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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
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Drexel, Friedrich: Dunapentele a. d. Donau: Tonmodell eines Festungstores
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0070

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- '58

einen kräftigen mehrstöckigen Oberbau. Dehners Annahme dreier offenen
Binnenhöfe (Westd. Korrbl. 1904 Sp. 46) scheint mir aus mehreren Gründen
unrichtig; der Typus des Tores mit Binnenhof, dem die Trierer und Kölner
Torbauten angehören, ist wohl schon vollkommen ausgebildet aus dem helle-
nistischen Osten übernommen worden und hat sich nicht erst an der Rhein-
grenze entwickelt.

Ueber die Zeitstellung des Torbaues lässt sich nichts Sicheres sagen,
die Rundtürme sprechen für diokletianisch-konstantinischen Ursprung. Dazu
würde Dr. Mahlers Angabe, dass das Modell in Fundschichten konstantinischer
Zeit gefunden worden ist, passen. Vielleicht entstammt er der lebhaften
Tätigkeit, die Diokletian und Galerius an der Donaugrenze entfaltet haben.

Zu dem zweiten Modell gehört ausser den Stücken Abb. 11 und 12
noch ein weiteres nicht abgebildetes Fragment, das den gleichen Bauteil
wie Abb 11 — Bogen eines Untergeschosses, Wellenleiste, Mittelpfeiler
des oberen Geschosses — wiedergibt. Von dem Torbau können diese
drei Stücke nicht stammen, wie mir eine eingehende Untersuchung der
Originale zeigte; besonders die Pyramide ist auf keine Weise in eine auch
nur irgend annehmbare Verbindung mit ihm zu bringen. Dass sie aber unter
sich zusammengehören, dafür sprechen alle Indicien. Die Zusammengehörig-
keit der beiden letzteren ist ohne weiteres klar, da sie den gleichen Bauteil
wiedergeben. Ihnen schliesst sich die Pyramide an : sie zeigt dieselben ein-
geschnittenen Dreiecksverzierungen wie das Fragment Abb. II, sie hat die-
selbe Breite wie dieses, das auf beiden Seiten vollständig ist, und die beiden
Fensterbögen des darunterliegenden Geschosses, die ihr auf der einen Seite,
der rechten der Abbildung, noch anhaften, sind gerade so breit wie die
Fensteröffnungen des abgebildeten Fragments. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit

lässt sich so ein Modell rekonstruieren, das
nebenstehende Skizze (Abb. 13) veranschaulicht,
ein quadratischer Bau, dessen Untergeschoss
von vier grossen Bogen durchbrochen wird,
dessen oberes Stockwerk auf jeder Seite
zwei Fensteröffnungen zeigt. Die Seiten des
Obergeschosses sind verschieden ausgeführt,
auf der Abb. 11 nach vorne gerichteten Seite
läuft über den Fenstern noch ein durch-
brochener Fries hin, während auf der r.,
der eigentlichen Ansichtsseite, die Fenster-
bögen bis zum abschliessenden Gesims reichen;
die beiden anderen sind verloren. Vermut-
lich entsprachen sie sich wechselweise. Be-
krönt wird er von einer geschweiften, auf
jeder Seite verschieden ornamentierten Prya-
mide. Dass nach unten noch ein oder
mehrere Geschosse folgten, ist nicht glaub-
lich ; die grossen Bogen des Unterstocks sind
Tore, keine Fenster. Die daruntergesetzte
Basis und der nach oben abschliessende
Pinienzapfen sollen natürlich nur Möglich-
keiten geben. Der damit gewonnene Bau-
typus ist nichts Unbekanntes, seine Ver-
treter sind zum grössten Teil Grabmäler und
als solches möchte ich auch das Vorbild
unseres Modells ansprechen. Die nächste

Abb. 13. ('/-> nat. Grösse).
 
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