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Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Hrsg.]; Rohden, Hermann von [Bearb.]
Die antiken Terrakotten (Band I): Die Terracotten von Pompeji — Berlin u.a., 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.947#0009
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VI

Reliefs der etruskischen Aschenkisten, war schon von Gerhard geplant und vorbereitet. Seit-
dem sind zwei neue, ungleich weiter angelegte Unternehmungen hinzugetreten, die Sammlung
der römischen Sarkophagreliefs, welche das Institut, indem es einen von Otto Jahn ent-
worfenen aber nicht mehr ausgeführten Arbeitsplan in etwas veränderter und erweiterter Gestalt
aufnahm, 0. Jahns Schüler Friedrich Matz übertrug und auch nach dieses vorzeitigem Tod
fortgeführt hat, und die Sammlung der antiken Terracotten, welche, weitschichtiger und um-
fassender als diejenige der Sarkophage, die Aufgabe von Anfang an weiter spannt. Denn
die römischen Sarkophagreliefs machen innerhalb der Marmorreliefs eine bedeutsame und
überaus wichtige, aber doch nur eine Unterabteilung aus, wie die Marmorreliefs selbst eine
Unterabteilung innerhalb der Sculpturen in Marmor und verwantem Material sind. Wie
die etruskischen Spiegel und' die etruskischen Aschenkisten bilden die römischen Sarkophag-
reliefs eine, innerhalb des allgemeinen Kunstbetriebs und innerhalb grösserer Denkmäler-
gattungen nach Zweck, Form und Inhalt scharf begränzte Gruppe: ihre Sammlung unter-
scheidet sich durch den massenhafteren und reicheren Stoff, aber nicht durch den Gedanken
der gestellten Aufgabe von jener der Spiegel und Urnen. Die Sammlung der Terracotten
geht über solche Grenzen hinaus: sie soll alle Erzeugnisse der antiken Kunst und des
antiken Kunsthandwerks umfassen, welche der jetzige archäologische Sprachgebrauch mit dem
Namen Terracotten zu bezeichnen pflegt, also — mit Ausschluss der bemalten Vasen,
welche eine eigene grosse Classe ausmachen, der thönernen etruskischen Aschenkisten, welche
von den übrigen nicht zu trennen sind, und fürs erste der Lampen —, alle Arten von Statuen,
Statuetten und Reliefs aus Thon von den ältesten bis zu den spätesten Zeiten der griechischen
und der von ihr abhängigen etruskischen, italischen, römischen Kunst.

Die Gründe, welche zu diesem Unternehmen drängten, dem grössten und schwierigsten
der bisher begonnenen, welches, weil es die Art des Stoffes erheischt und gestattet, auf
einmal und zu gleicher Zeit in Angriff nehmen musste was bei den Marmorwerken Hin-
durch eine Reihe von Einzelunternehmungen geleistet werden kann —, liegen auf der Hand.
Zunächst lag kein Anlass vor, die vorgängige Erledigung grosser litterarischer auf alle
Denkmälergattungen zugleich und gleichmässig gerichteter Vorarbeiten — welche vom Institut
bereits begonnen sind — abzuwarten. Denn für keine Denkmälerclasse versprechen diese
litterarischen Vorarbeiten eine gleich geringe Ausbeute, wie für che Terracotten. Keine andere
Denkmälerclasse war so lange in gleicher Weise vernachlässigt worden, keine versprach so
viel neue und unerwartete Ausbeute über Ausdehnung, Zusammenhang und Eigentümlichkeit
des Kunstbetriebs in den verschiedenen Ländern und Landschaften. Bei der, wie es auf
den ersten Blick scheinen könnte, fast unübersehbaren Masse des Stoffes, der sich von in
Tempeln verehrten Götterstatuen bis auf Kinderspielzeug herab erstreckt, der vielfach fabrik-
mässig hergestellt und durch Handel mit den fabrikmässig hergestellten Terracotten selbst
und mit Formen und Modellen für ihre Anfertigung über alle Teile der alten Welt zerstreut
worden ist, bei den Schwierigkeiten, mit welchen gerade hier die Kritik und persönliche
Kennerschaft zu kämpfen hat — schien längst eine möglichst grossartig zusammenfassende
Behandlung unabweisbar und die ersten Schritte dazu geschahen noch ehe der Ruhm der
neuen tanagräischen Funde die Welt erfüllte. Eine vorläufige Auswahl tanagräischer Thon-
figuren ist aus dem reichen Schatze des während nunmehr sieben Arbeitsjahren vom Institut
 
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