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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0024

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Deutungen dieser viel umstrittenen Monu-
mente stellte der Vortragende die Deutung
aus der germanischen Mythologie als die
richtige hin, da die Säulen fast nur in vor-
wiegend germanischen Landschaften sich
fänden und bestimmte alle daran darge-
stellten Gottheiten als germanische. Es sei
eine Umgestaltung der deutschen Irminsul,
sicherlich kein Siegesdenkmal. Ausser an-
deren widersprach Prof. Riese (Frankfurt)
dieser Auffassung unter Hinweis auf das Sie-
gesdenkmal, das dem Domitian auf demForum
in Rom errichtet wurde,den equusDomitiani ’).

In den Süden des Verbandsgebiets führ-
ten die Mitteilungen von Prof. Burckhardt-
Biedermann (Basel) über die Stadtmauern
von Augst, der alten Augusta Raurica;
die neuen Untersuchungen haben erwiesen,
dass die seither meist als Umfassung ge-
deutete Mauer nur eine starke Stützmauer
ist, während die eigentliche römische
Stadtmauer weiter auswärts lief.

Am Vormittag des iS. Sept. wurden, da
der verdienstvolle Schöpfer des neuen städti-
schen Museums im Chelius’schen Hause,
Prof. Pfaff, leider durch Krankheit verhin-
dert war, unter Führung von Museums-
direktor Schumacher (Mainz) die städti-
schen Sammlungen besichtigt, der eingehend
die aus allen vorgeschichtlichen Perioden
bis in die römische und alamannisch-frän-
kische Zeit reichenden Dokumente zur Orts- 1
geschichte von Heidelberg erläuterte.

Am Nachmittag wurde der Ringwall
auf dem Heiligenberg, Heidelberg gegen-
über, besucht, auf dem zur Zeit Grabungen
unter Leitung von Baurat Wippermann
und cand. phil. Schmidt vorgenommen
werden. Die bisherigen Ergebnisse zeigen,
dass der Berg am Ende der Bronzezeit und
zu Beginn der Hallstattperiode reich be-
siedelt war; aus der gallischen, der La
Tene-Zeit, haben sich bis jetzt so gut wie
keine Spuren gefunden. Doch ist nicht
ausgeschlossen, das die fortschreitende Un-
tersuchung die Dinge doch noch anders
erscheinen lässt, als sie jetzt zu sein schei-
nen. Manche Fragen bleiben zunächst un-
entschieden, so die Ursprungszeit eines
steinernen Torbaus im Wall auf der West-
seite, überhaupt die Chronologie der ganzen
Anlage. Die Auffindung einer bronzezeit-
lichen Wohnstelle unter dem einen Teil
des Walls weist auf spätere Entstehung
des letzteren hin. Die Arbeit wird dadurch
erschwert, dass durch die Bewohnung des
Bergs in römischer, fränkisch - merowingi-
scher und frühmittelalterlicher Zeit offen-
bar bedeutende Umgestaltungen der Boden-
oberfläche vorgekommen sind.

*) Vergl. darüber A Riese in der Westd. Zeitschr.
1907 III S. 141.

Die Fortsetzung der Verhandlungen fan-
den am 16. und 17. September in Mann-
heim gemeinsam mit Abteilung I und II
des Gesamtvereins statt. Geh.-Rat Wagner
(Karlsruhe) besprach die von ihm geplante
Inventarisierung der Altertümer Ba-
dens, und Museumsdirektor Schumacher
(Mainz) erläuterte eingehend die als Fest-
gabe verteilte, von Prof. K. B a u m a n n
(Mannheim) in zweiter Auflage bearbeitete
archäologische Übersichtskarte der Um-
gebung von Mannheim. Die treffliche Ar-
j beit zeigt, dass es für solche eng begrenzte
Gebiete schon jetzt sehr wohl möglich ist,
durch sorgfältige Einzeichnung aller Funde
eine gesicherte Grundlage für die Erfor-
schung der Siedlungsverhältnisse zu ge-
winnen, was für ganz Südwestdeutschland
z. B. aus naheliegenden Gründen noch nicht
zu erreichen wäre. So konnte Prof. Schu-
macher an der Iland der Karte einen weit-
ausschauenden Überblick über die vor-
geschichtliche Kultur des unteren Neckar-
tales bieten.

Museumsdirektor Krüger (Trier) be-
richtete über die Neumagener Monu-
mente, deren Publikation die Römisch-
germanische Kommission jetzt vorbereitet.
Während bisher vorwiegend die Darstel-
lungen der einzelnen Fragmente studiert
worden sind, richtet sich jetzt die Unter-
suchung darauf, die Formen der vollstän-
digen Grabmäler wieder zu gewinnen. Eine
Anzahl von Rekonstruktionszeichnungen
ganzer Monumente wurde vorgelegt und im
Einzelnen erläutert, und zum Schluss darauf
hingewiesen, dass möglicherweise diese
Denkmäler von den römischen Friedhöfen
Triers selbst stammen.

An der Hand von Plänen und Zeich-
nungen erörterte Rektor Heuberger
(Brugg) die neuesten Forschungen am Kastell
Vindonissa und legte zusammen mit
Direktor Fröhlich (Königsfelden) eine
Anzahl von ausgezeichnet erhaltenen Fund-
stücken aus Metall, besonders aber aus
Holz, im Original vor. Sanitätsrat Köhl
(Worms) teilte eine Reihe von bemerkens-
werten Einzelheiten über seine Untersu-
chungen von Wohnstätten aus der neolithi-
schen Periode mit, deren Ergebnisse be-
sonders für die Frage nach der Zeitstellung
der einzelnen Perioden von Wichtigkeit sind.

Die nächste Versammlung des Ver-
bandes soll gemeinsam mit der des Nord-
westdeutschen Altertumsvereins-
Verbandes Ostern 1908 in Dortmund
stattfinden, von wo aus die benachbarten
Stätten wichtiger neuerer Untersuchungen
Oberaden, Haltern und die Hohen-
syburg besucht werden sollen.

(Mit Benutzg. eines Berichts von E. A. in D.)

Von dem Schulrelief aus Neumagen (Hettner, 111. Führer Nr. 21) sind jetzt Abgüsse
vom Provinzialmuseum in Trier zu beziehen. — Der Preis für den Einzelabguss von
Mk. 60 wird entsprechend reduziert, wenn bis zum 1. April d. J. eine grössere Anzahl
von Bestellungen eingelaufen ist.

Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.
 
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