke Schillerschule-Neckarau, am
17. 9. 1945 die Strecke Viehhofstraße-Schillerschule über den Neckarauer Über-
gang und am 20.9.1945 die Strecke Tattersall-ViehhofStraße. Damit war Ende Sep-
tember 1945 die durchgehende Straßenbahnverbindung Tattersall - Rheinau wieder
in Betrieb. Neben den fehlenden Gleisanlagen und Oberleitungen war es vor allem
die Zerstörung des Wagenparks, die dem Betrieb ungeheuere Schwierigkeiten
machte. Bei Kriegsschluß gab es nur noch 14 unzerstörte Straßenbahnwagen von
mehreren hundert in der Vorkriegszeit. Immerhin konnten bis zum Jahresende 1945
in Mannheim 80 Wagen wieder in Betrieb genommen werden. Die folgenden Jahre
sahen eine rasche Wiederherstellung und ständige Verbesserung des Straßenbahn-
netzes. 1949 wurde auch eine Bahnbuslinie vom Hauptbahnhof Mannheim nach
Schwetzingen die Neckarauer Straße entlang geführt. Schwerpunkt der Verbesse-
rungsarbeiten war, wie oben berichtet, zuerst der Straßenbahnabschnitt zwischen
Neckarau und Rheinau und ab 1961 die Verbesserung der Neckarauer Straße zwi-
schen der Ingenieurschule und der Friedrichstraße. Auch hier wurden durch einen
vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 36, die Straßenbahngleise in die Mitte ver-
legt und so ein gesonderter Bahnbetrieb möglich gemacht. Diese Arbeiten dauerten
mehrere Jahre und waren 1965 abgeschlossen. Im Zuge der Umgehung Rheinaus
durch die Verlegung der B 36 wurde der Karlsplatz umgebaut und die Straßenbahn
auf einer gesonderten Brücke auf das Hochufer emporgeführt. Das Ende dieser
Bauarbeiten im Jahr 1966 sah am 24. 9.1967 die Inbetriebnahme der Wendeschleife
Rheinau-Nord, wodurch es möglich wurde, diese wichtige Strecke mit vier Linien zu

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