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sagt haben, können wir dahin zusammenfassen, daß niemand,
keine einzelne Macht und auch keine vorauszusehende oder
wahrscheinliche Kombination von Mächten, uns etwas an-
haben kann, außer in Gemeinschaft mit England.
Dabei setzen wir voraus, daß unser Bündnis mit Österreich-
Ungarn auch zukünftig so stichhält, wie es das bisher ge-
tan hat. Das Recht zu dieser Annahme beruht darauf, daß
die deutsch-österreichische Rückendeckung eine gegenseitige
ist. Mit Frankreich werden wir auf alle Fälle allein fertig,
und die Koalition Frankreich-Rußland gegen Deutschland
setzt ohne weiteres die österreichisch-ungarische Armee ost-
wärts in Marsch. Italien, das formell mit zum Dreibunde
gehört, bleibt besser aus dem Spiel, weil seine Volksstim-
mung ein unzuverlässiger Faktor ist, und die Dynastie nicht
fest genug sitzt, um einer starken populären Bewegung
gegenüber auf dem Prinzip der Bündnistreue zu beharren.
Aus alledem ergibt sich, wie wir sehen, mit Notwendigkeit
der jetzige Zustand der europäischen Politik: wer auch
immer gegen Deutschland aufbegehrt, der sucht irgendwie
und irgendwann die Verständigung mit England, und um-
gekehrt haben sich die Engländer bemüht, alles was sich
gegen uns sammeln ließ, in ihre politische Gefolgschaft
hineinzubringen. Sind wir stark genug, England vom Angriff
zur See auf uns abzuhalten, dann brauchen wir uns über-
haupt um nichts weiter in der Welt zu sorgen. Das einzige
Mittel aber, das zu diesem Zweck etwas taugt, ist wie wir wissen
und stets von neuem betonen müssen, eine hinreichend
starke Flotte. Genügt sie, um England in Schach zu halten,
so liegt darin schon enthalten, daß sie auch den Frieden
an sich sichert. Von diesem Flottenprogramm, das keine ab-
solute, sondern eine von der englischen Flottenpolitik abhängige
und mit ihr der Verschiebung unterliegende Größe ist, können
 
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