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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 2 (März u. April)
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Foelzer, Elvira: Marsstatuette aus der Trierer Kanalisation
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0032

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MISZELLEN.

Marsstatuette aus der Trierer Kanalisation.

Bei den Kanalisationsarbeiten in Trier wurde am Hauptmarkt vor
Nr. io in einer Tiefe von 2 m die gut erhaltene und sorgfältig gear-
beitete Bronzestatuette eines Kriegers in voller Rüstung gefunden, die in
die im Provinzialmuseum befindliche Altertums - Sammlung der Stadt Trier
gelangte und wegen ihres guten Erhaltungszustandes wohl verdient, ein-
zeln veröffentlicht zu werden. Inv. S. T. 6577 (Abb. 6). Es fehlen nur der

linke Fuss, der grösste Teil des Helm-
busches und die Attribute der Hände.
Die Flöhe der ganzen Figur beträgt 11 cm;
aus dem Nietloch unter dem rechten Fuss
geht hervor, dass die Statuette auf einer
Basis stand.

Das rechte Bein ist Standbein, da
das linke zurückgesetzt ist, konnte der
Fuss nur mit den Zehen den Boden be-
rühren.

Die Beine sind bis über die Knie
mit unverzierten Beinschienen bedeckt.
Bekleidet ist die Figur mit einer faltigen
Tunika, die sichtbar ist an Oberschenkeln
und Oberarmen, einem schlichten, den
Unterleib schützenden Lederkoller und
einem Metallpanzer mit Gorgoneion auf
der Brust und grosser ovaler Schnalle
auf dem Leibe. Von den Schultern fallen
je 2 schmale Schlussbänder des Panzers
auf die Brust herab. Der Krieger trägt
Vollbart, Schnurrbart und kurzes, gewell-
tes Haar. Auf dem etwas nach rechts
gewandten Kopf sitzt ein Helm von ausser-
gewöhnlicher Form mit hohem Kopf und
breiter Krämpe, die über der Stirn in
einer Schneppe ausläuft. Vom Helm-
busch, dessen unteres auf den Rücken
herabfallendes Ende erhalten ist, sind
Ansatzspuren auf der Kopfhöhe des Helms sichtbar. Einen ebensolchen
Helm mit Krämpe und Schneppe über der Stirn kenne ich nur noch an der
Marsbüste Nr. 195 der Bibliotheque Nationale in Paris1) und an einer leider
als modern verdächtigen Bronzebüste in Troyes2). Der Krieger hielt in der
rechten erhobenen Hand eine Lanze. Der linke im Ellenbogen gekrümmte
Arm trug sicher einen Schild, denn auf der stark abgeriebenen Oberfläche
der Hand zeigen sich 2 schräge rillenartige Vertiefungen, denen eine dritte
auf der Innenseite entspricht. Dass die linke Hand nur einen Schild getragen
haben kann, geht auch daraus hervor, dass sie viel grösser und unsorgfältiger
gearbeitet ist als die rechte, also nicht gesehen werden sollte. Wir haben
in dieser Statuette mit Sicherheit den Kriegsgott Mars zu erkennen.

Dies wird bestätigt durch römische Münzen mit dem Brustbild des *)

Abb. 6.

*) vgl. Babelon-Blanchet Catalogue des Bronzes Antiques S. 87.
s) vgl. Musee de Troyes, Bionzes. Catal. S. 11. Nr. 26. T. 4.
 
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