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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0049

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37

der Grenzbevölkerung, so kommt in der
Zeit des Ansturmes der Germanen die
Grenzbevölkerung, wie ich glaube, neben
den eigentlichen Cohorten und Numeri für
die Verteidigung der Kastelle in Betracht.
Diese Verhältnisse sind uns indes noch
viel zu wenig bekannt, als dass sie für die
Rekonstruktion der Limeskastelle und ihrer
inneren Einrichtung verwertet werden
könnten.

Am wenigsten endlich lässt sich mit
theoretischen oder auch praktischen Be-
trachtungen über die Zahl der Wehrfähigen,
die zur Verteidigung eines Kastells nötig
gewesen seien, für die vorliegenden Fragen
etwas anfangen. Dazu fehlen uns zu viele
in Betracht kommende Faktoren, um diese
Zahl auch nur abschätzen zu können. Trotz-
dem hat bekanntlich v. Cohausen (S. 336 ff.)
versucht, dafür Grundsätze aufzustellen.
Um den 560 (nicht 540) m langen Umfang
(Feuerlinie) des Kastells Zugmantel, au-
dem sich etwa 300 Schiessscharten anf
bringen lassen, doppelt zu besetzen, wären
nach seinen Formeln einschliesslich Re-
serven ca. 800 Mann erforderlich gewesen.
Aber während v. Domaszewski nach Hygin
und den Pedaturasteinen sogar 1500 be-
rechnet, sagt einem jeder Fachmann, dass
die von Cohausenschen Sätze als ständige
Garnisonen in solchen Befestigungen zu hoch
gegriffen seien. Ich meine, die Römer
waren doch wohl selbst die besten Sach-
verständigen in der Beurteilung der Frage,
wie viele Leute zur Verteidigung ihrer
Limeskastelle genügten, und wenn wir
sehen, dass in der Regel in jedem grösse-
ren Kastell eine Cohorte von 500 Mann
liegt, so dürfen wir uns darüber beruhigen,
dass diese Zahl von den Römern für aus-
reichend gehalten worden ist.

Wie die Limeskastelle angelegt und wie
sie den veränderten Verhältnissen der ver-
schiedenen Zeiten angepasst waren, lässt
sich nur auf empirischejn Wege durch um-
fassende, unter kundiger Leitung und stän-
diger Beobachtung ausgeführte Ausgrabun-
gen feststellen. Theoretische Betrachtungen
können dabei natürlich von Nutzen sein,
wenn sie sich auf die Verwertung des
ganzen Fundmaterials stützen. Der Weg,
den der Verfasser der vorliegenden Schrift
eingeschlagen hat, führt dagegen schwer-
lich zum Ziel. In seiner I-Iyginausgabe hat
v. Domaszewski vor 20 Jahren geschrieben:
„Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, die
Angaben der Lagerbeschreibung bei der
Erläuterung der Überreste römischer Stand-
lager heranzuziehen. Ist man doch so weit
gegangen, in jedem Limeskastell den Hy-’
ginus wiederzuerkennen.“ Ich bedaure, dass
er jetzt selbst in diesen Irrtum verfallen ist.

Freiburg im März 1908.

Fabricius.

25. Alesia. Pro Alesia Nr. 17/18. Nov.-Dez.
1907. Espürandieu, zwei neue Epona-Dar-

stellungen (Taf. 34 und Fig. 68). Bronze-
platte in Gestalt der Epona, Statuette aus
Stein, Epona mit Kranz in der R. — Testart,
Die früheren Ausgrabungen auf Mont-
Auxois. — Colin, Bemerkungen über die
Römerschanzen vor Alesia. — S. 278 mit
Taf. 35 Drei Gefässe aus Alesia, Falten-
becher, Becher mit Strichelverzierung, ein-
heimischer Topf.

Bern. Archiv des historischen Vereins.
XVIII 3. 1908. — S. 269. J. Wiedmer, Das
La Tene-Gräberfeld bei Münsingen. Ein-
gehende Darstellung der 217 Gräber mit
Situationsplan und 35 Tafeln, die die sehr
reichen Funde an Waffen, Fibeln, Schmuck-
gegenständen und die Anordnung der Ske-
lette wiedergeben. Die Keramik scheint
sehr spärlich. Die Gräber geben eine klare,
stetige Entwicklung für drei Jahrhunderte.

Denkmalpflege. 1907 IX 16. — S. 128.
Kutzke, Das Helmsdorfer Hünengrab (mit
9 Abb.) Bei Helmsdorf im Mansfelder See-
kreis ist in einem Hügelgrab der früheren
Bronzezeit die innere Konstruktion des
Grabes aus Stein und Holz genau ermittelt.
Nach dieser Bauweise lässt sich die Bauart
der damaligen Wohnhäuser rekonstruieren.

Kaiserslautern. Pfälzisches Museum,
Monatsschrift. 1908. XXV. Nr. 2. —• Hilden-
brand, Wohnplätze der jüngeren Steinzeit
bei der Egersheimer Mühle, Gemeinde
Weisenheim a. S. Kurze Notiz über Aus-
hebung von fünf Wohngruben. — S. 26.
Sprater, Beiträge zur Inventarisation der
urgeschichtlichen Denkmäler der Pfalz. V.
Aufzählung der in Karlsruhe aufbewahrten
Stücke. — Nr. 4. Hildenbrand und Sprater,
Die Heidenlöcher auf dem Ivirchberg bei
Deidesheim. Ringwälle und Wohnstätten,
vermutlich gallisches Oppidum.

Newcastle-on-Tyne. Archaelogia Aeliana
III. 3. 1907. S. 161. — L. Woolley, Cor-
stopitum. Vorläufiger Bericht über die in
Corbridge, dem direkt hinter dem Hadrians-
wall am Tyne gelegenen Brückenkopf, i. J.
1906 gemachten Ausgrabungen. Der Graben
der römischen Stadt ist mehrmals geschnit-
ten, die Reste von Mauerwerk dahinter
konnten nirgends mit Sicherheit als die einer
römischen Stadtmauer festgestellt werden
(Taf. 1). Ausserdem wurde eine Strassen-
kreuzung mit den anstossenden Stadthäusern
ermittelt (Taf. 2), an einer andern Stelle
Reste eines grösseren Gebäudes mit Hei-
zungen (Taf. 3). Im Tyne sind die Pfeiler-
fundamente der römischen Brücke unter-
sucht. sie stehen schräg zur heutigen Rich-
tung des Stromes, der seinen Lauf stark
geändert hat. Der Oberbau der Brücke
war vermutlich aus Holz. — Kurze Ueber-
sicht über gefundene Sigillata, Formen nach
Dragendorff, Stempelliste, Münzen vpn Ves-
pasian bis Valens, abgebildet 1 Terrakotta-
relief, 1 Henkeltopf mit weisser Bemalung
seltener Form.
 
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