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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 2 (März u. April)
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Jacobi, Heinrich: Wilhelmsdorf (bei Usingen): Hügelgräber
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Mestwerdt, Georg: Nymwegen: Römisches Gefäss mit 3 Medaillonbildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0026
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untersuchten Hügelgräbern im hohen Taunus. Wie noch heute wird dort
eine ärmliche Bevölkerung gewohnt haben, deren Kultur weit hinter der-
jenigen der fruchtbaren Ebene zurückblieb. Die Funde selbst entsprechen
genau denjenigen vom Trieb bei Giessen, welche im Fundbericht des
Oberhess. Geschichtsvereins des Jahres 1902 (S. 31—46) veröffentlicht sind.
Auch dort ist u. a. der nämliche Gürtel (Taf. V) und ein ähnlicher Halsring
Taf. VI Fig 2. 7) gefunden. Zeitlich gehörte also auch diese vor-römische
Niederlassung in die Hallstattzeit.

Homburg v. d. H. H. Jacobi.

Nymwegen. Römisches Gefäss mit 3 Medaillonbildern.

Die Kamsche Sammlung in Nymwegen, welche schon manches eigen-
artige, selten vorkommende Stück enthält, ist neuerdings um einen drei-
henkligen, rotgefirnissten Tonkrug mit drei aufgesetzten runden Relief bildern
bereichert worden (Abb. 4). Dieser ist 1905 in der Nähe der nach holl. Berg und
Tal führenden und aus J. Schneider, Neue Beiträge etc. bekannten Römer-
strasse gefunden, und zwar etwa 1 km von der Stadt auf dem Grundstück
»Koppscher Hof“ des Herrn Vanbalen. Der Krug mit Kugelbauch und aus-
ladendem Hals hat eine Höhe von 16 cm, die eingesetzten Bilder einen
Durchmesser von 7 bezw. 7V3, 7V2 cm, der Bauch einen Umfang von 44 cm.
Wir haben es hier mit einem römischen Kruge etwa des 3. Jahrh. zu tun.

Das Stück ist, wenn nicht inzwischen noch mehrere zum Vorschein ge-
kommen sind, das fünfte unverletzt erhaltene seiner Art. Nach Dechelette,
Les vases ceramiques ornes de la Gaule romaine T. II, p. 238 ff. sind bis
jetzt von derartigen Gefässen mit aufgelegten Rundbildern 169 bekannt;
davon sind unter andern 79 in Vienne und Sainte-Colombe, 33 in Lyon, 29 in
Orange. Sie sind sämtlich im Rhonetal gefunden, aber fast alle nur in
Bruchstücken erhalten. Dechelette zählt 4 unverletzte Stücke mit 3 I-Ienkeln
und 3 Medaillons auf: 1. ein 1727 in Lyon gefundenes Gefäss, jetzt im

dortigen städtischen Museum, von rötlichem Ton mit bräunlichem Firniss;
2. eins aus Orange, das zur Sammlung Greau gehörte und jetzt in der von
M. Pierpont Morgan in Amerika zu finden ist; es hat wie I. einen Kugel-
bauch und Trichterhals; 3. ein in Xanten gefundenes, das einst zur Houben-
schen Sammlung gehörte (vgl. Fiedler, Erotische Bildwerke der Houbenschen
Sammlung T. V); es enthält die Inschrift TV SOLA NICA (CIL. XIII.
10013, 30). 4. eins im Museum zu Reims aus rötlichem Ton mit etwas

dunklerem Firniss, 2 Henkeln und 2 Medaillons.

Das fünfte ist nun das Kamsche Gefäss. Von den 3 Bildern desselben
sind 2 ganz gleich den yon Dechelette II, 260 u. 297 mitgeteilten aus dem
Rhonetal. Das erstere (Abb. 4, a) stellt Merkur mit dem Flügelhut dar, wie
er mit der Rechten den Seckel emporhebt; über der 1. Schulter der Caduceus
und eine Rosette (identisch damit Nr. 43 bei Dechelette S. 260: II est coiffe
du petase ä ailcrons. De la main droite, il eleve une bourse. Dans le champ,
ä droite, un caducee et une rosace. Le medaillon est entoure d’une guir-
lande de feuilles). Diese Umrahmung zeichnet auch bei dem Kamschen Gefässe
das Mercurbild vor den beiden übrigen Reliefs aus. Das zweite Bild (Abb. 4, b)
zeigt uns 2 Gladiatoren, von denen der eine im Begriff ist, auf die Kniee
zu sinken, nachdem sein Schwert sich am Schilde des anderen zerbrochen
hat. (Das in den Einzelheiten deutlichere Vorbild dieser Darstellung ist
Nr. 116 bei Dechelette S. 297: Un des combattants, blesse, flechit sur ses
ambes. Son glaive s'est brise surl e bouclier de son adversaire). Die beiden
Kämpfer scheinen ein Hoplomachus (1.) und ein Thraker (r.) zu sein. Zu
 
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