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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0558

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494

Litteraturbericht.

Pag. 58 bemerkt der Autor: »Ebensowenig kennen wir das von Ghizzola (Le
Pitture e Sculture di Brescia 1760) am Choraltare der Karmeliterkirche von
Brescia genannte Bild einer Verkündigung (von Candid), das die neueren
Führer der Stadt nicht erwähnen.« Dies ist unrichtig. Das Gemälde befindet
sich zur Stunde noch an jenem Orte, wo ich es 1882 selbst gesehen habe.
Es wird auch in neueren Führern, z. B. in F. Odorici’s Guida di Brescia, 1882,
pag. 105 genannt. Das Bild ist als Hauptstück des Hochaltars in Garmine
eingesetzt, ein kleineres darüber rührt von Cossoli her. Meine Reisenotiz
besagt über das erstere kurz: »Sehr vornehm in der Haltung und Gompo-
sition; an B. Spranger erinnernd.« — Was die pag. 140 erwähnten zwölf
römischen Imperatoren-Bildnisse in der Residenz betrifft, welche eine Beschrei-
bung Schule Tizian’s nennt, so kommen solche in jener Zeit öfters vor. Eine
gleiche Suite, welche ebenfalls auf die verlornen Originale des Venezianers
(Growe und Cavalcaselle, Leben Tizian’s, deutsche Ausgabe II. p. 820) zurück-
gehen, sind im Schlosse Ambras in Tirol, von dem mit Candid gleichzeitigen
Hofmaler des Markgrafen Karl von Burgau, Jacob Pfister (Pfisterer) auf Holz
gemalt. (Ilg u. Boeheim, das k. k. Schloss Ambras in Tirol, Wien 1882, p. 113.)
Nicht unwichtig scheint dabei der Umstand, dass Stiche nach diesen Kaiser-
bildnissen von Eg. Sadeler existiren. Dr. A. Ilg.

Schrift, Druck, graphische Künste.
Adolph Menzel’s Illustrationen zu den Werken Friedrichs des Gros-
sen. In Holz geschnitten von 0. Vogel, A. Vogel, Fr. Unzelmann und
H. Müller. Zweihundert Blätter mit Text von L. Pietsch. Jubiläumsausgabe.
2 Bände. Berlin 1886, R. Wagner, Kunst- und Verlagshandlung.
Unter den Poeten hat Friedrich der Grosse seinen Homer noch nicht
gefunden — gewiss aber unter den Malern. Der Künstler, welcher in den
Modernen Gyklopen mit so erschütternder Gewalt und Mächtigkeit die Helden
der Arbeit konterfeite, der durch seine stahlharte Wahrheitsliebe in der Schilde-
rung der Helden der vornehmen Gesellschaft so viel sarkastisches Lachen zu
erregen wusste, kurz der berufenste Schilderer des Lebens der eigenen Gegen-
wart erwies sich auch als der berufenste Schilderer des vorigen Jahrhunderts
und seiner Helden. Wie sie leibten und lebten, so treten sie wieder auf,
Friedrich und sein Freundeskreis — das bewiesen schon Menzel’s Illustrationen
zu Kugler’s Leben Friedrichs des Grossen; wie er aber im Gebiete der Fridri-
cianischen Epoche daheim war, zeigen in noch umfangreicherem Maasse die
Illustrationen, mit welchen die von Friedrich Wilhelm II. angeregte Ausgabe
der Werke Friedrichs des Grossen ausgestattet wurden. Sechs Jahre (1843—49)
hatte der Künstler diesem Werke gewidmet. Ruhm konnte es wenig ein-
bringen, wenn Ruhm in dem Herzschlag der Liebe wurzelt, mit der das Volk
seinen Künstler bedenkt. Das Volk sah von dieser That des Künstlers
nichts — da diese Ausgabe nie in Handel kam, sondern nur als Geschenk
von Hof zu Hof wanderte. Vor vier Jahren wurde der Verlagshandlung ge-
stattet, von den im Berliner Kupferstichcabinet aufbewahrten Holzstöcken eine
 
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