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Rapp, Joachim
National-religiöse Identität versus lokale Identitäten auf Sri Lanka — 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.8390#0007
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Es sind fast ausschließlich Ceylon-Tamilen, die heute für
einen unabhängigen Staat im Norden und Osten kämpfen. Ihre
Solidarität mit den zumeist aus niedrigen Kasten kommenden
'Indian-Tamils' ist nur sehr gering.

Der Großteil der Bevölkerung lebt nach wie vor in ländli-
chen Gebieten. Der Verstädterungsprozeß ist bisher nur
langsam vorangeschritten und im wesentlichen auf den Groß-
raum der Hauptstadt Colombo beschränkt. Der Anteil der
städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung lag 1993
bei 22% und ist damit in 30 Jahren nur um knapp 3% gestie-
gen. Damit hat das Land eine Ausnahmestellung unter den
asiatischen Entwicklungsländern. Der vergleichsweise gerin-
ge Urbanisierungsgrad ist auf die Förderung der ländlichen
Entwicklung nach Erlangung der Unabhängigkeit zurückzufüh-
ren, die das Verbleiben der Bevölkerung in den ländlichen
Gebieten und kleinen Ortschaften begünstigte. Wichtigster
Zweig der Landwirtschaft ist der Reisanbau, der jedoch den
Inlandsbedarf nicht decken kann. Bedeutendstes landwirt-
schaftliches Ausfuhrprodukt ist Tee, der allein ein Viertel
der gesamten Exporterlöse einbringt. Aufgrund eines ekla-
tanten Mißverhältnisses von Exporterlösen und staatlichen
Ausgaben ist das Land heute hoch verschuldet.
Seit Beginn der 80er Jahre hat zudem der bewaffnete Kon-
flikt zwischen der srilankischen Armee und der tamilischen
Guerilla die Wirtschaft nachhaltig geschwächt (steigende
Rüstungsausgaben, sinkende Auslandsinvestitionen und Tou-
rismuseinnahmen) .

39% der Bevölkerung leben unterhalb der absoluten Armuts-
grenze. Die krassen sozialen Unterschiede und die schlech-
ten beruflichen Perspektiven eines Großteils der Bevölke-
rung haben die politische Lage so destabilisiert, daß es
1970/71 sowie 1987-89 zu bürgerkriegsähnlichen Auseinander-
setzungen auch innerhalb der singhalesischen Bevölkerungs-
mehrheit kam.

(Alle Daten aus: Fischer-Weltalmanach '96)
 
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