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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 2 (März u. April)
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Mestwerdt, Georg: Nymwegen: Römisches Gefäss mit 3 Medaillonbildern
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Kramer, ...: Giessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0028

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worden. In Trier und Köln sind ähnliche Formen aus Töpfereien und auch
ähnliche Medaillons wie im südöstlichen Gallien gefunden. In Köln z. B.
2 Formen mit der Inschrift Primianus fecit und mit Versen wie 3 aus dem
Rhonetal. An der Südwestecke der röm. Stadtmauer von Trier wurden 1893
in den von Lehner ausgegrabenen Töpferöfen (Westd. Zeitschr. 1896 S. 240)
gleichfalls Formen solcher Medaillonbilder gefunden und zwar in dem
grossen Ofen Nr. IX, der nach Lehners Vermutung dem 3. Jahrh. zuzu-
schreiben ist. Eine runde Scheibe aus grauem Ton (a. a. O. Taf. 9 Fig. 12
und S. 251) und ein Bruchstück ähnlicher Art ergänzen sich. Diese Form
erinnert ganz an die des Rhonetales mit erotischen Darstellungen x). Andere
Medaillons (nicht Formen) sind in Naix (Museum v. Bar-le-Duc) und ausser
Xanten auch in Friedberg in Hessen (jetzt im Museum in Darmstadt, CIL.
XIII, 10013, 28. 30. 37) gefunden. Nach Dechelette besassen für diese Ge-
fässe mit aufgeklebten Medaillons die bekannten Töpfereien in Lesoux in
der Auvergne den ausgedehntesten Export. In Italien gibt es bis jetzt nur
ein Tongefäss ähnlicher Art mit einem zitherspielenden Apollo. Es kann in
Rom gefunden sein, ist aber wahrscheinlich eingeführt.

Das Kamsche Exemplar beweist, dass auch im alten Batavodurum ein
Liebhaber der genannten Gefässe gewohnt hat. Ausser der Seltenheit ist es
noch durch seine tadellose Erhaltung besonders wertvoll.

Im Anschluss an diese Mitteilung sei erwähnt, dass Herr Kam auch den
kostbaren Zierschild mit dem Medusenhaupt erworben hat, welcher 1872 in
Blariacum, Blerich, am linken Ufer der Maas, unweit Venlo, gefunden wurde
und bis 1906 zur Merkensschen Sammlung in Köln gehörte; vgl. Gaedechens,
Das Medusenhaupt von Blariacum. Fest - Programm zu Winckelmanns Ge-
burtstage 1874. Bonn.

Cleve. G. Mestwerdt.

9. Giessen. A) Hügelgräber in der Lindener Mark.

Es ist das Bestreben des Oberhessischen Geschichtsvereins, die aus-
gedehnte vorgeschichtliche Siedelung in der „Lindener Mark“ 4 km südlich
von Giessen in allen ihren Teilen zu erschliessen. Waren in den beiden letzten
Jahren Distrikt „Hain“ und „Fuchsbau“ untersucht worden (Vgl. Korr.-Bl.
der Westd. Ztschr. 1906 Nr. 11/12, S. 175 ff.), so wurde in diesem Jahre
der südlichste Teil des grossen Waldgebietes, der anscheinend noch unberührt
war, in den Bereich der Aufdeckung gezogen.

Der Distrikt „Sandkaute“ besteht in seinem nördlichen Abschnitt aus
dichtem, hohen Kiefernwald, in seinem nördlichen aus Laubunterholz mit
einzelnen versprengten Kiefern. Der Boden, in seiner oberen Schicht Sand,
zeigt in seiner unteren Lage äusserst harten Ton und Lette.

Grosse und kleine Hügelgräber, sowie Flachgräber sind in dem Gewann
vielfach zerstreut. Die Ausgrabung im Juni 1907 erstreckte sich auf drei
Hügelgräber.

Grab I. Durchmesser: 10 m. Höhe über der jetzigen Erdoberfläche:
1,50 m. Im Nordostviertel, 40 cm tief, wurde ein ovaler Bronzering ohne Ver-
zierung aufgefunden. Südöstlich davon lag ein zweiter, kleiner, glatter Bronze-
ring. Beide Ringe waren auf einer hellen Tonschicht gebettet und gehören,
den Ausmessungen der Ringe entsprechend, zu einer Kinderbestattung. Es *)

*) Neuerdings ist in Trier am Bahnhof Trier-Süd eine Scherbe mit Medaillonbild
(Inv. 06, 527) gefunden, die übereinstimmt mit Dechelette II S. 257 Nr. 33, eine erotische
Darstellung mit Inschrift TENEO TE.
 
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