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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 2 (März u. April)
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Foelzer, Elvira: Marsstatuette aus der Trierer Kanalisation
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0033

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21

jugendlichen Britannicus, auf deren Revers der bärtige Mars in voller Rüstung
und gleichem Bewegungsmotiv vorkommt, in der Rechten die Lanze, in der
erhobenen Linken den Schild3). Der Typus stammt also schon aus der ersten
Hälfte des ersten Jahrhunderts, unser Exemplar jedoch kann schwerlich einer
so frühen Zeit angehören, da die Fundschicht von 2 m Tiefe auf dem Haupt-
markt ein Hinaufrücken in die beiden ersten Jahrhunderte nicht zulässt.

Der Typus des Mars mit Lanze und Schild kehrt mehrfach wieder, es
befinden sich z. B. im Museum zu St. Germain-en-Laye zwei dem Trierer
Mars vollständig entsprechende und sich von ihm nur durch Einzelheiten in
der Rüstung unterscheidende Bronzestatuetten, denen ebenfalls die Attribute
der Hände fehlen4). (Nr. 31094 und Nr. 819). Dass auch hier die Linke
den Schild und nicht wie Reinach meint, das Parazonium getragen hat, ist
sicher durch die Analogie mit dem Trierer Mars und den oben erwähnten
Münzen 5j.

Ferner sind zu nennen zwei ebenfalls attributlose Marsstatuetten der
Bibliotheque Nationale zu Paris6) [Nr. 192 und 193] und die Bronzefigur
Nr. 10434 im Zentralmuseum zu Mainz7), für die bereits Reeb die Ergänzung
mit dem Schild vorgeschlagen hat8).

Trier. E. F ö 1 z e r.

LITERATUR.

12. A. Grenier. Habitations gauloises et
vülas latines dans la citö des Me-
diomatrices. Biblioteque de l'ecole
des hautes etudes fase. 157. Paris 1906.

Der Verfasser ist ein Deutsch-Lothrin-
ger, der nach Frankreich übergesiedelt ist,
seine Studien hat er in Nancy und Paris
gemacht. Behufs Ausarbeitung des Buches
hat er die Museen in Metz und Trier be-
sucht. Seine Quellen sind vor Allen die
Lothr. und Bonner Jahrbücher, die West-
deutsche Zeitschrift und die Veröffentli-
chungen der altern Metzer archäologischen
Gesellschaft.

Das Gebiet der Mediomatriker scheint
dem Verfasser an der Grenze des heutigen
Deutsch-Lothringen aufzuhören. Es gehör-
ten aber noch dazu ein grosser Teil der heu-
tigen preuss. Kreise Ottweiler, Saarbrücken,
St. Wendel, sowie der alten Grafschaft Zwei-
brücken. Der Verfasser hätte daher noch
die Mitteilungen des alten Saarbr. Vereins

und die des histor. Vereins der Pfalz be-
nutzen müssen.

Grenier hat versucht, die Ergebnisse
der Ausgrabungen im Gebiet der Medioma-
triker hinsichtlich der Wohnungsverhältnisse
der Bewohner festzustellen. Für die gal-
lische und gallo-römische Periode seien drei
Arten von Wohnungen anzunehmen: Erd-
hütten und römische Villen, und zwar Land-
villen und Stadtvillen.

Die Überbleibsel der gallischen Hütten
sind das, was man heute Mardellen nennt,
das sind Gruben — meist mit Erde gefüllt —
in runder, ovaler oder eckiger Form, von
2 4 m Tiefe und 10—40 m Durchmesser.

Sie sind fast alle mit Lehm ausgeschlagen
und bergen in sich noch Reste von Baum-
stämmen und Ästen, die schräg gegen-
einandergestellt, das Dach bildeten.

In ganz Deutschland und Frankreich sind
schon seit langer Zeit solche Mardellen
nachgewiesen. In Deutsch-Lothringen hat

3) vgl. Cohen. Medailles impüriales I S. 269 ff. 1 u. 2.

4) Reinach Bronzes figures du Musee de St. Germain-en-Laye. S. 52, ff. Nr. 34

und Nr. 35. Reinach weist auf S. 56 als Parallele zu Nr. 819 fälschlich auf die Silber-
statuette Nr. 7120 des Mainzer Museums hin. (Abgeb. Lindenschmitt Altertümer unserer
heidnischen Vorzeit B. IV. T. 63,'3). Diese senkt den linken Arm, der sich aut den Schild
stützte, unterscheidet sich also wesentlich sowohl von dem Trierer Mars als auch von
dem in St. Germain.

6) a. a. O. S. 54-

") Babelon-Blanchet. Bronzes de la Bibliotheque Nationale S. 86 ff.

7) Linde-nschmitt: Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit B IV T 63,2. Text

Nr. 2.

8) Hinzuweisen ist ferner noch auf die Bronzestatuette des Mars von Witterschlick
(Ihm, Bonner Jahrbücher B. 87. S. 27), der bemerkenswert ist durch den noch erhaltenen
Schild in der gesenkten Rechten.
 
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