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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Engelmann, Richard: Dunapentele a. d. Donau: Tonmodell eines Festungstores
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0057

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leicht eine Stockung eintrat, deshalb ist es als ein Fortschritt zu bezeichnen,
dass man in den Toren zwei Durchfahrten einrichtete, wie bei der Porta dei
Borsari zu Verona, der Porta nigra in Trier, dem Seetor in Pompeji; manch-
mal kommen drei Oeffnungen vor, wie bei dem Herculanertor in Pompeji
oder an der Porta praetoria zu Aosta; ja selbst vier Oeffnungen hat man
angelegt, z. B. bei den Stadttoren in Nimes und Autun. Bei der zweitorigen
Anlage konnten beide Oeffnungen gleich gross sein und für Fussgänger und
Fuhrwerke oder als Aus- und .Einfahrt gedacht sein, oder sie waren ungleich,
wie z. B. bei der Porta marina in Pompeji, wo dann die eine für Fussgänger,
die andere für Fuhrwerke diente; bei den drei- und viertorigen waren ge-
wöhnlich die mittleren grösser angelegt und für den Verkehr der Fuhrwerke
bestimmt, während die schmaleren seitlichen Eingänge für Fussgänger dienten.
Unser Modell nun überbietet an Oeffnungen selbst die Tore von Nimes und
Autun, es zeigt drei gleich grosse Durchgänge und daneben noch in den
Türmen je zwei kleinere Seiteneingänge. Diese Hessen sich, wenn ein An-
griff drohte, leicht schliessen, so dass sie der Verteidigung wenig Schwierig-
keiten bereiteten, immerhin wird man durch die zahlreichen Oeffnungen
(drei grosse und vier kleine) zu der Annahme genötigt, dass man im allge-
meinen weniger auf Belagerung rechnete, als für ungehindertes schnelles Aus-
rücken einer grossen Macht sorgen wollte.

Die Höhe der seitlichen Türme ist in den meisten Fällen nicht zu be-
stimmen, weil die oberen Geschosse nicht erhalten sind, nur dass sie sich
über das mittlere Torgebäude erhoben; und dass demnach die Wieder-
herstellung des römischen Nordtores in Köln, bei der man abgestumpfte
Flankentürme angebracht hat, mit Berufung auf Pompeji und Aosta, durch-
aus falsch ist, das kann keinem Zweifel unterliegen, vgl. J. Durm a. a. O. S.
442 „an beiden Seiten werden sie aber höher angenommen, und müssten es
auch wohl gewesen sein, wie überall, wenn sie einen Sinn haben sollten.“
Wie ein solches Tor mit seinen Türmen aussah, das konnte man bis jetzt
eigentlich nur aus einer Münze erkennen, die das Moseltor von Trier vor-
stellt (J. Durm a. a. O. S. 446, Fig. 508). Jetzt kommt noch die Bleimedaille
der Bibi. nat. zu Paris hinzu, auf der die Stadtmauer von Mainz und der
Brückenkopf abgebildet sind. Die Türme sind rund und haben ein ausge-
bauchtes Zwiebeldach. Vgl. Mainzer Zeitschr. IS. 25, Fig. 7. Dort wird die
eine Pforte von hochragenden mehrgeschossigen Türmen eingefasst, die oben
in eine durchbrochene Pyramide endigen. Hier kommt nun unser Modell
zu Hilfe, man erkennt, in welcher Weise oben die Pyramide abgeschlossen
war. Ob das Pyramidenfragment unmittelbar auf dem erhaltenen Unterbau
aufsass, lässt-sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Sicher ist, dass eine An-
schlussfläche heute nicht vorhanden ist, und gerade das Münzbild des Mosel-
tores in Trier lässt darauf schliessen, dass auch bei dem Modell der Turm
noch mehrere Stockwerke hatte. Wie der Übergang von dem Achteck zum
Quadrat hergestellt war, das zu ermitteln, ist Sache eines Architekten; dass
aber der viereckige Oberbau mit dem achteckigen oder rundlichen Unterbau
zusammengehört, daran darf, nach dem ganzen Fundbericht, nicht gezweifelt
werden. Wahrscheinlich war der ganze durchbrochene Oberbau aus Holz
hergestellt, wofür schon die ganze Gestaltung der Dachpyramide spricht;
auch bei dem Moseltor in Trier scheint, nach der Abbildung zu schliessen,
das verwendete Material Holz gewesen zu sein. Dass Holz bei der Her-
stellung der Lagertürme vielfach verwendet wurde, haben die neuesten Aus-
grabungen in Vindonissa gezeigt (Anz. f. Schw. Altertumskunde IX. Heft 2,
S. 94); dort hat man die Fundamente zweier sechskantiger Türme aufge-
funden, die durch eine Schwelle mit einander verbunden waren. In den
 
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