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man etwa 5000 gezählt, davon 1800 in der
Ebene, die andern in heutigen Wäldern.
Die allermeisten finden sich in den weniger
fruchtbaren Gegenden des Landes. In den
fruchtbaren Tälern der Mosel und Seille
sind sie, wenn überhaupt welche dagewesen,
durch den intensivem Ackerbau vernichtet
worden. Auch in den felsigen Gebieten
finden sich keine.
Die sogenannten Mardellen wurden be-
kanntlich einst zu Wohnzwecken benutzt.
Diese Wohnplätze sind aber nicht verbrannt
oder zerstört worden, die Bewohner haben
sie verlassen unter Mitnahme fast aller
ihrer Habe. Die wenigen übrig gebliebenen
Gefässreste oder Scherben weisen auf die
Hallstatt- und La Tene-Zeit, zumeist aber
ist es römische Keramik. Bis wie lange
aber nach der Unterwerfung des Landes
unter die Römer die Bewohner noch in
diesen Hütten ihr Dasein fristeten, lässt
sich nicht sagen.
Eine andere Art von Wohnungen sind
die römischen Villen, und zwar die Land-
villen, die kleinern, einfacheren, und die
grossen luxuriösen Stadtvillen. Beide stehen
auf dem Lande, mitten in dem dazugehören-
den Landgute. Die ersteren sind die älte-
ren, wohl nach der Unterwerfung des Landes
unter die Römer von den Galliern nach
Muster der in Italien befindlichen erbaut.
Der grösste Teil solcher Gebäude war land-
wirtschaftlichen Zwecken gewidmet und
schloss auch die Wohnungen der Sklaven
oder Hörigen in sich ein. Nur der kleinste
Teil diente zur Wohnung des Besitzers oder
Pächters. Die Reste von solchen Gebäuden
finden sich heute noch massenweise meist
einzeln, hie und da auch in Gruppen zusam- j
menstehend. Nach den Münzfunden in den-
selben sind sie fast alle nach der Mitte des
3. Jahrh. n. Chr. verbrannt worden. Der j
Verfasser bringt das in Verbindung mit den 1
Einfällen der Alamannen in Gallien und
den sogenannten Bagaudenaufständen. Da-
mals sei das ganze Gallien schrecklich ver-
heert und entvölkert worden. Nur wenige
von diesen Landvillen seien wieder auf-
gebaut worden. Danach trat wieder eine I
ruhige Zeit ein, in der das Land sich er- j
holte und zu neuer Blüte gelangte. Damals j
seien die grossen Latifundien entstanden
und auf ihnen die sogen. Stadtvillen erbaut
worden, die mit allem erdenklichen Luxus !
der Zeit ausgestattet waren. Diese über-
raschende Beobachtung würde das wich-
tigste Resultat der Arbeit sein, beruht aber J
zunächst nur auf den doch sehr geringen j
Münzfunden. Sie bedarf also noch der
Nachprüfung auf Grund namentlich der
Scherbenfunde.
Ausser einigen Landvillen beschreibt der [
Verf. die Villen von Rühlingen (bei Saar-
gemünd), von Mackweiler (bei Saarwerden),
von St. Ulrich (bei Saarburg, Lothr) und j
von Tetingen (Kreis Bolchen), und fügt
Pläne der ausgegrabenen Fundamente bei.
— Zwei Kärtchen führen die Verbreitung
der Mardellen und die Lage von einer gros-
sen Anzahl Landvillen vor Augen.
Das Werk kommt jedenfalls einem Be-
dürfnisse entgegen und darf als erster Ver-
such einer Zusammenfassung der Ergebnisse
der Villenforschung freudig begrüsst werden.
Saarbrücken. Jungk.
Aus Zeitschriften.
Antwerpen. Acadcmie d’archeol. Bulletin 13.
1907. 4. Heft. — P. C o g e 1 s, Ceraunies et
pierres de foudre. Histoire et Bibliographie.
Gesamtverein der Geschichts- u. Alter-
tumsvereine. Korr.-Bl. 1907. Nr. 12. S. 467.
Ausführlicher Bericht über den 8. Ver-
bandstag der west- und südwestdeutschen
Altertumsvereine in Heidelberg am 14. u. 15.
Sept. 1907, mit vollständiger Wiedergabe
der Vorträge (vgl. oben S. 11).
Berlin. Zeitschrift für Ethnologie. 40, 1.
1908. S. 45. — W. Belck, Die Erfinder
j der Eisentechnik. Nachträge zum Vortrag
im Jahrg. 39 S. 334. Als die Erfinder der
Stahlfabrikation haben die Philister zu gel-
ten. — S. 88. G. Schweinfurth, Brief
aus Biskra, berichtet von Prof. Flamand’s
Untersuchungen der prähistorischen Fels-
zeichnungen, Tier- und Menschenbildern, in
den Höhlen des Hochlands von Süd-Oran,
deren Alter durch die Patinabildung der
Gesteine bestimmt wird. — S. 100. Ols-
hausen, Mitteilung über die Leichen-
verbrennung in Japan. Zur Einäscherung
der Leiche eines Erwachsenen genügen
75 kg Tannen- oder Fichtenholz, oft wird
noch weniger bis hinab zu 45 kg angewendet.
Sens. Bulletin de la Sociüte archeolo-
gique. XXII. 1906. — S. 310. Perrin, Karo-
lingischer Friedhof bei der Abtei St.Colombe-
lez-Sens (mit Grundriss).
Worms. Vom Rhein. Monatsschrift des
Altertumsvereins von Worms. V. 1906. —
S. 26. Cramer, Bormitomagus-Wormazfeld-
Worms. — S. 42. Curschmann, das
römische Gehöfte und das römische Bad
bei Dautenheim. Kreis Alzey (mit 4 Abb.).
Normale Villa rustica mit angebautem
Badehaus. — S. 48 und 53. Ivoehl, die
römische Villa mit Bad bei Wachenheim
an der Pfrimm (dazu Abb. 5 S. 45). Nur
Baderäume, ein Keller und ein Ökonomie-
gebäude erhalten. — S. 58. K. Sc hum a che r,
Vom fränkischen und römischen Alzey. —
S. 60. Eine grünglasierte römische Vase des
Paulusmuseums (mit Abb.) Grosse Vase mit
2 Henkeln in Gestalt von Schlangen, Bauch
mit jagenden Tieren in Barbotin, aus Köln.
VI. 1907. — S. 17. K. Schumacher,
Die archäol. Forschung in Rheinhessen. —
S. 58 u. 98. Muth, Aus der fränkischen
Abteilung des Paulusmuseums. 1. Eine
Hostienbulle (mit 4 Abb.). 2. Über einige
Bügelfibeln (mit 9 Abb.).
man etwa 5000 gezählt, davon 1800 in der
Ebene, die andern in heutigen Wäldern.
Die allermeisten finden sich in den weniger
fruchtbaren Gegenden des Landes. In den
fruchtbaren Tälern der Mosel und Seille
sind sie, wenn überhaupt welche dagewesen,
durch den intensivem Ackerbau vernichtet
worden. Auch in den felsigen Gebieten
finden sich keine.
Die sogenannten Mardellen wurden be-
kanntlich einst zu Wohnzwecken benutzt.
Diese Wohnplätze sind aber nicht verbrannt
oder zerstört worden, die Bewohner haben
sie verlassen unter Mitnahme fast aller
ihrer Habe. Die wenigen übrig gebliebenen
Gefässreste oder Scherben weisen auf die
Hallstatt- und La Tene-Zeit, zumeist aber
ist es römische Keramik. Bis wie lange
aber nach der Unterwerfung des Landes
unter die Römer die Bewohner noch in
diesen Hütten ihr Dasein fristeten, lässt
sich nicht sagen.
Eine andere Art von Wohnungen sind
die römischen Villen, und zwar die Land-
villen, die kleinern, einfacheren, und die
grossen luxuriösen Stadtvillen. Beide stehen
auf dem Lande, mitten in dem dazugehören-
den Landgute. Die ersteren sind die älte-
ren, wohl nach der Unterwerfung des Landes
unter die Römer von den Galliern nach
Muster der in Italien befindlichen erbaut.
Der grösste Teil solcher Gebäude war land-
wirtschaftlichen Zwecken gewidmet und
schloss auch die Wohnungen der Sklaven
oder Hörigen in sich ein. Nur der kleinste
Teil diente zur Wohnung des Besitzers oder
Pächters. Die Reste von solchen Gebäuden
finden sich heute noch massenweise meist
einzeln, hie und da auch in Gruppen zusam- j
menstehend. Nach den Münzfunden in den-
selben sind sie fast alle nach der Mitte des
3. Jahrh. n. Chr. verbrannt worden. Der j
Verfasser bringt das in Verbindung mit den 1
Einfällen der Alamannen in Gallien und
den sogenannten Bagaudenaufständen. Da-
mals sei das ganze Gallien schrecklich ver-
heert und entvölkert worden. Nur wenige
von diesen Landvillen seien wieder auf-
gebaut worden. Danach trat wieder eine I
ruhige Zeit ein, in der das Land sich er- j
holte und zu neuer Blüte gelangte. Damals j
seien die grossen Latifundien entstanden
und auf ihnen die sogen. Stadtvillen erbaut
worden, die mit allem erdenklichen Luxus !
der Zeit ausgestattet waren. Diese über-
raschende Beobachtung würde das wich-
tigste Resultat der Arbeit sein, beruht aber J
zunächst nur auf den doch sehr geringen j
Münzfunden. Sie bedarf also noch der
Nachprüfung auf Grund namentlich der
Scherbenfunde.
Ausser einigen Landvillen beschreibt der [
Verf. die Villen von Rühlingen (bei Saar-
gemünd), von Mackweiler (bei Saarwerden),
von St. Ulrich (bei Saarburg, Lothr) und j
von Tetingen (Kreis Bolchen), und fügt
Pläne der ausgegrabenen Fundamente bei.
— Zwei Kärtchen führen die Verbreitung
der Mardellen und die Lage von einer gros-
sen Anzahl Landvillen vor Augen.
Das Werk kommt jedenfalls einem Be-
dürfnisse entgegen und darf als erster Ver-
such einer Zusammenfassung der Ergebnisse
der Villenforschung freudig begrüsst werden.
Saarbrücken. Jungk.
Aus Zeitschriften.
Antwerpen. Acadcmie d’archeol. Bulletin 13.
1907. 4. Heft. — P. C o g e 1 s, Ceraunies et
pierres de foudre. Histoire et Bibliographie.
Gesamtverein der Geschichts- u. Alter-
tumsvereine. Korr.-Bl. 1907. Nr. 12. S. 467.
Ausführlicher Bericht über den 8. Ver-
bandstag der west- und südwestdeutschen
Altertumsvereine in Heidelberg am 14. u. 15.
Sept. 1907, mit vollständiger Wiedergabe
der Vorträge (vgl. oben S. 11).
Berlin. Zeitschrift für Ethnologie. 40, 1.
1908. S. 45. — W. Belck, Die Erfinder
j der Eisentechnik. Nachträge zum Vortrag
im Jahrg. 39 S. 334. Als die Erfinder der
Stahlfabrikation haben die Philister zu gel-
ten. — S. 88. G. Schweinfurth, Brief
aus Biskra, berichtet von Prof. Flamand’s
Untersuchungen der prähistorischen Fels-
zeichnungen, Tier- und Menschenbildern, in
den Höhlen des Hochlands von Süd-Oran,
deren Alter durch die Patinabildung der
Gesteine bestimmt wird. — S. 100. Ols-
hausen, Mitteilung über die Leichen-
verbrennung in Japan. Zur Einäscherung
der Leiche eines Erwachsenen genügen
75 kg Tannen- oder Fichtenholz, oft wird
noch weniger bis hinab zu 45 kg angewendet.
Sens. Bulletin de la Sociüte archeolo-
gique. XXII. 1906. — S. 310. Perrin, Karo-
lingischer Friedhof bei der Abtei St.Colombe-
lez-Sens (mit Grundriss).
Worms. Vom Rhein. Monatsschrift des
Altertumsvereins von Worms. V. 1906. —
S. 26. Cramer, Bormitomagus-Wormazfeld-
Worms. — S. 42. Curschmann, das
römische Gehöfte und das römische Bad
bei Dautenheim. Kreis Alzey (mit 4 Abb.).
Normale Villa rustica mit angebautem
Badehaus. — S. 48 und 53. Ivoehl, die
römische Villa mit Bad bei Wachenheim
an der Pfrimm (dazu Abb. 5 S. 45). Nur
Baderäume, ein Keller und ein Ökonomie-
gebäude erhalten. — S. 58. K. Sc hum a che r,
Vom fränkischen und römischen Alzey. —
S. 60. Eine grünglasierte römische Vase des
Paulusmuseums (mit Abb.) Grosse Vase mit
2 Henkeln in Gestalt von Schlangen, Bauch
mit jagenden Tieren in Barbotin, aus Köln.
VI. 1907. — S. 17. K. Schumacher,
Die archäol. Forschung in Rheinhessen. —
S. 58 u. 98. Muth, Aus der fränkischen
Abteilung des Paulusmuseums. 1. Eine
Hostienbulle (mit 4 Abb.). 2. Über einige
Bügelfibeln (mit 9 Abb.).