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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Bibliographische Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0411

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Bibliographische Notizen.

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Im zweiten Abschnitt seiner Abhandlung gibt Geymüller den Nachweis,
dass die bekannte Sammlung von 184 Blättern architektonischer Handzeich-
nungen im Musee Wicar zu Lille, die von ihrem ehemaligen Besitzer Michel-
angelo zugeschrieben wurden und für die es bisher nicht gelungen war, einen
wahrscheinlicheren Urheber aufzufinden, dem Bastiano (Aristotile) und Battista
(il Gobbo) da San Gallo, den Neffen des älteren Brüderpaares, angehört, und
zwar dem ersteren höchstens ein Dutzend davon, alle übrigen dem letzteren,
der in der Mehrzahl derselben Zeichnungen Aristotile’s, die jedoch heute nicht
mehr nachzuweisen sind, copirt zu haben scheint. Auf die Einzelheiten der
Beweisführung, die sich im Wesentlichen auf den Vergleich der Beischriften
auf den liller Blättern mit unzweifelhaften Autographen beider Meister in der
Sammlung der Uffizien stützt, können wir hier leider nicht näher eingehen.
Zum Schlüsse berichtigt Geymüller seine frühere irrthümliche Ansicht
(die auch in Müntz’ »Les arts ä la cour des Papes« II p. 306 übergegangen
ist), wonach das Skizzenbuch Giuliano’s in der Barberina auch Blätter von
der Hand seines Neffen Francesco (jene nämlich, deren Beischriften von ihm
herrühren) enthalte. Das neuerliche, genaue Studium jenes Bandes, sowie der
Zeichnungen der Familie San Gallo in den Uffizien hat Geymüller davon über-
zeugt, dass das Skizzenbuch durchaus von der Hand Giuliano’s stammt, und
die Verschiedenheiten in der Behandlung einzelner Blätter desselben sich durch
den langen Zeitraum (1465—1514) erklären, während dessen es entstand. Es
ist im Wesentlichen eine Sammlung von Darstellungen antiker Denkmäler,
theils eigene Aufnahmen, theils Gopien fremder, worin nur ausnahmsweise
Skizzen mittelalterlicher Bauten (Torre Asinelli zu Bologna, Dom, Baptisterium
und Angeli zu Florenz) und gleichzeitiger Werke (Bramante’s Rundtempel in
S. Pietro in montorio) aufgenommen wurden. Von eigenen Entwürfen Giu-
liano’s enthält es bloss denjenigen für den Neapeler Königspalast vom Jahre
1488 und einen der Pläne des Meisters für S. Pietro. Interessant ist die Con-
statirung, dass das Skizzenbuch anfänglich nicht in seiner jetzigen Ausdehnung
und Bedeutung angelegt war: die ersten 17 Blätter wurden erst nachträglich
von ihrer ursprünglichen Grösse (27 auf 40 Gentimeter) auf diejenige der
später hinzugefügten (39 auf 45x/2 Gentimeter) erweitert.
Ein Beitrag L. Gourajod’s endlich für das genannte Jahrbuch (Docu-
ments sur l’histoire des arts et des artistes ä Gremone aux XVe et
XVIe siecles) enthält werthvolle, bisher unveröffentlichte Documente zur
Künstlergeschichte Gremona’s, grösstentheils die bekannte Intarsiatorenfamilie
del Saccha betreffend. Ihr berühmtestes Glied war Paolo del Saccha, der mit
seinem Vater Thomas und Bruder Imero schon 1480 am Chorgestühl der
Certosa von Asti arbeitete. Auf ihn bezieht sich denn auch die Mehrzahl der
hier gebotenen Urkunden aus den cremoneser Archiven. Neben Kauf- und
Verkaufsverträgen, Heirathscontracten, Testamenten, Aufnahmen des Nach-
lasses, die einerseits die Aufstellung des Stammbaums der Familie ermög-
lichten , andererseits über ihre bürgerlichen Verhältnisse, ihr Ansehen, sowie
über den technischen Betrieb ihres Gewerbes manchen interessanten Aufschluss
 
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