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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Lehner, Hans: Mayen in der Eifel: eine neolithische Stadt
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Krüger, Emil: Trier: Dolobrarii-Inschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0016

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Dagegen die Zeitstellung dieses Erdwerks ergibt sich hinreichend
sicher aus den Einschlüssen des Grabens und der Pfostenlöcher. Fast in
allen Schnitten durch den Graben liess sich die Einfüllung in eine untere
Hälfte mit ziemlich gleichmässig mit Erde untermischtem Sand, und in eine
obere Hälfte mit rauhem Kies und Steinen zerlegen, meist zog sich aut der Ober-
fläche der unteren Füllung eine dünne Brandschicht hin (Abb. 2, 3). Alles, was
nun die untere Schicht enthielt, waren steinzeitliche Objekte von unverkennbarem
Untergrombacher Typus. Ich erwähne nur Böden und Randstücke von den
den bekannten tulpenförmigen Bechern, wie B. J. IIO, S. 137 Fig. 5, 3, 5a etc.,
Scherben von Schnurösentöpfen wie ebenda 1 oder 6c, Randstücke mit
Fingereindrücken wie a. a. O. S. 133 Fig. 4, 12a, viele Tellerfragmente mit
Fingereindrücken am Aussenrande wie Altert, u. heidn. Vorz. V. Taf. 19, 318;
Ränder von Schöpfbecherchen wie ebenda 315, 316; mehrere Steinmesser
der Art wie B. J, 110, S. 139 Fig. 6, 3, 4. — Nur in der obersten Einfüll-
schicht, die offenbar erst später hineingekommen ist, fanden sich einige
Scherben, die dem dort üblichen Hallstattformenschatz angehören dürften.
Es wird also bei den weiteren Untersuchungen, die im Frühjahr in grossem
Massstabe aufgenommen werden sollen, ganz besonders auf schärfste Tren-
nung der Einschlüsse der deutlich sich von einander abhebenden Einfüll-
schichten zu achten sein.

Eine neolithische Stadt habe ich die Ansiedlung in der Überschrift
genannt. Mit Absicht, denn diese befestigten neolithischen Ansiedlungen,
wie Untergrombach, Urmitz, Mayen, beweisen meines Erachtens zum ersten
Male schlagend, dass die Bewohner durch eine politische Organisation ver-
einigt waren. Eine Landansiedlung ohne Befestigung, ja sogar ein Pfahlbau-
dorf würde ich mir auch ohne politischen Zusammenschluss seiner Bewohner
entstanden denken können; jedenfalls stellen sich diese Ansiedlungen für
unser Auge nur als ein Nebeneinander von Einzelwohnungen ohne grösseres,
sie innerlich verknüpfendes Band dar. Solche Befestigungen aber, die, wie
in Urmitz, mehrere Kilometer lang nach einem bestimmten System angelegt
sind, bedeuten die Arbeit vieler Hunderte, ja vielleicht Tausende von Menschen
nach einem Plane, also nach dem Willen eines Einzigen oder einiger
Wenigen. Dies ist aber weiter nichts als der zwingende Beweis des Vor-
handenseins einer politischen Organisation, einer staatlichen oder wenigstens
städtischen Gemeinschaft. Wichtig ist weiter das Ergebnis, dass diese Unter-
grombacher Kultur, welche sich über das nordalpine Vorland bis gegen die
obere Donau und das Rheintal abwärts über Strassburg, Landau, Michels-
berg bei Bruchsal, Rheinhessen, Schierstein bis ins Neuwieder Becken bei
Urmitz erstreckt5), sich von hier aus offenbar in die Eifel hinaufgezogen hat.
Es wird von Wichtigkeit sein, nunmehr einerseits die Zwischenetappen
zwischen Urmitz und Mayen festzustellen, andrerseits zu ergründen, ob diese
Kultur sich noch höher ins Gebirge hinaufgewagt hat.

Bonn, im Dezember 1907. H. Lebner.

2. Trier. Dolabrarii-Inschrift.

Bei den Kanalisationsarbeiten der nach der Gegend des Amphitheaters
führenden Olewig er Strasse ist am 31. Aug. 19 07 in Trier endlich einmal
wieder eine grössere Inschrift gefunden worden, die in verschiedener Hinsicht
von Interesse ist und deshalb sogleich hier vorgelegt sei. Sie fand sich in
einer Tiefe von 2,70 m in Schutt in einem Terrain, in dem mehrere Mauern

5) Schumacher, Alt. u. heidn. Vorz. V. S. 101.
 
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