Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

DOI issue:
Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
DOI article:
Lehner, Hans: Mayen in der Eifel: eine neolithische Stadt
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0013

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst)

Nachrichtenorgan für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museunisdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Abonnementspreis pro Jahr 3 Mark.

Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Jan. u. Febr. Erster Jahrgang. Nr. 1. 1908.

NEUE FUNDE.

Mayen in der Eifel. Eine neolithische Stadt.

Es werden nun bald zehn Jahre vergangen sein, seitdem bei Urmitz
am linken Rheinufer zwischen Coblenz und Weissenturm jene gewaltige Erd-
festung entdeckt wurde, welche in ihren Dimensionen wie in ihrer technischen
Ausführung einen so mächtigen Eindruck machte, dass die ersten Entdecker
sie als eine der Cäsarischen Brückenfestungen, als die berühmten magnae
munitiones ansprechen zu dürfen glaubten1). Die weitere Untersuchung hat
ja dann ergeben, dass die Befestigung nicht römisch, sondern neolithisch war
und zwar, dass sie der sogen. Untergrombacher oder Pfahlbauperiode der
jüngeren Steinzeit angehörte2). Trotzdem sich diese Feststellung durch jeden
neuen Fund, den wir seitdem von der stets unter Kontrolle gehaltenen Fund-
stelle erwarben, weiter bestätigte, so blieb doch bei manchen, wie ich weiss,
ein Rest des Zweifels, der sich namentlich auf die Erwägung gründete, wie
die Menschen der Steinzeit wohl mit ihren elenden Werkzeugen solche un-
geheuren Erdmassen loshacken, aus den Gräben herausschaffen und zum Wall
aufschichten konnten; und in der Tat muss zugegeben werden, dass die Arbeits-
leistung erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass bei dem Erdwerk Urmitz
40000 Kubikmeter Erde bewegt werden mussten. Eine Parallele bot ja wohl
der Graben der gleichzeitigen Ansiedlung auf dem Michelsberg bei Unter-
grombach3), den ich auch damals sofort zum Vergleich heranzog, aber man
musste einräumen, dass die Befestigung des Michelsbergs weder an Gross-
artigkeit noch an Kompliziertheit der Anlage und Ausführung annähernd an
das Urmitzer Erdwerk heranreichte. Dagegen konnten die bogenförmigen
augusteischen Uferbefestigungen, die bei Haltern ausgegraben wurden4), von
denen, die etwa am römischen Ursprung des Urmitzer Erdwerks festhalten wollten,
für dessen allgemeine Gestalt nicht übel als Parallelen herangezogen werden.

So war es denn wirklich sehr willkommen, als sich im Herbst 1907
bei Mayen in der Eifel eine neue neolithische Befestigung genau derselben
Untergrombacher Periode einstellte. Bei einem Besuch der Sammlung des
Altertumsvereins Mayen, den ich im Oktober d. J. ausführte, wurden mir
dort einige bei Mayen gefundene Wohngrubenfunde von unverkennbarem
Untergrombacher Typus gezeigt; der rührige Vereinsvorstand entsprach be-
reitwilligst meiner Bitte, mich an die Fundstelle zu führen, und so kam denn

’) Korrbl. d. Wd. Ztschr. XVIII, 1899 Februar-März n u. November 110; Nissen-
Koenen Bonner Jahrb. 104 S. 1 ff.

2) Korrbl. XIX 1900 Nr. 32; Bonner Jahrb. 105 S. 171; Westd. Ztschr. Erg.-Heft X
I9°I S. 22 ff.; B. J. 107 S. 203 ff.; 110 S. 131 ff.

) Veröffentlichungen der Grossherzogi. Badischen Sammlungen etc. 2. Heft 1899
S. 39 ff. und Altertümer unserer heidn. Vorzeit V. S. 99 (Schumacher).

4) Westfäl. Mitteilungen IV S. 33 ff. Taf. IV; B. J. 113, Taf. I. u. S. 212 f.
 
Annotationen