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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Bode, Wilhelm von: Rembrandt´s Radierungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0298

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254 Dr. Sträter und W. Bode: Rembrandt’s Radirungen.
falls eine eingehende Beschreibung der Radirungen Rembrandt’s ge-
liefert und endlich hat Herr Vosmaer im Haag ein vortreffliches Werk
über Rembrandt’s Leben und seine Werke 1868 und 1877 heraus-
gegeben und in demselben auch selbstredend dessen Radirungen be-
handelt. Er war der Erste, der es durchgreifend und mit Erfolg
versucht hat, die Blätter nicht nach dem Gegenstände der Darstellung,
wie es herkömmlich war, sondern nach der Zeit ihrer Entstehung, der
datirten oder vermuthlichen, zu ordnen. Diese folgenreiche Neue-
rung, in der zweiten Ausgabe durch Unterstützung seiner Freunde
wesentlich verbessert, hat wohl den Anstoss für die Anordnung der
im Jahre 1877 veranstalteten Exhibition of the etched work of Rem-
brandt in the fine arts club in London gegeben, wo die Blätter nach
der Grundanschauung Vosmaer’s geordnet waren. Herr Seymour Haden,
der weltbekannte Radirmeister und Sammler, hatte für die Ausstellung
einen Text geschrieben, der seine bedeutenden Kenntnisse und tief-
einschneidende Kritik der Radirungen Rembrandt’s an den Tag legt
und mit dem hergebrachten, von Speculanten und gedanken- und ge-
fühllosen Liebhabern begünstigten Schlendrian gebrochen haben will.
Ebenso hat Herr Middleton sein im Jahre 1878 publicirtes Werk nach
der Zeit der datirten oder vermutheten Entstehung der Blätter geordnet.
Wenn Haden’s Auffassung, die ich später erörtern werde, nur approxi-
mativ richtig ist, so müssen manche Blätter Rembrandt’s für Schüler-
arbeiten erklärt werden. Ferner hat der jüngst verstorbene Conservator
am Amsterdamer Kupferstich-Gabinet, Herr A. D. de Vries, in der Zeit-
schrift »Oud-Holland« nachgewiesen, dass eine erhebliche Anzahl der
dem Rembrandt von A. Bartsch und seinen Nachfolgern radirten Land-
schaften nicht ihm, sondern seinen Schülern und Nachfolgern, unter
denen sich auch ein Jakob Konink findet, zuzuschreiben sind.
Kürzlich hat Herr L. Gonse, Chef-Redacteur der »Gazette des
Beaux-arts«, im October- und December-Hefte 1885 bei der Besprechung
des grossen Werkes der Rembrandt’schen Radirungen von Herrn Dutuit
darzuthun gesucht, dass die Anzahl der echten Blätter noch bedeutend
herabgesetzt werden müsse, höchstens 160 wären echt, und theilt uns
mit, dass Herr Legros, der wohlbekannte Radirmeister, nur 71 als un-
zweifelhaft ansehe und man ausserdem 42 dem Rembrandt allenfalls
zuschreiben könnte, also zusammen 113.
Nun beschreibt Bartsch 375, Wilson 366, Glaussin 355, Gh. Blanc 353,
Middleton 329, Herr Dutuit 363, ohne indess, wie auch Herr Middleton,
seine Bedenken bei einer erheblichen Anzahl zu unterdrücken. Wollte
man aber Herrn Legros, der Techniker und zugleich Verehrer Rem-
brandt’s ist, folgen, so bedürfte es nur eines verwegenen Sprunges und
 
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