324 Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
Aufbau der verschiedenen Städte Schliemann’s in Hissarlik für immer
zusammen. Der hohe cultur- und kunsthistorische Werth der Hissarlik-Aus-
grabung wird nie geleugnet werden. Wollten wir für die Funde eines Monats
in der Nekropole von Ag. Paraskevi bei Nicosia dem Beispiele Schliemann’s
folgen und hauptsächlich, uns auf Verschiedenheiten in den Töpferwaaren
stützend, so und soj viele verschiedene Völker, die so und so viel verschiedene
Begräbnissplätze an derselben Stelle anlegten, annehmen, wie bei Schliemann
Städte, so würden wir für den Platz Ag. Paraskevi mindestens auf 15—20
verschiedene Völkerschaften kommen. — Statt dessen sieht man in dieser vor-
phönikischen Zeit ein grosses Kriegervolk seine Wogen über die Insel ergiessen
mit einem Vortrabe und Nachtrabe. In dem Vortrab marschirt ein an das No-
madenleben gewöhnter Stamm, der äusser mit der Waffe auch mit der Melk-
schüssel zu hantiren weiss, ein Stamm kriegerischer Hirten, der auf den hit-
ti tisch en Ursprung hinweist.
Das ist die Zeit, in der die Keramik äusser den Milch- und Melkschüsseln
die Gefässe aus verschiedenen Behältern oder Hälsen zusammengekuppelt er-
findet, in der man die Gefässe erst mit einfach eingestochenen, eingeritzten
und eingeschnittenen Ornamenten zu schmücken anfängt, später die Gefässe
zur Verstärkung der Gegensätze künstlich roth öder schwarz färbt und die
Vertiefungen mit weisser Kreide auszufüllen lernt. (G. Perrot’s Band III. pag. 685,
ausgesprochene Ansicht, als sei die weisse Masse in die Gefässe zufällig hinein-
gekommen und nie vom Töpfer absichtlich erzeugt, ist ebenfalls unhaltbar.
Ich habe genau beobachtet und aus Gräbern in einer kalk- und kreidefreien
Erdschicht sowohl Gefässe mit eingeritzten Ornamenten älteren Ursprungs, die
Vertiefungen nicht mit weisser Masse ausgefüllt, herauskommen sehen und
gleichzeitig solche, bei denen die Vertiefungen, reizende Muster bildend, aufs
Sauberste mit weisser Kreide ausgefüllt waren. Besonders rufen glänzend
schwarzthonige Gefässe mit künstlerisch verstandenen Decorationen, sämmtlich
eingeritzt und mit ganz weisser Kreide ausgefüllt, prächtige Farben- und Valeur-
gegensätze hervor.)
Daran schliessen sich in grosser Fülle die Reliefvasen an, die oben er-
wähnt wurden und in der Weise nur in dieser sehr alten Periode vorkommen,
Halbmonde, Sonnen- und Mondscheiben, Schlangen, Hirsche und Mufflons.
Alle bisher bekannten hittitischen Inschriften sind in Relief aus Stein einge-
hauen und nie eingeritzt.
Auf den hittitischen Vortrab folgt der grosse assyro-babylonische Heeres-
zug und überbringt eine neue Cultur, eine weiter fortgebildete Kunst. Die
Farbe tritt zum ersten Male zu einem geometrischen Decorations-Systeme aus-
gebildet auf. In den Gräbern der Vorhut, der Vorstufe, erscheinen hier und
da an der unteren Grenze einzelne importirte Stücke mit aufgemalten Deco-
nationen, und die Eigenarten der Vorstufe, die Vasen mit eingeschnittenen
Ornamenten und Reliefvasen, die Milchschüsseln und gekuppelten Gefässe,
dauern noch eine Zeit lang in die assyro-babylonische Cultur hineingetragen
fort. Aber dann tritt eine Zeit ein, in der die Vorstufe ganz überwunden-
Es giebt nicht nur Gräber, sondern ganze Nekropolen, in denen keine Spur
Aufbau der verschiedenen Städte Schliemann’s in Hissarlik für immer
zusammen. Der hohe cultur- und kunsthistorische Werth der Hissarlik-Aus-
grabung wird nie geleugnet werden. Wollten wir für die Funde eines Monats
in der Nekropole von Ag. Paraskevi bei Nicosia dem Beispiele Schliemann’s
folgen und hauptsächlich, uns auf Verschiedenheiten in den Töpferwaaren
stützend, so und soj viele verschiedene Völker, die so und so viel verschiedene
Begräbnissplätze an derselben Stelle anlegten, annehmen, wie bei Schliemann
Städte, so würden wir für den Platz Ag. Paraskevi mindestens auf 15—20
verschiedene Völkerschaften kommen. — Statt dessen sieht man in dieser vor-
phönikischen Zeit ein grosses Kriegervolk seine Wogen über die Insel ergiessen
mit einem Vortrabe und Nachtrabe. In dem Vortrab marschirt ein an das No-
madenleben gewöhnter Stamm, der äusser mit der Waffe auch mit der Melk-
schüssel zu hantiren weiss, ein Stamm kriegerischer Hirten, der auf den hit-
ti tisch en Ursprung hinweist.
Das ist die Zeit, in der die Keramik äusser den Milch- und Melkschüsseln
die Gefässe aus verschiedenen Behältern oder Hälsen zusammengekuppelt er-
findet, in der man die Gefässe erst mit einfach eingestochenen, eingeritzten
und eingeschnittenen Ornamenten zu schmücken anfängt, später die Gefässe
zur Verstärkung der Gegensätze künstlich roth öder schwarz färbt und die
Vertiefungen mit weisser Kreide auszufüllen lernt. (G. Perrot’s Band III. pag. 685,
ausgesprochene Ansicht, als sei die weisse Masse in die Gefässe zufällig hinein-
gekommen und nie vom Töpfer absichtlich erzeugt, ist ebenfalls unhaltbar.
Ich habe genau beobachtet und aus Gräbern in einer kalk- und kreidefreien
Erdschicht sowohl Gefässe mit eingeritzten Ornamenten älteren Ursprungs, die
Vertiefungen nicht mit weisser Masse ausgefüllt, herauskommen sehen und
gleichzeitig solche, bei denen die Vertiefungen, reizende Muster bildend, aufs
Sauberste mit weisser Kreide ausgefüllt waren. Besonders rufen glänzend
schwarzthonige Gefässe mit künstlerisch verstandenen Decorationen, sämmtlich
eingeritzt und mit ganz weisser Kreide ausgefüllt, prächtige Farben- und Valeur-
gegensätze hervor.)
Daran schliessen sich in grosser Fülle die Reliefvasen an, die oben er-
wähnt wurden und in der Weise nur in dieser sehr alten Periode vorkommen,
Halbmonde, Sonnen- und Mondscheiben, Schlangen, Hirsche und Mufflons.
Alle bisher bekannten hittitischen Inschriften sind in Relief aus Stein einge-
hauen und nie eingeritzt.
Auf den hittitischen Vortrab folgt der grosse assyro-babylonische Heeres-
zug und überbringt eine neue Cultur, eine weiter fortgebildete Kunst. Die
Farbe tritt zum ersten Male zu einem geometrischen Decorations-Systeme aus-
gebildet auf. In den Gräbern der Vorhut, der Vorstufe, erscheinen hier und
da an der unteren Grenze einzelne importirte Stücke mit aufgemalten Deco-
nationen, und die Eigenarten der Vorstufe, die Vasen mit eingeschnittenen
Ornamenten und Reliefvasen, die Milchschüsseln und gekuppelten Gefässe,
dauern noch eine Zeit lang in die assyro-babylonische Cultur hineingetragen
fort. Aber dann tritt eine Zeit ein, in der die Vorstufe ganz überwunden-
Es giebt nicht nur Gräber, sondern ganze Nekropolen, in denen keine Spur