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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0094

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80

Litteraturbericht.

494. Helbig Nr. 1957). Andererseits dürfte sich das Gemälde einer Malerin
(Helbig Nr. 1443), auf dem nur Requeno eine Spatel, alle anderen, auch
Helbig, einen Pinsel erkannt haben, auf Temperamalerei, nicht auf Enkaustik
beziehen.
Mit einem Wort weise ich noch auf den Abschnitt über enkaustische
Bemalung der Statuen (S. 52 ff.) hin. Er ist ausserordentlich dürftig und
ungenau. Von allen neueren ^tatsächlichen Ermittelungen ist den Verfassern
nichts bekannt. In der wichtigen Stehe Vitruvs 7, 9, 3 (vgl. S. 47) wird
übersehen, dass die yaviooi? sich nur auf die signa marmorea nuda bezieht
(Plinius 33, 122 spricht ungenau von marmora ganz allgemein). Ganz falsch
wird sodann hiermit die vielbesprochene circumlitio der praxitelischen Statuen
durch Nikia's identificirt und endlich dieser wiederum das blosse illinere
gleichgestellt. Uebrigens empfiehlt Gros den heutigen Bildhauern, um ihre
Werke wetterbeständiger zu machen, das antike Verfahren, die Oberfläche des
Marmors mit Wachs, die der Bronze mit Erdpech zu behandeln. Hier dürften
sich wohl Versuche lohnen *).
Strassburg. Ad. Michaelis.
Eudel, Paul. Die Fälscherkünste (le troquage). Autorisirte Bearbeitung
von B. Bucher. Leipzig, Grünow, 1885. 8°.
Das Eudel’sche Buch (le troquage) erregte bei seinem Erscheinen grosses
Aufsehen, mehr allerdings in Deutschland als in Frankreich. Der Franzose,
wenn er sammelt, lernt in Paris zur Genüge alle Kniffe und Gaunereien der
Fälscher kennen, der Provinziale, wenn anders es ihm mit dem Sammeln
Ernst ist, hat hinreichend Fühlung mit der Hauptstadt, um Bescheid zu
wissen. Anders in Deutschland. Gibt es hier aber an und für sich wenig
Sammler, die diesen Namen verdienen, so ist die Zahl derer, welche über-
haupt eine Ahnung von dem grossen Pariser Kunstmarkt haben, und dem,
was dort vorgeht, noch erheblich geringer. Daher war für den deutschen
Liebhaber und Kunstfreund Le troquage, obwohl er nicht viele bekannte alte
und einige unbekannte neue Fälscheranekdoten enthält, von grossem Interesse.
Freilich es war in Form eines Feuilleton geschrieben, enthielt zahlreiche
Wörter aus dem Jargon des Hotel Drouot, kurz war für eine Menge deutscher
Leser etwas genusslos.
Den Gedanken, das Buch ins Deutsche zu übertragen, mag man daher
einen glücklichen nennen: jetzt darf es auf fünfundsiebzig Procent Leser
mehr rechnen. Der Uebersetzer hat sich ziemlich genau an das Original ge-
halten, in verständiger Weise aber dessen oft weit ausgespannte, dialogische
Form gekürzt, den an die Gauserie streifenden Ton geändert, Belegstücke etc.
weggelassen, endlich eine Reihe Anmerkungen zugefügt, welche für den
deutschen Leser unbedingt nöthig waren. Letztere enthalten z. T. genaue
x) Bei Gelegenheit der Gorrectur kann ich noch auf die ausführliche Be-
sprechung von 0. Donner hinweisen: Ueber Technisches in der Malerei der Alten,
insbesondere in deren Enkaustik, Separat-Abdruck aus den »Praktisch- und Chemisch-
Technischen Mittheilungen« von Keim, 1885, Nr. 10 u. folg.
 
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