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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Hahne, Hans: Anderlingen (Kr. Bremervörde)
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Mayen / Strassburg / Tholey / Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0059

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stammen aus dieser Zeit Axtklinge, Dolch und Gewandhafte aus Bronze.
Mitgefundene geringe Knochenreste sind nicht nach Art und Zeit bestimmbar.
Einen höchst interessanten Nebenbefund bietet die Gruft selbst noch. Ein
flacher, die Gruft nach Süden abschliessender Stein trägt auf seiner Innen-
fläche drei ca. 50 cm hohe menschliche Figuren, nebeneinander in primitiver
Technik und Darateilungsart flach eingehauen oder eingeschliffen. Die eine
erhebt beide Hände, die mittelste hält einen als Beil erklärbaren Gegenstand
in die Höhe, die dritte Figur ist schlechter ausgeführt und nicht recht deutbar.

Die Technik und der Stil der ersten Figuren gleicht ähnlichen Dar-
stellungen aus der Bronzezeit, wie sie in skandinavischen Ländern nicht selten
gefunden werden in Felsblöcken, die eine Art primitiver Denkmäler darstellen.

Leider ist das Grab von unberufenen Händen geöffnet. Die weitere
gründliche Untersuchung wird sicherstellen, ob diese figürliche Darstellung
in der Anderlinger Steingruft wirklich aus prähistorischer Zeit stammt. In
dem Jahrbuch des Provinzial-Museums wird Näheres über den Fund be-

richtet werden.

Hannover.

29. Mayen in der Eifel. Die neoüthische
Stadt, über die in Nr. 1 berichtet wurde,
ist inzwischen weiter untersucht und die
Gesamtausdehnung der Anlage ermittelt
worden. Es ist ein grosses Oval, das von
N nach S 360 m, von O nach W 220 m
misst, also kleiner ist, als man nach dem
Gelände zunächst annahm. Der Umfassungs-
graben ist durch zahlreiche Durchgänge un-
terbrochen, eine komplizierte Toranlage mit
einer Menge von Pfostenlöchern und mehre-
ren Balkenlagen ist freigelegt.

Strassburg i. E. Bei Kanalisationsarbei-
ten, denen die Sammlung für elsässische
Geschichte in Strassburg schon manchen
wertvollen Fund verdankt, sollen laut einer
Zeitungsnachricht neuerdings im Vorort
Königshofen die Reste eines Grabmals eines
römischen Reiters gefunden sein; der Fund
würde die bisher noch spärliche Reihe der
Militärdenkmäler von Argentoratum in er-
freulicher Weise vermehren.

Tholey im Hochwald. In der Pfarr-
kirche in Tholey, vor der i. J. 1903 ein
grosser römischer Kanal entdeckt wurde
(vgl. Westd. Zeitschr. Korr.-Bl. 1904 S. 102)
hat man jetzt unter dem Fussboden der
Kirche das römische Gebäude gefunden,
zu dem dieser Kanal gehört. Dank dem
Interesse, das die Pfarrgemeinde, an ihrer
Spitze Herr Definitor Meyer, an der Frage
nimmt, wird jetzt die ganze Bauanlage un-
tersucht und aufgenommen. Es scheint
das Badehaus einer römischen Villa zu
sein, ein Frigidarium mit zwei Bassins ist
schon ermittelt. Nach den Dimensionen
dieses Bades muss man sich die dazu ge-
hörige Villa recht gross und opulent vor-
stellen, ein bemerkenswerter Fund in einer
jetzt ziemlich armen, entlegenen Land-
schaft.

Trier. Die vor 3 Jahren begonnene
Untersuchung der Arena des Amphithea-
ters (vgl. Westd. Zeitschr. Korr.-Bl. 1905
S. 168) ist jetzt von der König!. Regierung

Hahne.

zu Trier wieder aufgenommen worden und
soll nunmehr in einem Zuge zu Ende ge-
führt werden. Die Einarbeitungen in den
Schieferfelsboden der Arena werden voll-
ständig ausgeräumt, genau untersucht und
aufgemessen. Es besteht die Absicht,
diese Räume später wieder zuzuwerfen,
um den ebenen Boden der Arena wieder
herzustellen und nur einen Teil der tiefen
Versenke dauernd als Probe offen liegen
zu lassen. Hoffentlich ist aber in dieser
Frage das letzte Wort noch nicht ge-
sprochen.

Die Ergebnisse der Ausgrabung, die
unter archäologischer Überwachung durch
Museumsbeamte von Strafgefangenen aus-
geführt wird, sind bis jetzt sehr günstig.
Man hat am Südende der Arena zu graben
begonnen und wird bald die Mitte erreicht
haben. Bis jetzt liegen ein schmaler Korri-
dor, an dessen Seite ein tiefer Entwässe-
rungsgraben läuft, und der durch die Mitte
der Arena sich hinziehende Hauptraum
frei, dessen Boden 5 m unter dem Arena-
niveau liegt. Die Wände dieser Räume
sind senkrecht und eben abgearbeitet, der
Fussboden ist unregelmässiger. Er weist
einige Abstufungen und mehrere Pfosten-
löcher auf, darunter zwei besonders grosse,
die korrespondierend liegen. In der Fül-
lung zeichnet sich überall eine starke Schicht
von vertorftem Laub ab, in der die Fund-
stücke sich in derselben vortrefflichen Weise
erhalten haben, die jetzt vom „lvalberhügel“
bei Windisch schon bekannt ist. Unter den
Funden sind sehr beachtenswerte Stücke,
das wichtigste wird wohl der zuerst gemachte
Fund bleiben, zahlreiche Bruchstücke meh-
rerer Elfenbeinpyxiden, deren bild-
licher Schmuck — Daniel in der Löwen-
grube, die drei Männer im feurigen Ofen,
ein flötenblasender Pan u. a. — siclv wenig-
stens zum Teil wird wieder zusammensetzen
lassen. Ein Fundbericht wdrd demnächst
hier erstattet werden.
 
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