Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

DOI Heft:
Nr. 4 (Juli u. August)
DOI Artikel:
Riese, Friedrich Alexander: Heddernburg und Bonames
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0060

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


MISZELLEN.

30. Heddernburg und Bonames.

In den „Mitteilungen über römische Funde in Heddernheim“ II (1898)
S. 20 habe ich aus den Baumeisterbüchern der Stadt Frankfurt eine Reihe
von Posten zusammengestellt, nach denen 1451 und 1452 in der Heddern-
burg, d. h. in Nida, massenweise die römischen „Steine gebrochen“ und zum
Bau der Hausener Mühle verwendet und 1478 24 Wagen solcher Steine für
den Mühlenbau in Bonames bestimmt wurden. Aber auch für den Bau der
Kirche in Bonames wurden, wie ich aus einer freundlichen Mitteilung
des Archivdirektors Prof. Dr. Jung erfuhr, die Steine der Römerstadt
damals 1477 und 1478 in grosser Menge weggeführt. Ein Büchlein des
Frankfurter Archivs betitelt „Zu Bonemese zum Buwe zu der nuwen Kirchen
1477“ (Mittelgewölb E 32 Nr. 9) berichtet darüber unter den Ausgaben
Folgendes. Zunächst über das Brechen der Steine.

Am 24. August 14771): I libra IIII [3 (Schillinge) steyn in der Hedern-
burg zu brechen, XII Tag, eyn Tag II ß. — Am 29. Aug.: III librae VIII ß
vor Steyn in der Hedernburg XXXIIII Tag zu brechen. — Am I. Sept.:
II librae VIII ß in der Hedernburg XXIIII Tag Steyne zu brechen, eym ein
Tag XVIII h (Heller). — Am 18. Juni 1478: II librae für XV Tagelone zu
XVI h, Steine in der Hedernburg zu brechen. — Am i. August: II librae
IIII ß IIII h, XXV Dag Steyn zu brechen in der Hedernburg, eyn Dag XVI h.
— Am 8. August: I Gulden VIII ß für XVIII Tagelone zu XVI h, Stein zu
brechen in der Hedernburg.

Ferner für den Transport der Steine:

1477 (Datum ungenannt): XXI ß III h geschenckt, XXIIII Wagen uß
des Rads Dorffern, jedem VIII h für Win und Broit, Steine uß der Heddern-
burg zu furen. — Am 24. Juni: II librae IIII ß für XI Wagenieste Steine
von der Hedernburg zu furen. — Am 16. Mai 1478: VI ß III h geben
V Wagen und VII Karren Steyne von der Heddernburg zu furen. — Am
1. Aug.: I libra VII ß von VIII Wagen Steyn von der Hedderburg zu furen;
zu: IIII ß dem Zoll zu Bonemese.

Doch die allererste Ausgabe — sie geschah am 2g. Juni 1477 — war
folgende: XII ß, als die Edellude vergont han die Steyne in der Heddern-
burg zu brechen, Ine zu verdrincken geschenckt, — also ein Trinkgeld an
die edlen Herrn von Praunheim genannt von Klettenberg! —• und dazu am
selben Tag: VI h einem geschenckt, in der Hedderburg zu wysen, gut Steyn
zu finden.

Somit hat die Stadt in diesen zwei Jahren für mindestens2) 18 librae
11 ß 7 h Steine aus der Römerstadt nach Bonames schaffeh lassen, eine
Summe, deren Kaufwert sich aus der Höhe des Tagelohns, der 18 Heller
1477, 16 Heller 1478 betrug — 1 libra sind 20 (1 Gulden 24) Schillinge,

1 Schilling 9 Heller — ermitteln lässt. Für uns ist es ein trauriges Bild,
das diese emsige Zerstörungsarbeit des ausgehenden Mittelalters erkennen
lässt. Ob wohl auch Inschriften oder Reliefsteine in die Kirchenmauer ver-
baut sind? Darauf wäre gegebenen Falls zu achten.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich die Frage aufwerfen, ob der rätsel-
hafte Name „Bonames“, oder (wie er zuerst 1251 und dann oft heisst)

*) 'Sabatho vigilia Bartholomei’ — diese und alle weiteren Zeitbestimmungen
reduziere ich auf die üblichen Bezeichnungen.

2) Mindestens: denn noch mancher Posten Steine, dessen Herkunft das Buch nicht
meldet, mag gleichfalls von Nida stammen.
 
Annotationen