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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Bibliographische Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0413

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Bibliographische Notizen.

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erklärt. Mancini widerlegt nun diese Ansicht mit gewichtigen Argumenten,
die er aus dem genauen Vergleich unseres Codex mit dem Trattato d’archi-
tettura herleitet, und weist nach, dass derselbe viel mehr eine Compilation als
ein Originaltractat ist. Dies letztere ergibt sich u. a. schlagend aus der In-
congruenz der auf Mechanik und Hydraulik bezüglichen, sehr ausführlichen
Capitel desselben mit denjenigen, die architektonische Materien behandeln, sowie
aus dem Umstand, dass die einzelnen Gegenstände jener mit grosser Klarheit
und Sachverständniss dargelegt sind, dagegen ihre Anordnung völlig unorga-
nisch ist, wie es eben bei Collectaneen der Fall zu sein pflegt. Was nun
gerade diesen auf mechanische Probleme bezüglichen Theil des Codex an-
langt, ist Mancini geneigt, darin den Auszug aus einem Tractat L. B. Alberti’s
zu erkennen, den dieser nach Razzi’s und Vasari’s Zeugniss über analoge
Materien verfasst hatte. Unter den dafür angeführten Gründen verdient auch
der äusserliche hervorgehoben zu werden, dass sich in einer Handschrift der
Chigiana (M. VII, 149) zwischen der Gopie eines unzweifelhaften und eines
attribuirten Werkes Alberti’s gerade der Theil unseres Codex eingeschaltet
findet, der sich auf Mechanik bezieht, mit der einzigen Abweichung, dass der
Copist die Zeichnungen nicht reproducirte. Dass übrigens der Compilator
unseres Codex auch die übrigen wissenschaftlichen Arbeiten L. B. Alberti’s
kannte, erhellt aus einigen Entlehnungen, die er daraus, wie Mancini nach-
weist, machte. Was die Illustrationen des Codex betrifft, so sind sie ganz
verschieden von denen im Manuscript des Trattato d’Architettura von Franc,
di Giorgio in der Magliabecchiana (cl. XVII Nr. 31) ausgeführt. Dieses sind
flüchtige Skizzen, jene durch Präcision, Feinheit und Deutlichkeit der Ausfüh-
rung ausgezeichnete Darstellungen. Unter den 38 Plänen für Tempel- und
Kirchenbauten, die eines der Capitel illustriren, befindet sich als letzter ein
Entwurf, der viel Aehnlichkeit mit der von Franc, di Giorgio erbauten Madonna
del Calcinajo bei Cortona zeigt. Doch rührt er, ebenso wie ein zweiter ihm
vorhergehender, von einer andern Hand her, als die übrigen Zeichnungen des
Codex; auch kommt im Text kein Bezug darauf vor. Beide Blätter scheinen
also der Handschrift hinterher einverleibt worden zu sein. C. v. F.
Zur Kenntniss und Würdigung der mittelalterlichen Altäre Deutsch-
lands. Ein Beitrag zur Geschichte der vaterländischen Kunst von E. F. A.
Münzenberger, Stadtpfarrer. Frankfurt a. M. 1885. Fosser Nachfolger.
1. Lieferung.
Die erste Lieferung lässt uns einen Einblick in den Plan und die Art
der wissenschaftlichen Arbeit des Verfassers thun. Nach beiden Richtungen
hin darf man ein für die mittelalterliche Kunstgeschichte wichtiges und viel-
fach belehrendes Werk erwarten. Der Verfasser hat mit Eifer gesammelt —
er hat für die deutschen Länder ein Verzeichniss von nicht weniger als 2000
mittelalterlichen Altären zusammenstellen können und eine Sammlung von
300 Altarphotographien gemacht — und mit dem Sammeleifer gründliche
Geschichtskenntnisse verbunden. Für letzteres legen die vorliegenden Capitel
über den Altartisch, das Altarantependium und die in Metall und Stein gear-
beiteten romanischen Retablen Zeugniss ab. Auf den Inhalt wollen wir nach
 
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