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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
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Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0080

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68

sion, die durch ihre prähistorischen For-
schungen den Anthropologen nahe stände)
und Vereine Frankfurts.

2. Prof. G. Wo 1 ff-Frankfurt berichtet
über die Besiedlung der südliehen
Wetterau in der jüngeren Steinzeit (mit
Lichtbildern) und die dort von ihm aus-
gegrabenen Brandgräber mit verzierten
Steinketten. (Vgl. seinen Dortmunder Vor-
trag R.-G.-Korrbl. 3 S. 38), zugleich als Vor-
bereitung für den Ausflug in die Wetterau
am nächsten Tage.

3. Dr. R. S c h m i d t - Tübingen : Die
eiszeitlichen Kulturepochen in
Deutschland im Verhältnis zu den
neueren Funden der älteren Stein-
zeit. Durch die geologischen Lagerungen
der von ihm an der Donau, in Süddeutsch-
land und an der Lahn gemachten Funde
aus der älteren Steinzeit ist u. a. die Ueber-
einstimmung dieser Kulturepoche mit Bel-
gien und Frankreich nachgevviesen.

4. Hofrat Dr. S c h I i z-Heilbronn behan-
delte die Frage der Zuteilung der spitz-
nackigen, dreieckigen Steinbeile zu
bestimmten n eo 1 i t h is c hen Kultur-
kreisen in Süd Westdeutschland. Es
gibt dort drei Besiedlungsformen der Stein-
zeit (nach Keramik und Schädeln): Acker-
bausiedlung in Dörfern von der untern
Donau und Mitteldeutschland her; Besied-
lung gesicherter Plätze auf Höhen und in
Seen (Pfahlbauzeit); bewaffnete Besetzung
des Landes durch nordische Stämme. —
Jede dieser Epochen bringt eigene Stein-
geräte mit sich. Die dreieckigen Stein-
meissel besitzt nur die Pfahlbauvölkerung
am Ende der Steinzeit. Sie waren Handels-
artikel längs des ganzen Rheins (vgl. belgi-
sches Material). Prof. Fr aas weist nach
Untersuchung der Werkzeuge auf ihr Ge-
steinsmaterial auf die Schwierigkeit hin-
aus solchen Untersuchungen den Ursprungs-
ort festzustellen. Prof. Kossima ist bei
seinen Forschungen über die Aufeinander-
folge der einzelnen Besiedlungsepochen zu
andern Resultaten gekommen.

4. Endlich ist noch der Vortrag von Dr.
Goessle r-Stuttgart zu erwähnen: Neues
von unserer Ringwallforschung. Viel-
fach noch falsche Anschauungen über diese
vor- und frühgeschichtlichen Anlagen ver-
breitet ; früher wurde ausschliesslich kel-
tischer oder gallischer Ursprung angenom-
men. Die Bauten der Schwäbischen Alb
reichen z. T. in die Hallstatt-, z. T. in die
Latene-Zeit; vielleicht müssen einige bis
in die Bronzezeit zurückdatiert werden. Sie
sind teils Zufluchtsorte für vornehme Fa-
milien, teils eigentliche Volksburgen zur
Aufnahme einer grösseren Masse.

Die andern Vorträge behandelten medi-
zinische und ethnologische Themata.

4. August nachmittags Automobilfahrt
in die Wetterau zur Ausgrabung von vier
neolithischen Brandgräbern (Proff. Wolff,

Dragendorff, an zwei Stellen). In allen fan-
den sich wieder Glieder der verzierten Stein-
ketten als Grabbeigaben.

6. August Ausflüge nach dem Altkönig
und der Saalburg (Führung: Architekt Tho-
mas; Geh. Rat Jacobi).

Die Festschrift (103 Seiten, 11 Taf.
und 12 Abbildungen), gewidmet von der
Frankfurter Anthropologischen Gesellschaft
enthält folgende Beiträge zur Urgeschichte:

1) Ernst Franck a) ein unberührtes Hall-
statt-Skelettgrab ohne Skelett; b) ein ger-
manisches Latene-Brandgrab mit besonderen
Gefässen; 2) P. Steiner, neolithische

Brandgräber im Kilianstädter Wald (Wet-
terau); 3) Ch. L. Thomas, einige Be-
merkungen zu der Karte mit den grossen
Ringwallsystemen im Hochtaunus; 4) R.
Welcher, ein Grab der Früh-Latene-Zeit
bei Praunheim. Ausserdem volkstümliche
und anthropologische Beiträge von B. Hagen,

J. Lehmann, M.FIesch, G. Popp, F. Schaeffer-
Stuckert; Emil Sioli; H. Vogt. (Verlag Jos.
Baer & Co., Frankfurt a. M.).

Prof. Ranke legte sein Amt als General-
sekretär der Gesellschaft nieder; an seine
Stelle wurde Prof. Thilenius-Hamburg
gewählt. Ranke wird Ehrenpräsident. Neuer
Vorstand (ausser Thilenius und Dr. K. Hagen
als Schatzmeister) Hofrat Schliz-Heilbronn,
Prof. K. von den Steinen-Berlin, Prof. Wal-
deyer-Berlin. Tagungsort 1909 Posen.

Einladung zur Hauptversammlung des 48.
Gesamtvereins der deutschen Geschichts-
und Altertumsvereine in Lübeck vom
20. — 23. September. Von den zahl-
reichen Vorträgen seien hier diejenigen für
die I. und II. Abteilung genannt: (Vor-

sitzender: Prof. Dr. Anthes, Darmstadt).

1. Der Stand der vorgeschichtl. Forschung
in Mecklenburg. Prof. Dr. Beiz, Schwerin.

2. Vorschläge zur Katalogisierung kleine-
rer Sammlungen. Prof. Dr. Dragendorff,
Frankfurt a. M.

3. Schwäbisch-fränkische Hallenkirchen
des 13. und 14. Jahrhunderts. Konservator
Prof. Dr. Grad mann, Stuttgart.

4. Die Anfänge desZiegelbaues in Wagrien
und ihre persönlichen Zusammenhänge. Kon-
servator Prof. Dr. Haupt, Eutin.

5. Die Pipinsburg und Verwandtes. Dr.
Hofmeister, Lübeck.

6. Neue neolithische Wohngräber bei
Worms. Sanitätsrat Koehl in Worms.

Wer von den Teilnehmern der Haupt-
versammlung das Museum in Kiel be-
sucht, hat dort Gelegenheit, zu den Funden
aus Alt-Lübeck interessante Parallelfunde
aus Hedeby zu sehen. An der Ausgrabe-
stelle ist Herr Dr. Knorr, Kustos des
Museums, freundlichst bereit, die Führung
zu übernehmen.

Vorher am 19. und 20. Sept. wird in
Lübeck der 8. deutsche Archivtag, nach-
her am 24. und 25. September der Tag für
Denkmalpflege abgehalten.

Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.
 
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