Dk
Serie des
'75) sich k
/ie pompejanischen Terracotten scheiden sich, wenn
wir Geräte, Gewisse und Lampen bei Seite lassen, in zwei
grosse Klassen, in architektonische Ornamente Lind
Rundfiguren. Vereinzelte Stücke, wie die Karyatide
(Taf. XXIV 2) oder die Atlanten (Tai". XXV) lassen sich
beiden Klassen zuweisen, doch bilden sie seltene Aus-
nahmen. Es wird daher eine gesonderte Betrachtung beider
Gattungen gerechtfertigt sein.
Als Material der plastischen Ornamentik ist der
Thon hauptsächlich zu solchen Ornamenten verwendet wor-
den, die der Nasse ausgesetzt waren. Vgl. Overbeck :t 469.
Seit früher Zeit sind deshalb Brunnaimüiidungen, Trauf-
rinucii und Stimzicgel aus Thon hergestellt worden. Over-
beck, der nicht mit Recht diese Thonornamentik nur der
jüngeren Periode zuweist, für die altere dagegen — welche
er als die der ersten und zweiten Decorationsweise bezeich-
net —■ als Material nur Tuff und Stuck gelten Ilisst, nennt
ausser den eben namhaft gemachten Arten auch noch
Akroterien und einzelne Kapitelle und Simse. Firstziegel
und Akroterien lassen sich meines Wissens in Pompeji
nicht nachweisen, ebensowenig Kapitelle, falls nicht darunter
Krönungen mancher später sehr sorgfältig gearbeiteter
Backsteinpfeiler zu verstehen sind. Diese aber bestehen
nie aus einem Stücke, sondern aus einer oder mehreren
Reihen an der Frontseite in bestimmter Weise profilirter
Backsteine. Ein hübsches Beispiel dieser Art bieten der
Pfeiler Reg. VI is. 4. n, S. 9 und die Basen der ebenso
sicher ursprünglich als Rohbau gefertigten Halbsäulen vor
dem I-Iaupteingaug Reg. VI is. oeeid. n. 36. Phautasie-
kapitelle, die nach Overbeck a 461 gelegentlich auch von
gepresstem Thon sein sollen, sind mir unbekannt.
Hinzuzurechnen sind aber die Reliefs, die sowol als
einzelne Platten, als zu fortlaufenden Friesen vereinigt, sich,
wenn auch selten, gefunden haben. Von ihnen wird später
im Anschluss an die Traufrinnen die Rede sein.
Ich beginne mit Bemerkungen über die Brunnenmün-
dnngeil, Ihrer gibt es in Pompeji natürlich eine ausser-
ordentlich grosse Zahl. Sie verlangten ein festes hartes
Material, das der starken Reibung der au ihrem inneren
Rande auf und nieder gezogenen Seile genügenden Wider-
stand leisten konnte. Als unpraktisch erwies sich demnach
der Tuff, der daher auch nur in seltenen Fällen zu Putealen
verwendet worden ist. Anfangs scheint man sich der Lava
bedient zu haben, doch es leuchtet ein, dass man sich
bald nach einem anderen Material umsah, das einer zier-
licheren Formgebung fallig war und besser in die eleganten
Tuffperistyle der oskischen Wohnungen passte. Da bot
sich von selbst der gebrannte Thon dar, dessen rauhe un-
schöne Ausscnseite leicht wie bei den TulTsäulen durch
eine feine Stucklagc, die sich den gepressten Ornamenten
anpasste, den Augen entzogen werden konnte. Die Back-
steinputealc sind seit jener Zeit nicht wieder aus Pompeji
verschwunden. Was ehemals Gegenstand des Luxus ge-
wesen war, wurde bald Gemeingut aller. So arm war
schwerlich ein Mausbesitzer, dass er sich nicht eine jener
cylindrischen groben und schmucklosen Mündungen hätte
anschaffen können. Gerade dieser Umstand hatte natur-
gemäss zur Folge, dass dem Wohlhabenderen auf die Dauer
der Backstein nicht mehr genügte: der glänzend weisse
Travertin (pietra di caserta: vgl. Nissen, Pomp. Stud. 19 fg.)
trat an seine Stelle. Seine Aehnlichkeit mit dem Mar-
mor verschaffte ihm die Gunst, die er seinem wirklichen
Werte nach nicht verdiente. Zu Bruniieiiiiiündungen war
er sehr tm zweck massig; in kurzer Zeit wurden Travertin-
puteale durch die starke Reibung der Seile vollständig ver-
braucht.
Von Tlionpiitealcii. ist in den Fuudbcncliten nur zwei-
mal die Rede, eins (Taf. XXVII 2) ward am 9. August 1760
im Isistempel, das andre (Taf. XXVII 1) am 22. Mai 1S23
in der casa dello sposalizio di Ercole gefunden; beide be-
finden sich jetzt im Museo Nazionale. Das erstere ist in
sehr üblem Zustande. Die Bruchstücke sind nachträglich
zusammengesetzt und zu einem Ganzen ergänzt worden,
bei dem es schwer fällt, das echte und die modernen Zu-
sätze zu sondern. Dazu kommt, dass die vier in Hoch-
relief vortretenden Figuren, die jedenfalls alt sind, sehr Ver-
stössen und teilweise nicht mehr kenntlich sind. Aber so
viel lässt sich immerhin erkennen, dass dies labbro di cistcrua
den gleichen Charakter trägt wie alle Terracotten des Isis-
tempels, d. h. den der neronischen Zeit.
Serie des
'75) sich k
/ie pompejanischen Terracotten scheiden sich, wenn
wir Geräte, Gewisse und Lampen bei Seite lassen, in zwei
grosse Klassen, in architektonische Ornamente Lind
Rundfiguren. Vereinzelte Stücke, wie die Karyatide
(Taf. XXIV 2) oder die Atlanten (Tai". XXV) lassen sich
beiden Klassen zuweisen, doch bilden sie seltene Aus-
nahmen. Es wird daher eine gesonderte Betrachtung beider
Gattungen gerechtfertigt sein.
Als Material der plastischen Ornamentik ist der
Thon hauptsächlich zu solchen Ornamenten verwendet wor-
den, die der Nasse ausgesetzt waren. Vgl. Overbeck :t 469.
Seit früher Zeit sind deshalb Brunnaimüiidungen, Trauf-
rinucii und Stimzicgel aus Thon hergestellt worden. Over-
beck, der nicht mit Recht diese Thonornamentik nur der
jüngeren Periode zuweist, für die altere dagegen — welche
er als die der ersten und zweiten Decorationsweise bezeich-
net —■ als Material nur Tuff und Stuck gelten Ilisst, nennt
ausser den eben namhaft gemachten Arten auch noch
Akroterien und einzelne Kapitelle und Simse. Firstziegel
und Akroterien lassen sich meines Wissens in Pompeji
nicht nachweisen, ebensowenig Kapitelle, falls nicht darunter
Krönungen mancher später sehr sorgfältig gearbeiteter
Backsteinpfeiler zu verstehen sind. Diese aber bestehen
nie aus einem Stücke, sondern aus einer oder mehreren
Reihen an der Frontseite in bestimmter Weise profilirter
Backsteine. Ein hübsches Beispiel dieser Art bieten der
Pfeiler Reg. VI is. 4. n, S. 9 und die Basen der ebenso
sicher ursprünglich als Rohbau gefertigten Halbsäulen vor
dem I-Iaupteingaug Reg. VI is. oeeid. n. 36. Phautasie-
kapitelle, die nach Overbeck a 461 gelegentlich auch von
gepresstem Thon sein sollen, sind mir unbekannt.
Hinzuzurechnen sind aber die Reliefs, die sowol als
einzelne Platten, als zu fortlaufenden Friesen vereinigt, sich,
wenn auch selten, gefunden haben. Von ihnen wird später
im Anschluss an die Traufrinnen die Rede sein.
Ich beginne mit Bemerkungen über die Brunnenmün-
dnngeil, Ihrer gibt es in Pompeji natürlich eine ausser-
ordentlich grosse Zahl. Sie verlangten ein festes hartes
Material, das der starken Reibung der au ihrem inneren
Rande auf und nieder gezogenen Seile genügenden Wider-
stand leisten konnte. Als unpraktisch erwies sich demnach
der Tuff, der daher auch nur in seltenen Fällen zu Putealen
verwendet worden ist. Anfangs scheint man sich der Lava
bedient zu haben, doch es leuchtet ein, dass man sich
bald nach einem anderen Material umsah, das einer zier-
licheren Formgebung fallig war und besser in die eleganten
Tuffperistyle der oskischen Wohnungen passte. Da bot
sich von selbst der gebrannte Thon dar, dessen rauhe un-
schöne Ausscnseite leicht wie bei den TulTsäulen durch
eine feine Stucklagc, die sich den gepressten Ornamenten
anpasste, den Augen entzogen werden konnte. Die Back-
steinputealc sind seit jener Zeit nicht wieder aus Pompeji
verschwunden. Was ehemals Gegenstand des Luxus ge-
wesen war, wurde bald Gemeingut aller. So arm war
schwerlich ein Mausbesitzer, dass er sich nicht eine jener
cylindrischen groben und schmucklosen Mündungen hätte
anschaffen können. Gerade dieser Umstand hatte natur-
gemäss zur Folge, dass dem Wohlhabenderen auf die Dauer
der Backstein nicht mehr genügte: der glänzend weisse
Travertin (pietra di caserta: vgl. Nissen, Pomp. Stud. 19 fg.)
trat an seine Stelle. Seine Aehnlichkeit mit dem Mar-
mor verschaffte ihm die Gunst, die er seinem wirklichen
Werte nach nicht verdiente. Zu Bruniieiiiiiündungen war
er sehr tm zweck massig; in kurzer Zeit wurden Travertin-
puteale durch die starke Reibung der Seile vollständig ver-
braucht.
Von Tlionpiitealcii. ist in den Fuudbcncliten nur zwei-
mal die Rede, eins (Taf. XXVII 2) ward am 9. August 1760
im Isistempel, das andre (Taf. XXVII 1) am 22. Mai 1S23
in der casa dello sposalizio di Ercole gefunden; beide be-
finden sich jetzt im Museo Nazionale. Das erstere ist in
sehr üblem Zustande. Die Bruchstücke sind nachträglich
zusammengesetzt und zu einem Ganzen ergänzt worden,
bei dem es schwer fällt, das echte und die modernen Zu-
sätze zu sondern. Dazu kommt, dass die vier in Hoch-
relief vortretenden Figuren, die jedenfalls alt sind, sehr Ver-
stössen und teilweise nicht mehr kenntlich sind. Aber so
viel lässt sich immerhin erkennen, dass dies labbro di cistcrua
den gleichen Charakter trägt wie alle Terracotten des Isis-
tempels, d. h. den der neronischen Zeit.