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B, Das Pflanzenornament in der griechischen Kunst.

gewahrt man — beiläufig' bemerkt — von assyrischem EinfLuss, man
wollte denn die Heftel oder die Klammern, wodurch die Spiralranken
bei ihrer Berührung in Fig. 66 und 67 zusammengehalten erscheinen,
als Zeugnisse dafür ansehen, weil sie sich auch auf assyrischen Bögen-
friesen (Fig. 33) finden. Der Rückfall in's „Geometrische" äussert sich
namentlich in der peinlichen Auftheilung der gesammten Oberfläche der
Vase Fig. 66 in parallele Streifen, und in den zahlreichen Streumustern
im Figurenfries. Es ist auch die Möglichkeit nicht abzuweisen, dass
derselbe Horror vacui, der diese Streufüllsel hervorgebracht hat, die
peinliche Beobachtung der Zwickelfüllung im letzten Grunde zur Folge
gehabt hat.

4. Rhodisches.

Die nächste Gruppe von Denkmälern die wir in Betracht zu ziehen
haben, sind die sogen. rhodischen&i) Vasen und die mit diesen eng ver-
wandten l'/wnsarkophage von Klazomenä. Das allgemeine Dekorationsschema
ist hier zwar im Wesentlichen das gleiche wie an den indischen Vasen:
Streifenmusterung und reichliche Streumuster als Füllungen zwischen
den menschlichen und Thierflguren. Wenn aber an den nielischen
Vasen in Bezug auf das Pflanzen- und Spiralen-Ornament die myke-
nische Tradition überwog, so tritt diese an der rhodischen Klasse in
den Hintergrund und macht Elementen von mehr orientalischem Ge-
präge Platz. Das Maass der Orientalisirung ist jedoch auch nicht überall
das gleiche, und schon die Betrachtung dieses Umstandes allein führt
sofort zu einer Scheidung, die freilich nicht ausschliessliche Geltung in'
Anspruch nehmen kann und will.

Wo nämlich die Blüthenmotive vereinzelt, ohne Verviel-
fachung und ohne Verbindung mit ihresgleichen vorkommen, dort er-
scheinen die unverkennbaren, zu Grunde liegenden Volutenkelchblüthen
orientalischer, oder, genauer gesagt, egyptischer Schöpfung gewöhnlich
sehr frei behandelt und dem jeweiligen Zwecke angepasst. Als
Beispiel diene Fig. 7067). In diesem Falle handelte es sich um die Aus-

66) Dass trotz des Hauptfimdorts (Kameiros auf Rhodos) diese Vasen auf
avgivischen, also europäischen Ursprung zurückgeführt werden (vgl. Dümmlcr
im Archäol. Jahrb. 1891, 263 ff.), sei deshalb erwähnt, um es zu rechtfertigen,
dass die bemerkbaren stärkeren orientalischen Einflüsse in dieser Vasengruppe
von uns nicht ausdrücklich mit der Nähe der Levante in Verbindung gebracht
wurden.

67) Von einer Schale aus Kameiros (Salzmann, Necropole de Camirus,
Taf. 51).
 
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