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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0018
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schalkhaften Bildern an den Backenstücken der Sitzreihen hat sich der Meister selbst mit
seinem Wappen bei der Werkstattarbeit dargestellt.l) Seine sonst im Hob arbeitende Hand
verrät deutlich ein Werk aus dem Übergang von Spätgotik zu Frührenaissance, das schöne Grab-
monument des 1528 verstorbenen Erhard Chorlinger und seiner Frau Ursel (f 1479) gegenüber
dem Achtsynitdenkmal der Pforzheimer Stiftskirche. Nur literarisch wissen wir von dem 1502
erwähnten Bildschnitzer Antonius und dem 1527 genannten Bildhauer Hans Zimmermann von
Tiefenbronn, beide in Pforzheim tätig.2) In der alten Kirche des unfernen Wimsheim (O.A.

Abbild. 3. Ansicht von Sulzburg nach Matth. Merian 1643.

Leonberg) befand sich bis 1883 der seitdem spurlos verschwundene Altarschrein, der 1521
von den Pforzheimer Bürgern Hans Kempner und Hans Könlin, Maler und Fasser, laut der an
der Rückwand befindlichen Inschrift aufgestellt wurde. 3J

Damals lebte in der neuen Residenzstadt der aus Wien stammende Maler Gerbel, der
Vater des bekannten Pforzheimer und späteren Straßburger Geschichtsprofessors und Theo-
logen Nikolaus Gerbel, eines vielseitigen Gelehrten, der ebenfalls in seinen Mußestunden
malte.4) Möglich, daß Pforzheim auch die Heimat des Hofmalers Kaiser Maximilians, Hans
Knoders war, der gleichzeitig die Glasmalerei betrieb, 1508 nachweislich in kaiserlichem
Auftrag das Grabmal König Rudolfs im Speierer Dom abmalte, nach den Augsburger Steuer-
listen 1522 sein dortiges Bürgerrecht aufgab und nach Pforzheim verzog, ohne daß wir Wei-
teres über das Ende des Meisters wissen.3) »Des Bauernkriegs und Hertzog Ulrichs halber«

') A. v. Bayer, Denkm. d. Kunst u. Gesch d. Heimatlandes, 1852, und R. Gerwig in der Zeitschr. d. Kunst-
gewerbevereins Pforzheim 190g p. 21 ff.
2) Pflüger, 1. c. p. 294.

8) Die Kunst- u. Altertumsdenkmale im Königr. Württemberg. Neckarkreis (1889), p. 331; R. Gerwig, 1. c. p. 24,
der nach dem »Pforzheimer Beobachter« vom 6. Jan. 1844 Römlin statt Könlin bringt. Es ist aber wohl der bei
G. Lotthammer, Pforzh. Vorzeit, 1835, P- '51 zu I52° erwähnte Hans Kienlin. Kepner bei Paulus nur verdruckt.
Nach dem »Pforzh Beobachter« 1844 Xr. 4 stand auf der Rückseite des Schnitzaltars: »Die thafel hat gemalt und
gefast Hans Kempner u. Hans Römlin beyd maier u. bürger zu Pfortzheim 1521.« Als Schnitzereien zeigte er u. a.
eine Pietä, Joh Kvangelista u. Moses. Unten standen die Verse: »Quis est homo, qui non rleret, matrem Christi si
videret in tanto supplicio ...«

4) Joh. Heinr. May, Vita Joh. Reuchlini Phorcensis, Durlach 1687, p. 87 f.; Pflüger, 1. c. 344, 349.
BJ Jahrb. d. kunsthist. Samml. d. A. Kaiserhauses XVIII, 11 f. Der seit 1519 meist auswärts lebende Knoder
war mit der Schwester des bekannten Augsburger Malers Gumpolt Giltlinger verheiratet.

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