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UL TAFELGEMÄLDE.

Das älteste unter den gemalten Werken, die ich seinerzeit
mit dem Birgittenmeister in Zusammenhang gebracht habe, ist
der fragmentarisch im Darmstädter Museum verwahrte D o in i-
nikus-Altar, unter welcher Bezeichnung man die sechs
Tafeln, die möglicherweise zwei verschiedenen Gemäldezyklen
angehören, zusammenzufassen pflegt* 1. Von der Meinung, der
Birgittenmeister sei ihr Maler, bin ich dank der überzeugenden
Ausführungen Gustav Paulis Zschr. b. K., N. F. XXIII 1912, 109 ff.
zurückgekommen ; ich halte heute die Darmstädter Tafeln mit
dem genannten Autor für ein Werk des jungen Dürer. Was
zunächst aus den sechs Tafeln zu uns spricht, ist allerdings die
Kunst Schongauers ; erst bei gespanntem Aufhorchen macht sich
in Untertönen die Kunst des jungen Nürnbergers vernehmlich.
So paßt sich die von Pauli vermerkte Beredsamkeit des Spieles
der Hände, die zur Andeutung betroffener Anteilnahme zögernd
sich zum Gebete schließen oder sich kreuzen, ohne Frage
Ausdrucksmitteln Schongauers an. Doch übersehen wir nicht,
mit welcher weit die Neigung seines Vorbildes übersteigenden
Vorliebe gerade das erste Motiv der junge Dürer in der Zeit
der Baseler Schnittfolgen (Nsch. 28, Crucifixus von 1493, Ritter
vom Turn) verwertet. Ebenso ist alles Aktmäßige der Darm-
städter Tafeln Schongauerisch. Aber es scheint doch auch an-
dererseits die ganz spezielle Eigentümlichkeit der Akte der ersten
1 Abb. St. z. d. Kg., Heft 54, Taf. V —X; die Tafel mit dem sterbenden
Dominikus, Christi Geißelung und die Beweinung besser bei H. A. Schmid
I 38 a, Text II 280 f. Die Versuchung des hl. Antonius in Köln, ebenda
I 38 b und II 282, halte ich nicht für ein Erzeugnis derselben Hand.
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