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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Volckmann, Erwin: Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restauration, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0087

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über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde.

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mit dem Haupte Johannis des Täufers« nach dem Original im Pal. Doria zu
Rom und eine zweite »Heilige Familie« von Carlo Maratta. Auf derselben
Wand nach den Fenstern hin eine Copie nach Correggio’s »Maria mit dem
Kinde, den Engeln und Maria Magdalena«; dann ein Originalgemälde des
Alessandro (Varotari) Padovanino »Die Opferung der Iphigenia«. Das Bild
ist von grosser Farbenpracht, echt venezianisch und zeugt für das fleissige
Studium Veronese’s; es dürfte wenig bessere Gemälde Padovanino’s geben.
Dieses stammt aus der Galerie des Palazzo Manfrini zu Venedig und ist, wie
noch manche andere Stücke der Sammlung, durch Kauf hierher gekommen.
Den Schluss bildet Ary Scheffer’s berühmtes Gemälde »Dante und Vergil be-
gegnen in der Hölle Francesca da Rimini und Paolo Maletesta« nach der Stelle
der Göttlichen Komödie (Hölle V. Ges.); es ist eine Copie von Rudolph Schick.
Der anstossende »rothe Salon«, ebenfalls einige zwanzig Gemälde ent-
haltend, zeigt noch interessantere Stücke. Auf der Wand der Fensterseite
gegenüber erblicken wir zuerst eine »Heilige Familie« des Cavaliere d’Arpino,
dieses überaus fruchtbaren Manieristen, daneben eine Copie von Murillo’s »Der
heil. Antonius von Padua mit dem Christkinde« in der Berliner Galerie, und
Maratta mit einer »Ruhe auf der Flucht nach Aegypten« in Zeichnung wie
in Colorit ein sehr gelungenes Werk unter dem Einflüsse Guido’s. Es folgt
Tizian’s »Grablegung Christi« nach dem berühmten Original im Louvre von
Hildebrandt, und das »Porträt eines jungen Pesaro«, ebenfalls von Tizian.
Im würdigen Anschluss hieran erwähnen wir die treffliche »Vermählung der
heil. Katharina mit dem Christuskinde«, ein Original von der Hand Bonifacio
d. Aelteren, dieses glücklichsten Nachfolgers Vecellio’s. Wir kommen nun zu
einigen Perlen der Sammlung. Da ist zuerst ein »Heiliger Joseph mit dem
Kinde«. Zärtlich und gleichzeitig besorgt, beugt sich der Vater zu dem
Knäblein in seinen Armen. Es ist ein gutes Erzeugniss der Bologneser
Schule und wohl mit Sicherheit als ein Werk Domenichinos anzusehen. Dieses
Gemälde und die schöne »Verkündigung« des Francesco Albani wurden in
Bologna erworben. Die letztere dürfte mit zu den Hauptleistungen Albani’s
gehören. Die unten hängende »Madonna della Sedia« ist eine gute Copie aus
Raphaelischer Zeit von seltener Erhaltung, der nur ein Geringes durch Ludwig
Rosenfelder’s geschickte Hand nachgeholfen wurde. Dieses Prachtstück erwarb
Herr von Farenheid selbst auf einer seiner zahlreichen Reisen durch Italien
für seine Sammlung. Daneben finden wir ein weiteres Meisterwerk, ein Ori-
ginal von Francesco Francia aus seiner späteren Zeit, eine »Maria mit dem
Kinde«. Man sieht auf diesem Bilde deutlich den Einfluss, welchen die
umbrische Schule und besonders der befreundete junge Raphael auf diesen
Bolognesen ausübten. Hieran reiht sich eine »Heilige Familie« von Gignani
und wieder eine »Maria mit dem Kinde«, ein Original von dem Pinsel des
Ferraresen Lorenzo Costa mit Monogramm und der Jahreszahl 1505. — Den
Beschluss auf dieser an interessanten wie werthvollen Gemälden so überreichen
Wand macht eine Graf’sche Copie von Tizian’s »Maria mit dem Kinde, dem
heiligen Johannes und St. Antonio Abbate«. — Zum Eingang zurückkehrend
ziehen vor uns einige Bilder von grösserer Dimension unsere Blicke auf sich.
 
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