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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Klemm, Alfred: Aberlin Tretsch, Herzog Chrstophs von Württemberg Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0069

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Aberlin Tretscb, Herzog Christophs von Württemberg Baumeister. 55
die Amtleute, Bauleute, Vögte, Keller, Forstmeister u. a. schreiben und be-
richten müsse. Eben hieraus ist zugleich am meisten zu entnehmen, dass
Tretsch schon unter Herzog Ulrich seine oberleitende Stellung gehabt haben
wird. Wie viel das unter Herzog Christoph zu schaffen geben musste, ist ja
schon aus dem zu entnehmen, dass der Herzog, wie Stalin sagt, eine förm-
liche Liebhaberei des Schlösserbauens hatte; und damit scheint er auch seine
Unterthanen angemacht zu haben, wenn doch einer, der selbst ein Baumeister
ist, sagen mag (14. Aug. 1561), dass, trotzdem die Leute über die grosse
Theurung klagen, doch zur Zeit jedermann bauen wolle, wie die Schrift sage,
in den letzten Zeiten werde alle Welt bauen, als ob man ewig leben wollte.
Wir nehmen also an, dass alle Schlossbauten damals, zum mindesten die unter
Herzog Christoph 13), unter Tretsch’s Oberleitung entstanden sind, und erklären
uns zugleich aus demselben Grund, weil Tretsch die oberste Leitung, nicht
die Ausführung der Bauten hatte, dass kein Bau sein Werkzeichen erhalten
hat, so dass wir (wie bei Schickhardt) ungewiss bleiben, ob er überhaupt eines
geführt hat 14). Dass bei einer so vielseitigen Arbeitsleistung im Land von
einer auswärtigen Thätigkeit Tretsch’s nicht die Rede sein konnte, ist von
selbst klar. Nur einmal lesen wir (Lübke), dass am 31. Aug. 1563 der Mark-
graf von Brandenburg dem Herzog dankt für die Zusendung seines Bau- und
Werkmeisters, der mit seinen Steinmetzen und Zimmerleuten (zwei Werk-
meistern der beiden Handwerke) gekommen sei, um auf der Plassenburg die
angefangenen und zum guten Theil vollbrachten Bauten einer Vesten, des-
gleichen auch andere Gebäu zu besichtigen. Derselbe habe davon Abrisse
und Austheilungen gefertigt und sein räthlich Bedenken gegeben. Da er aber
wohl wusste, »dass der Herzog seinen Architekten selbst nicht entbehren
könne«, bat dann der Markgraf zugleich um Zusendung des Blasius Berwart.
Den Rückweg hatte damals Tretsch über München zu nehmen gehabt, um
sich die herrschaftlichen Schlossgebäude u. a. zeigen zu lassen.
Wir nähern uns dem Ende dessen, was wir über den Meister wissen,
und wollen da zunächst Einiges über seine Familie beifügen. Aus land-
ständischen Acten lernen wir, sämrntlich als Landeseinnehmer, drei Tretsch
kennen: 1) einen Sebastian, Bruderssohn unseres Meisters, von Nov. 1564 an,
t 1569; 2) einen weitern Sebastian, Sohn unseres Tretsch, Dec. 1569—<98;
3) dessen Sohn Wilhelm 1598—1617. Ausserdem aber ist 1589 und 90 die
Rede von einem Hofgerichtsbeisitzer Albrecht Tretsch, der 1587 doctorirte;
vermuthlich ist dieser ein zweiter Sohn unseres Meisters und, wie schon er-
wähnt, der, der sich den Wappenbrief 1576 ausstellen liess. Hoffen wir, dass
über die Familie und über das Wirken Tretsch’s gelegentlich noch mehr
gefunden wird.
13) Nach der Stuttgarter Chronik hat Herzog Christoph in den 18 Jahren
seiner Regierung zehn schöner fürstlicher Häuser von neuem erbaut, als: Stuttgart,
Göppingen, Dwiel, Brackenheim, Lewenberg (begonnen 1558), Neuenbürg, Graveneck
(ebenfalls 1558 begonnen), Pfullingen, Waltenbuch, Steinhilben (jetzt in Hohen-
zollern); ausserdem viel Neues an den Festungen Asperg, Neuffen und Hohenurach.
14) Doch vergl. das oben über das Wappen Bemerkte.
 
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