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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 6 (Nov. u. Dez.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0096

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84

unter ihnen gerade die künstlerisch uner-
freulichsten, die grosse Masse dekorative
oder handwerksmässige Dutzendware, zum
Teil in einförmigen Wiederholungen: alles
in allem ärmliche Trümmer eines einst un-
geheuren Reichtums, den freilich eindrucks-
voller als alle die zerstreuten Bruchstücke
die wenigen noch aufrechtstehenden Denk-
mäler bezeugen.

Durch diese Denkmäler wird der erste
Band wohl einen Vorrang vor den folgen-
den behaupten, während diese andererseits
vielleicht mehr unbekannte oder wenig be-
kannte Monumente bringen werden. Keiner
der Bände aber wird denen gleichkommen,
die das Trierer Museum zu dem grossen
Werk beizusteuern hat — und das nicht
nur weil uns ein günstiges Geschick die
»Igeler Säule« erhalten und die Denkmäler
von Neumagen in solcher Fülle und
verhältnismässig gutem Zustand wiederge-

VEREINE.

54. Hauptversammlung des Gesamtvereins
deutscher Geschichts- und Altertumsver-
eine in Lübeck, vom 21.—24. September.

In der I. und II. Abteilung wurden nach-
stehende Vorträge archäologischen Inhaltes
gehalten : i. Prof. Dr. Bel tz-Schwerin gab
eine Uebersicht über den Stand der vor-
geschichtlichen Forschung in Meck-
lenburg, anknüpfend an die von ihm jetzt
durchgeführte Neuaufstellung des Schweriner
Museums, dessen Schätze demnächst ein im
Druck befindlicher wissenschaftlicher Kata-
log veröffentlichen wird. Die Aufstellung ist
nach Perioden erfolgt. Von den Gesamtfun-
densind dieEinzelfunde gesondert, aus denen
Typenreihen hergestellt sind. Redner gibt
dann ein kurzgefasstes Bild der einzelnen Pe-
rioden, in dem vor allem die durch die Lage
und die lokalen Verhältnisse bedingten Be-
ziehungen zu Dänemark einerseits, Mi.ttel-
und Süddeutschland andererseits hervorge-
hoben werden. Eolithisches fehlt. Palaeo-
lithisches findet sich vereinzelt, ebenso
kjöggenmödings, deren Hauptmasse zweifel-
los infolge Sinkens der Küste vom Meer
verschlungen ist. Reich ist die neolithische
Periode vertreten, für die es jetzt die Son-
derstellung gegenüber Dänemark, die Zu-
sammenhänge mit Deutschland herauszu-
arbeiten gilt. Die Megalithperiode gehört
bereits ziemlich junger Zeit an, noch jünger
ist die Zeit der Steinkistengräber, deren
Steindolche schon von Metallformen abge-
leitet sind. Der Import von Bronze beginnt
schon während der Steinzeit. Es entwickelt
sich darauf eine eigene nordische Bronze-
zeit. Für die Periode Montelius III ist
Mecklenburg bei weitem das reichste Land
an starken südlichen Beziehungen neben
dem nordischen. Der massenhafte Import
von Süden bleibt in der der älteren süd-
deutschen Hallstattperiode parallel gehen-
den IV./V. Periode Montelius’scher Zählung,

schenkt hat, sondern weil allem Anschein
nach die Kunst des Mosellands an selbstän-
diger Art und erfreulicher Lebenskraft der
Kunst der anderen Landschaften überlegen
war. Was sind die öden Waffenhaufen oder
die girlandentragenden Putten und Adler,
die auf den grossen Denkmälern der Gallia
Narbonensis immer wiederkehren, gegen die
lebensvollen Schilderungen des Treibens im
Moseltal 1 Die Grabmäler von Neumagen
sind heute, ein Menschenalter nach ihrer
Auffindung ausserhalb Triers noch fast un-
bekannt, und das Denkmal der Secundinier
ist es nicht minder. Wenn das Werk Es-
perandieus etwas dazu beiträgt, dass die
jetzt endlich ins Werk gesetzte Veröffent-
lichung dieser Schätze um so eifriger be-
trieben wird, so ist das noch ein Verdienst
mehr.

Münster i. W. im September 1908.

F. Koepp.

während allmählich die skandinavischen
Zusammenhänge aufhören. Massenhafte
Urnenfelder bringt die La Tene-Periode mit
minimalem Inhalt, so dass die Parallele mit
den südlichen Funden schwierig ist. Reich
werden dann wieder die Gräber frührö-
mischer Zeit (bis etwa 200 v. Chr.), die
starken römischen Import und Beeinflussung
zeigt. Dann tritt eine allmähliche Entvöl-
kerung des Landes ein bis zum Einrücken
der Wenden, für die die Forschung noch
zurückgeblieben ist.

2. Prof. Dr. Dragendorff macht Vor-
schläge zur Inventarisation und Ka-
talogisierung der kleineren Alter-
tumssammlungen West- und Süd-
deutschlands. Das Ziel muss sein, eine
möglichst vollständige und leicht benutz-
bare Uebersicht über das gesamte in zahl-
losen Sammlungen (auch Privatsammiungen)
verbreitete wissenschaftlich verwendbare
Material zu schaffen. Auf eine vielfach noch
fehlende Inventarisierung muss eine Ver-
öffentlichung des wichtigen Materials in wis-
senschaftlichen Katalogen folgen, die nach
einheitlichem Plane zu gestalten wären und
die durch einen gemeinsamen Generaltitel
zusammengehalten werden müssten. Nach
Ausführung, wie etwa diese Kataloge anzu-
legen und was alles in ihnen Aufnahme finden
müsse, verbreitete sich Vortragender über die
Durchführung, bei der die Röm.-Germanische
Kommission sowohl wie das Röm.-Germa-
nische Zentraimuseum ihre Hilfe zu leihen
bereit sind. Er schloss mit der Bitte, gerade
zu dieser Aufgabe sich zu vereinigen und in
enger Fühlung mit einander vorzugehen.
So können wir in absehbarer Zeit allen, die
um die heimische Forschung bemüht sind,
ein wissenschaftlich bearbeitetes Inventar
unseres Arbeitsmaterials vorlegen.

(Schluss folgt.)

Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.
 
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