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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 1.1908

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Nr. 6 (Nov. u. Dez.)
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Schliz, Alfred: Neue Grabfunde aus der Kultur der Schnurkeramik in Südwestdeutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.24878#0081
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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Gesch. u. Kunst)

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Abonnementspreis pro Jahr 3 Mark.

Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Nov. u. Dez. Erster Jahrgang. Nr. 6. 1908.

NEUE FUNDE.

Neue Grabfunde aus der Kultur der Schnurkeramik
in Südwestdeutschland.

Im Jahr 1906 habe ich in der Zeitschrift für Ethnologie1) die mir be-
kannten Grabhügel schnurkeramischer Kulturzugehörigkeit der südwest-
deutschen Gruppe aufgeführt und die von mir selbst untersuchten veröffent-
licht. Da die früheren Funde dieser Reihe sämtlich im Korrespondenzbl.
der Westd. Ztschr. veröffentlicht worden sind, empfiehlt es sich, zunächst
die südwestdeutschen Grabhügelfunde nochmals kurz hier aufzuzählen und
dann die seitdem erwachsenen neuen Untersuchungsergebnisse anzuschliessen.

Wie ein Blick auf die damals veröffentlichte Lösskarte Mitteleuropas
ergibt, begleiten diese Grabhügel in dichteren Gruppen wesentlich die an
den Löss gebundenen Ackerbausiedlungen der Bandkeramik in Südwest-
deutschland, Mitteldeutschland, Schlesien, Böhmen und Mähren. Von den
grösseren Lössgebieten Südwestdeutschlands können wir nun zwei grössere
Landstriche abscheiden, die der Untermaingegend und die des Neckarhügel-
lands, welche solche Grabhügel tragen: Erstere weist an der Bergstrasse
Jugenheim, Heppenheim, dann Wiesbaden, Frankfurt, Bonames, Grossum-
stadt, Holzheim, Friedberg, Meerholz, Grossostheim, Aschaffenburg, Goldbach,
Mömlingen auf mit grossen Amphoren, Bechern mit breitem Standboden
(Becherform II Götze) und Vorliebe für horizontale Fischgrätenverzierung,
die letztere Walldorf, Sprantal, Helmsheim, Sinsheim, Rappenau, Gemmingen,
Wimpfen, Offenau, Neckarsulm mit hochgezogenen Bechern auf kleinem ab-
gesetztem Standfuss, kleinen Amphoren und Neigung zur Verzierung mit
Tupfenreihen.

Eine eigenartige Stellung nehmen die sich anschliessenden Grabhügel
des Heuchelbergsgebiets bei Heilbronn ein. Am Fuss dieses als isolierte
Warte sich aus dem unterländischen Lössgebiet erhebenden Restes der
Keuperformation liegt die in einer Ausdehnung vom 6 km von Frankenbach
bis Schlüchtern sich ausbreitende grosse baiödkeramische Niederlassung mit
dem Mittelpunkt bei Grossgartach, in weitem Bogen umgeben von Grabhügeln
mit Schnurkeramik. Beschrieben sind in der Ztschr. f. E. 14 Grabhügel, von
denen 11 direkt über dem steinzeitlichen Dorf Grossgartach längs eines ur-
alten Höhenwegs auf dem Heuchelbergrücken liegen. Das eigentümliche dieser
Hügel ist die Mannigfaltigkeit der Bestattungsformen. Gemeinsam ist die
Hügelaufschüttung und die Anlegung eines Schachtgrabs auf dem Hügel-
grund, aber es findet sich in demselben reine Erdbestattung als gestreckte
Leiche oder als liegender Hocker, Abschluss des Grabinhalts durch eine
mächtige Brandschicht, Verbrennung der Leiche selbst im Schachtgrab und

') Der schnurkeramische Kulturkreis und seine Stellung zu den anderen neolithi-
schen Kulturformen in Südwestdeutschland. Jahrg. 1906 Heft 3.
 
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