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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Engelmann, Richard: Dunapentele a. d. Donau: Tonmodell eines Festungstores
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Hahne, Hans: Anderlingen (Kr. Bremervörde)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0058

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Mauern jedes Turmes sind acht Löcher, deren Ausdehnung m 0,45 X °>5°
beträgt und die unter sich die gleiche geometrische Figur bilden, wie die
Mauern der beiden Türme. Ganz nahe liegt die Vermutung, dass man beim
Bau der Türme gewaltige senkrecht stehende Baumstämme einmauerte, deren
über die Mauer ragende Teile einen hölzernen Oberbau tragen sollten. A. a. O.
S. 95 : „Die deutschen Limesforscher hatten kurz zuvor ohne Kenntnis von
unserem Lagertor ein römisches Lagertor in Haltern konstatiert, das ganz
aus Holz erbaut war, und dessen hölzerne Pfosten in den gleichen Linien
standen, wie sie die Pfostenlöcher unserer Windischer Doppeltürme auf-
weisen.“ Eine ähnliche Einrichtung, Versenkung von aufrechtstehenden Holz-
balken in den Bau, um die höheren Stockwerke des Turmes zu bilden, darf
man auch bei dem Bau annehmen, dem unser Modell zu Grunde liegt.

In einem Punkte zeigt die Porta nigra in Trier einen Fortschritt gegen
unseren Torbau : dort sind, ebenso wie noch an anderen Stellen, z. B. in Köln,
Autun u. a. 0., der vordere und der hintere Durchgang weit auseinander gelegt,
so dass ein grosser verteidigungsfähiger Binnenhof entsteht, ein propugnacu-
dum, in dem der durch das vordere Tor eingedrungene Feind den Geschossen
der Verteidiger von allen Seiten ausgesetzt war. Solch Binnenhof fehlt hier
vollständig, doch wohl aus demselben Grunde, weshalb man sich nicht gescheut
hat, so viele Öffnungen nach aussen anzubringen: man muss weniger eine
Belagerung durch die Feinde befürchtet haben, als darauf bedacht gewesen
sein, ein schnelles Ausrücken aus dem Lager zu ermöglichen. Das scheint aber
der allgemeine Charakter der römischen Befestigungen gewesen zu sein, sie sind
weniger auf die Defensive als auf die Offensive eingerichtet Erst allmählich,
nachdem die Feinde viel von der römischen Kriegsweise gelernt hatten und
selbst zum Angriff auf die Römer übergingen, scheint sich das geändert zu
haben; erst in dieser Zeit mag man das Propugnaculum ausgebildet haben,
d. h. zwischen dem vorderen und hinteren Tor einen Zwischenhof ge-
schaffen haben, der doch immer schon mit der Möglichkeit rechnet,
dass die Feinde angreifen und in das Tor eindringen. Das Modell von
Intercisa vertritt insofern einen älteren Standpunkt, wo die Defensive noch
nicht in dieser Weise, wie z. B. bei der Porta nigra in Trier, betont war.
Gut wäre es, wenn die Fortsetzung der Ausgrabungen in Intercisa noch die
Fundamente der Porta an Ort und Stelle zu Tage brächte, so dass man die
Möglichkeit hätte, das Modell mit den wirklichen Fundamenten zu vergleichen.
Hoffentlich fliessen die dafür verfügbaren Mittel reichlich; an Erfolg wird es
sicherlich nicht fehlen.

Rom. R. Engelmann.

28. Anderlingen (Kr. Bremervörde).

Hügel, enthaltend Steinplattengrab mit figürlichen Darstellungen.

Beim Suchen nach Steinen wurde östlich von Anderlingen (Kr. Bremer-
vörde) ein grosser vorgeschichtlicher Hügel angegraben. Hierbei öffnete man
eine Steingruft. Infolge der amtlichen Meldung wurde vom Provinzial-Museum
zu Hannover eine Untersuchung des Fundes eingeleitet. Nach völliger Frei-
legung der Grabstätte und eingehender Untersuchung des Hügels und seiner
Umgebung wurde der ganze Fund für das Provinzial-Museum erworben. Um
denselben völlig zu sichern und für wissenschaftliche Studien zugänglicher zu
machen, ist das ganze Steinbauwerk in das Provinzial-Museum überführt, in
dessen Hofe es wieder aufgebaut ist. Es ist eine aus gespaltenen Findlingen
erbaute und aus eben solchen Blöcken überdeckte 2 m lange, D/2 m hohe und
I m breite Steingruft. Die Funde innerhalb der Steingruft zeigen, dass die
Gruft in der Bronzezeit (II. Periode Montelius) als Grab gedient hat. Es
 
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