Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

DOI issue:
Litteraturbericht
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0534

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
470

Litteraturbericht.

Verhältniss des Magister operis und der Directores fabrice, den Arbeitslohn
und die wöchentliche Bemessung desselben nach der vom Notarius Zoll für
Zoll abgeschätzten Arbeit beigebracht; welche Summen für den Bau verwendet
worden sein mögen, davon erhält man eine Ahnung durch die Schlussnotiz
der Rechnungsbücher, welche die Gesammtausgabe auf 3353 Schock, 15 Prager
Groschen und 6 Parvi festsetzt. Nach dem Hinweise auf die in der Prager
Bauhütte gebildeten Meister und den Antheil Peter Parler’s namentlich an der
Bartholomäuskirche in Kolin, sowie der Barbarakirche in Kuttenberg folgen
die Massnahmen Karls IV. für die Befestigung und Regelung der Landes-
hauptstadt, wo namentlich in dem sich immer bedeutender entwickelnden
neuen Stadttheile durch Karl IV. mehrere Klöster gestiftet wurden und in den
Kirchen derselben, sowie in anderen damals erbauten Gotteshäusern der Neu-
stadt besonders die dreischiffige Flallenanlage zur Verwendung gelangte. Ein-
gehender Besprechung wird die Anlage der Karlshofer Stiftskirche in ihrem
Verhältnisse zur Aachner Pfalzcapelle Karls des Grossen gewürdigt und von
den Prager Pfarrkirchen der Neubau der Teynkirche speciell besprochen, da
beide Denkmale in der Art ihres Chorschlusses an Peter Parler’s Theil der
Bartholomäuskirche in Kolin gemahnen. Der Einfluss der Gothik auf die
Privatbauten scheint durch den Erker des Carolinums entsprechend betont,
worauf mit dem Baue der Karlsbrücke, deren Anlage abermals Peter Parier
übertragen wurde, der Abschnitt über Architektur beendet wird.
Weniger zahlreich sind die Denkmale der Plastik, unter welchen 21
schon bei der Baugeschichte des Domes einbezogene Büsten der Triforium-
galerie durch lebensvolle Auffassung gleich der Peter Parier selbst zuzurech-
nenden Wenzelsstatue hervorragen; interessant bleibt der Hinweis auf die
an letzterer nachweisbaren Spuren der Bemalung, von der sich auch an dem
Grabdenkmale König Ottokars II. schwache Ueberreste erhielten. Dass im
Anschlüsse an die Parler’sche Schule, die durch reichen plastischen Schmuck
die Architektur des Domes belebte, nicht nur auf die Denkmale der Plastik
in Prag, sondern auch jene des Landes überhaupt Bezug genommen wird,
fügt sich als willkommene, das Ganze abrundende Erweiterung an. Nach
dem Hinweise auf die Leistungen des Bronzegusses, unter welchen die 1373
gegossene Reiterstatue des hl. Georg, eine Leistung des - Martin und Georg
von Glussenberg, welche Leseart der Verfasser entschieden mit Recht gegen
Clussenbach vorzieht, verständnissvoll gewürdigt wird, endet die erste Studie
mit Erwähnung prächtiger Schmiedearbeiten, von denen das Gitter der Karl-
steiner Kreuzcapelle mit den deutlichen Spuren des einstigen Farbenschmuckes
einen neuen Beleg für die Ausdehnung der Polychromirung bei mittelalter-
lichen Denkmalen bietet.
Dieselben tüchtigen historischen Kenntnisse und ein ruhiges, zutreffendes
Urtheil in der Würdigung der Kunstobjecte, welche in dieser Arbeit vortheil-
haft hervortreten, bilden auch die gute Grundlage für die zweite Abhandlung,
welche mit einer Darstellung der Richtung der Zeit und des Reliquiencultus
Karls IV. anhebt, den Einfluss beider auf die Ausbildung der Goldschmiede-
kunst erläutert und mit der Besprechung einiger Denkmale derselben schliesst.
 
Annotationen