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Rave, Paul Ortwin; Watteau, Antoine [Ill.]
Antoine Watteau - Das Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 24: Stuttgart: Reclam-Verlag, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.62593#0038
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DAS LEBEN WATTEAUS

Jean-Antoine Watteau, geboren zu Valenciennes am
10. Oktober 1684, ging mit etwa achtzehn Jahren nach
Paris und knüpfte bald Beziehungen zu Kupferstich-
händlern und -Verlegern an, auch mit Künstlern, unter
ihnen Claude Gillot, mit dem er von 1703—1708 zu-
sammen gearbeitet hat.
Die nächste Verbindung wurde wichtiger, die mit
Claude Audran, der einer der geschätztesten Künstler
und zugleich Kustos am Palais du Luxembourg war. Er
verstand sich auf die Verzierungen von Räumen im leich-
testen Stil und hatte bedeutende Aufträge, darin sein
Helfer ihm zur Hand ging. Bedeutsamer noch für Wat-
teau wurde der Aufenthalt im Luxembourg: Die Kennt-
nis der Gemäldesammlung im Schloß, namentlich der be-
rühmten Folge der Medici-Bilder von Rubens, und die
Teilnahme an den täglich vor ihnen geführten Gesprä-
chen der Künstler und Schöngeister, der Rubenisten und
Poussinisten, nicht zuletzt der Park, der damals im üp-
pigsten Flore stand und den Landschafter in Watteau er-
weckte.
1709 beteiligte der Fünfundzwanzigjährige sich erst-
mals an einem Wettbewerb der Königlichen Maler-
akademie, mit dem Wunsche, den Rompreis zu erlangen.
Vergeblich. 1712 stellte Watteau sich abermals dem Preis-
gericht. Aber seine Leistung bestimmte die Akademie,
ihn ohne weiteres und ohne ihn nach Rom zu schicken,
als ihr Mitglied anzuerkennen. Doch wurde sein Ver-
langen, sich an italienischer Kunst auszubilden, auf an-
dere Weise erfüllt. Der Finanzmann Pierre Crozat, kö-
niglicher Schatzmeister und einer der begütertsten Her-
ren in Frankreich, Junggeselle und leidenschaftlidier
Sammler, nahm Watteau zu sich in sein reiches Haus,
1715, als er aus Italien zurückkehrte mit einer der größ-
ten Sammlungen von Handzeichnungen alter Meister,
die jemals bestanden hat. Namentlich Tizian und Vero-
nese, auch Correggio wurden nun neben Rubens und van
Dyck die bewunderten Vorbilder, aus denen Watteaus

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