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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
DOI Artikel:
Körber, Karl: Mainz: Römische Inschriften
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Drexel, Friedrich: Dunapentele a. d. Donau: Tonmodell eines Festungstores
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0069

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57

haben wird, als zum Feststellen des Steines nötig war. Da die Taube nicht
über der Mitte der Inschrift angebracht war, sondern ganz rechts, so darf
man vielleicht annehmen, dass rechts noch eine zweite Grabschrift gestanden
hat, die völlig verloren gegangen ist. — Der römische Name des Ver-
storbenen, das Fehlen von Formeln wie hic pausat, bonae menioriae usw.,
die Einfachheit der Schrift — nur der gebrochene Querstrich des A weicht
vom Gewöhnlichen ab — und ev. die Verwendung eines römischen Werk-
stückes lassen darauf schliessen, dass unser Stein zu den ältesten unserer
frühchristlichen Grabdenkmäler gehört, d. h. etwa um die Wende des vierten
und fünften Jahrhunderts gesetzt worden ist.

Mainz. Körb er.

38. Dunapentele a. d. Donau. Tonmodell eines Festungstores.

Zu Engelmanns .unter diesem Titel im vorhergehenden Hefte des
Römisch-germ. Korrespondenzblattes S. 41 erschienenen Ausführungen möchte
ich im Folgenden einige Ergänzungen und Berichtigungen geben, die ich
meinem Aufsatz im Archaelogiai Ertesitö 1908 S. 24—32 entnehme.

Vor allem befindet sich E. im Irrtum, wenn er sämtliche Fragmente1)
auf nur ein Modell (um einmal der Kürze halber diesen Ausdruck beizu-
behalten) zurückführt. Sie rühren von zwei recht verschiedenen Stücken her.
Zu dem einen, dem Torbau, gehört nur noch das Fragment Abb. 10, das
übrigens in der Abbildung auf dem Kopfe steht. Es stammt vom rechten
Turme und lässt noch die Gewände der hinteren und seitlichen Fenster-
öffnung erkennen. Beide sind viel roher als die Fenster der Vorderseite
eingeschnitten, ausserdem, wie es auch beim Seitenfenster des linken Turmes
der Fall ist, summarisch durch zwei Stockwerke geführt: das Modell war ledig-
lich für die Vorderansicht berechnet. Von der Rückwand des Mittelbaues
ist nur ihre Ansatzspur an der Wand des rechten Turmes erhalten. Ebenso
fehlt der Oberbau der Türme; nach den senkrecht verlaufenden Seitenkanten
des Daches zu urteilen, trugen sie noch einen Oberstock, dem erst der Turm-
helm folgte. Das Urbild des Modells war also ein dreistöckiges Torgebäude
mit Satteldach und drei Durchgängen, zu denen, wie es scheint, eine Rampe
emporführte, flankiert von zwei höheren Rundtürmen (denn solche sind sehr
wahrscheinlich mit der unbeholfenen Polygonalform gemeint), die vorne und
seitlich je eine Tür, oben Fenster besassen. Dass hinten die Tür in den
Türmen fehlt, wie das der bis zur Mitte der Rückseite erhaltene linke Turm-
stumpf sicherstellt, scheint mir darauf hinzuweisen, dass das Modell die
Ansicht des Tores vom Innern der Stadt aus gibt. Denn dass ein Stadttor
und kein Kastelltor ihm zum Vorbild diente, darf man wohl aus der weit-
räumigen Anlage und dem mehrgeschossigen Aufbau schliessen. Der Typus
ist allerdings derselbe, den auch die römischen Kastelltore überwiegend ver-
treten ; allein gerade an der Reichsgrenze ist das nichts Auffallendes. Wenn
die dortigen Ansiedlungen in kriegerischen Zeiten sich mit Mauer und Toren
versahen, so war es für sie das Nächstliegende, die erprobten Befestigungen
der Grenzkastelle, aus denen sie ja meist selber herausgewachsen waren, als
Vorbilder zu benutzen, indem sie sie im Einzelnen ihren Zwecken anpassten,
so vor allem die Zahl der Durchgänge dem grösseren Verkehr entsprechend
vermehrten. So besitzt z. B. die Civilstadt Xanten ein Tor, das vollkommen
einem Lagertore gleicht (B. J. 110 S. 182). Abgesehen von den quadratischen
Türmen mag es unsrem Modell recht ähnlich gesehen haben: die drei

Tore sind vorhanden und die starken Fundamente des Mittelbaus weisen auf

') Die Abb. geben etwa ein Halb der natürlichen Grosse.
 
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