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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 2 (März u. April)
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Jacobi, Heinrich: Wilhelmsdorf (bei Usingen): Hügelgräber
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0025

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst)

Nachrichtenorgan für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Abonnementspreis pro Jahr 3 Mark.

Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

März u. April. Erster Jahrgang. Nr. 2. 1908.

NEUE FUNDE.

7. Wilhelmsdorf (bei Usingen). Hügelgräber.

4 km westlich von Usingen, dicht vor Wilhelmsdorf, liegt ein grosses
Gräberfeld, auf dem 35 Hügel deutlich erkennbar sind. Cohausen er-
wähnt Nass. Ann. XXI, S. 39. 5, No. 1 nur 12 Stück. Der Platz liegt
10 km nördlich der Saalburg auf Höhe 398 der Generalstabskarte im sog.
,.Eckardsgrund“, im Wald „Florath1'. Die neue Bahn Usingen-Weilmünster
durchschneidet hier die Höhe unmittelbar vor dem Dorfe in einem tiefen
Einschnitt, der 3 Flügel vollständig verschwinden lässt. Dank dem Entgegen-
kommen des bauleitenden Oberingenieurs, Herrn Hildenbrand, war es noch
möglich, die Hügel eiligst durchzugraben, wodurch zum ersten Male Hügel-
gräber im Saalburggebiet systematisch untersucht werden konnten.
Nicht alle scheinen unberührt, anscheinend haben hier schon Schatzgräber
gearbeitet.

Hügel I hatte einen Durchmesser von 19,50 m (am äussersten Rand
gemessen) und eine mittlere Höhe von 1,50 m. An der Peripherie fanden sich
Reste einer Steinsetzung. Im Innern enthielt er 6 Bestattungen. Etwa in der
Mitte lag das grösste Grab mit den nachweisbaren Resten eines 1,40^ 0,50 m
langen Sarges von langfaserigem Nadelholz (Lärche, Eibe ?), dessen Inhalt mit

12 V*>

Ausnahme einer kleinen 17 cm hohen - ‘ breiten Urne fast vollständig ver-
gangen war. Jn derselben Richtung daneben lag ein ähnliches Grab mit
Knochenresten, von welchen sich der Schmelz einiger Zähne am besten kon-
serviert hatte. Von Beigaben konnte man nur Stücke von ganz dünnen Hohl-
ringen und Fragmente eines Gürtels (!) mit buckelartig ausgetriebenen Bronze-
Verzierungen erkennen. Dazwischen waren Spuren von stark verrosteten
dünnen Eisenstückchen sichtbar. Ausserdem barg dieser Hügel noch 3 Brand-
gräber und Reste von einer dritten Sargbestattung. Dabei lag ein bronzener
Halsring von i31/2 cm Durchmesser und 5 mm Stärke mit Gusszapfen.

Hügel II enthielt ebenfalls ein Skelettgrab in der Mitte mit Resten des
Holzsarges und ein einfaches Brandgrab mit zerdrückter Urne. Sein Durch-
messer betrug zwischen der Steinsetzung 16,50 und seine Höhe 0,80 m.

Hügel III war wie die andern mit einzelnen Steinen umstellt, bei einem
Durchmesser von 16,0 m und einer mittleren Höhe von 1,0 m. Er enthielt
nur ein Brandgrab mit einem Bronzering von 14 cm lichter Weite. In allen
Hügeln haben Nachbeisetzungen stattgefunden, wie die zerstreuten Scherben
zeigen.

Etwa 200 m von dem Gräberfelde entfernt stiess man durch Zufall auf
Reste eines grossen Topfes. Es wäre also nicht ausgeschlossen, dass sich
an den Friedhof eine Niederlassung unmittelbar anschliesst.

Im allgemeinen ist der Inhalt sehr dürftig und entspricht den bisher
 
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