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Im Kampf um die Kunst: die Antwort auf den Protest deutscher Künstler — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.3376#0097
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go WILHELM UHDE

In der Geschichte der französischen Malerei gibt es keine
Lücken und die Entwicklung kann durch Widerstand verzögert,
aber nicht ganz aufgehalten werden. Die Herren, die damals,
als Manet begann, die „alten Leute" bemitleideten, die da nicht
mitkonnten, werden jetzt, wo auch ihre Zeit um ist, bemit-
leidet von den Initiatoren einer neuen Epoche. Aus den damals
so stürmischen Jünglingen sind zänkische Greise geworden,
welche die Insel ihres Verstehens und Liebens jetzt ebenso heftig
gegen das Recht der Kommenden verteidigen, wie damals gegen
die Autorität der Vergangenen.

Als man vor fünfzehn Jahren Bilder von Cezanne für hundert
und wenige hundert Francs kaufen konnte, wollte man von
diesen „billigen" Büdern nichts wissen, denn nur „teuere"
Büder haben Wert. Es scheint, als ob man aus diesem Beispiele
gelernt habe. Denn die junge Generation, die ernsthaft und er-
folgreich den Stil und die Ausdrucksmittel ihrer Epoche sich
schafft, findet schon jetzt ihre Liebhaber nicht nur bei den
„dummen" Deutschen, wie einer der schlecht unterrichteten
aber begeisterten Zustimmer meinte, sondern in den jungen
Sammlern von Frankreich, Russland, Amerika und vieler
anderer Länder; bei allen jenen freien und frischen Menschen,
deren Empfinden nicht an fünf bis zehn anerkannte Namen ge-
knüpft ist, und welche fühlen, dass unsere Zeit die Traditionen
der französischen Malerei ruhmvoll fortsetzt.

In Paris sind die Bilder und die Champagnerweine gut;.in
Deutschland ist es vieles andere. Nur Worpswede steht ein
wenig zurück. Nachdem seine literarische Tat nicht glänzender
war als seine malerische, warten wir mit Spannung auf den
grossen Mann, der den Ruhm der sympathischen Torflandschaft
rechtfertigen wird.

Paris. Wilhelm ühde.
 
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