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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0079

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— .67 —

kenntnis vorgeschrittenere Quellen zu gleich-
mässig herangezogen und namentlich die
zusammenfassenden Arbeiten äus dem rö-
misch-germanischen Centralmuseum in den
„Altertümern unserer heidnischen Vorzeit“
zu wenig benutzt. Sehr wertvoll für die
Benutzung des „Wörterbuchs“ sind die
Literaturnachweise. Es ist offenbar alles
aufgeführt, was die reiche Bibliothek der
Berliner Anthropologischen Gesellschaft bot
und wer sich in den Stoff einigermassen
eingelebt hat, wird leicht das Wichtige vom
Unwichtigen selbst zu scheiden verstehen.
Einzelne Lücken erklären sich durch den
ausserordentlichen Umfang des Materials
und sind leicht aus den Literaturnachweisen
der auf geführten Werke zu ergänzen. Wenig
zufrieden werden dagegen die Museums-
inhaber und die Museumskenner mit der
Aufzählung der „Fundorte“ sein. Diese
Fundstatistik enthält offenbar nur das
publicistisch zugänglich gewesene Material
und beruht nicht auf sorgfältiger Registrie-
rung der in den Einzelsammlungen ent-
haltenen Stücke ; sie ist daher sehr lücken-
haft. Es ist Pflicht darauf hinzuweisen,
dass sich aus den hier aufgeführten Fund-
orten keine Schlüsse auf die Verbreitung
einer Form im prähistorischen Gesamtge-
biet ziehen lassen. Eine „Typenkarte1.
Hesse sich keinenfalls daraus herstellen,
Wir müssen hier aber, wenn wir gerecht
sein wollen, bedenken, wie viele Mitarbeiter
z. B. eine der Lissauerschen Typenkarten
erfordert hat.

Der Ueberfülle des zu bewältigenden
Stoffes sind auch einzelne Flüchtigkeiten
zuzuschreiben. So kommt „Besenstrich-
verzierung“ nicht nur neolithisch, sondern
auch in der Latenezeit vor, die Definition
„frühe“ und „ältere“ Bronzezeit wird nicht
stets richtig angewandt, es kehrt öfter der
Pfahlbau „Möhringen“ wieder, statt wie es
S. 551 richtig heisst, Mörigen, bei den
„Urnenfriedhöfen“ ist das ganze Oberrhein-
gebiet samt der Publikation E. Wagners

ausser Acht gelassen und desgl. mehr. Aber
als Nachschlagebuch ist dem Werk nicht
nur in den Kreisen derer, welchen bei der
Lektüre prähistorischer Schriften die Fach-
ausdrücke nicht stets gegenwärtig sind, die
weiteste Verbreitung zu wünschen, sondern
auch dem Fachmann wird dasselbe manches
mühselige Zusammensuchen der Literatur
bei seinen Arbeiten wesentlich erleichtern.

Für eine Neuauflage sind noch zwei
dringende Wünsche zu verzeichnen: Es

sollte unbedingt Register und der doch auch
nach Buchstaben geordnete Text in Ein-
klang gebracht und z. B. unter Schwert
alle Schwertformen, unter Nadel alle Nadel-
formen etc. gebracht werden. Es hat wirk-
lich keinen Sinn, Nadeln mit einfacher
Biegung unter E und Spiralringe aus dop-
peltem Draht unter D zu bringen. Weiter
sind die nachrömischen Kulturen des frühen
Mittelalters bis zur Karolingerzeit kulturell
noch so mit der Prähistorie zusammen-
hängend, dass ihre Einbeziehung für ein
Wörterbuch der Vorgeschichte als Not-
wendigkeit erscheint. Das Geschick und
die Arbeitsfreudigkeit der Verfasserin wird
I auch diese Aufgabe bewältigen.

A. S c hl i z.

Aus Zeitschriften.

Dijon. Memoires de la Commission des 46.
Antiquitös de la Cote cfor. 14. 1901—1905.
Keine Abhandlungen aus gallo-römischem
Gebiet. In dem Sitzungsberichte Notizen
über neue Funde: S. VI zwei Grabsteine
mit gallischen Namen, S. IX achteckiges
Bronzepostament, Weihinschrift deae Temu-
sioni etc.

Hannover. Jahrbuch des Provinzial-
museums, 1. April 1907—1908. — S. 1. Ver-
mehrung der Sammlungen. — S. 13. H.
Hahne, Ausgrabung eines Hügels bei
Anderlingen. Ausführlicher Bericht über
das oben S. 46 erwähnte Steinplattengrab
mit figürlichen Darstellungen mit Abb.
der Steine und übrigen Fundstücke (Taf.
1-8).

VEREINE.

47. 39. Versammlung der Deutschen anthro-

pologischen Gesellschaft in Frankfurt a. M.
3. bis 6. August 1908. Medizinische, anthro-
pologische, ethnologische und prähistorisch-
archäologische Vorträge wechselten ohne
vorher festgesetzte Ordnung ab. Die Ein-
richtung von drei Sektionen für Mediziner,
Ethnologen und Archäologie wurde drin-
gend von mehreren Seiten für die Zukunft
empfohlen. Nachfolgender Bericht berück-
sichtigt nur die für das R.-G. Korr.-Bl.
wichtigen Vorträge.

1. Eröffnungsrede des Vorsitzenden Prof.
Andree „Der Wert der Ethnologie
für andere! ,Wissenschaften“. Vor-
geschichte: Für Kjökenmöddinger und

Pfahlbauten Parallelen bei Naturvölkern,
für die Lehmhütten von Orchomenos bei
den Kurden; Erklärung des homerischen
Bogens als innerasiatische Waffe durch
v. Luschän. — Religionswissenschaft, Phi-
losophie, Geschichte (Eduard Meyers For-
schungen über Uranfänge des Staatswesens),
Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft (Karl
Büchers Arbeit und Rhythmus), Medizin
(Böser Blick, Gesundbeten, Amulette), Kunst
(Zeichnungen aus der Steinzeit entsprechen
denen der Buschmänner und Eskimos) lernen
von der Ethnologie.

Darauf Begrüssungen seitens der Be-
hörden, Institute (u. a. Prof. Dragendorff
namens der römisch-germanischen Kommis-
 
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