Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Reuleaux, Franz
Briefe aus Philadelphia — Braunschweig, 1877

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1365#0021
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dritter Brief. ii
nen, sind vielfach erörtert worden; einige derselben sind
nicht ohne Halt. Da ist die Thatsache, dass die Schau-
stellung in Wien vielfach nicht den entsprechenden Erfolg
gehabt, da ist die augenblickliche gedrückte Lage unserer
Industrie, welche dringend Sparsamkeit erheischt, da ist die
zu schnelle Aufeinanderfolge der Ausstellungen. Alles rich-
tig; aber man darf nicht vergesfen, dass dieselben Gründe
mehr oder weniger für alle übrigen Kulturstaaten ebenfalls
gelten, daher Deutschland nicht berechtigen, sie bloss auf
sich anzuwenden. Ich möchte noch den anderen Umstand
anführen, dass Amerika selbst in Wien, abgesehen von der
Maschinenabtheilung, sehr schwach ausgestellt hatte. Der
ihm zugewiesene Flügel im Hauptgebäude war sast leer, nur
einige schwächere Seitenschösslinge des Maschinenwesens
fristeten ihr Dasein in dem weiträumigen Saale neben kleinen
Verkaufsstellen für Goldfedern, Schreibstiste und wunderbar
hastende Kitte. Dies war nicht ausmunternd für die deutsche
Industrie. Auch hätte dieser Umstand der amerikanischen
Presse vorschweben dürfen, als sie ihre Pfeile auf uns ab-
schoss und uns vorwarf, die geringe Beschickung sei eine
Kränkung sür Amerika. Aber gleichviel. Auch dieser
Punkt kann uns nicht als Stütze dienen, da er allen anderen
Nationen wie uns bekannt war. Die förmlichen Abmahnun-
gen, welche gelegentlich aus ihm, wie aus der amerikanischen
Zollgesetzgebung abgeleitet wurden, verlieren ihren Halt,
sobald man sicht, dass andere Völker sich dadurch nur soweit
beeinslussen liessen, dass sie zwar quantitativ weniger aus-
stellten, die Qualität dagegen so hoch zu halten suchten,
wie es die angeführten Verhältnisse nur immer gestatteten.
Noch ein weiterer Grund — ich spreche zunächst nur
von den unmittelbaren, nicht von den mittelbaren Verur-
sachungen, welche mehr in der Tiefe liegen — war der, dass
 
Annotationen