Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0049
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Augustenburg in Grötzingen, ursprünglich das von Markgraf Christoph erworbene Pfründ-
haus der heiligen Barbara gegenüber der Kirche. Diese bescheidene fürstliche Wohnung,
von da ab bis 1699 das «Hohe Haus« genannt, erweiterte der Enkel Karl, baute nament-
lich die noch erhaltenen Türme, an deren nördlichem die Jahrzahl 1564 angebracht, während
über dem Eingang sein und seiner Gemahlin Anna Wappen mit der Zahl 1576 eingelassen
ist (Abbild, unten bei Friedrich Magnus). Westlich davon errichtete er auf der Höhe ein
turmartiges Lusthaus, um eine freie Aussicht in die Ebene zu haben.*) Auch zu Pforzheim
weist eine noch aufbewahrte Wappentafel, die einst über dem Haupteingang des unteren
Schloßtorbaues befestigt war, auf eine dortige Bautätigkeit im Jahre 1575.-) Nach den Plänen
des fürstlichen Bau- und Werkmeisters Christian Streibel zu Durlach begann der italienische
Unternehmer Jost Augustin 1571 den Bau des ansehnlichen Meierhofes am Fuße der Feste
Hochberg und anderer Gebäude auf der Burg droben, die sein Kollege, der welsche Maurer-
meister Benedikt Roth 1572 mit 28 Maurern zu Ende brachte, als Augustin krankheitshalber
das Werk aufgeben und heimziehen mußte.:!) Zum Aufschlagen des Dachstuhles wurde von
Markgraf Karl der Pforzheimer Zimmermann Michael Spitz nach Hochberg gesandt, ein Meister,
der auch vorher anscheinend in der Karlsburg tätig gewesen war.4)

Eine besondere Aufmerksamkeit wandte Karl der Verstärkung seiner festen Plätze, besonders
der Burg Hochberg, wie auch dem damit verbundenen Geschützwesen zu. »Hat seine
Vestenen mit Geschütz und Waaffen wol versehen, auch ihm und seinen Nachkommenden ein
yewaltie Zeughaus zubereitet; dann er hat ein wunderbaren Lust zu <ruten und schönen
Waaffen, also das er darzu großen Kosten angewendet.« So erzählt von dem Markgrafen
der wohlunterrichtete Basler Pantaleon.0) Sein Schwiegersohn Ludwig in Stuttgart verehrte
ihm 1575 eine schöne Pirschbüchse, an der er große Freude hatte. Von Nürnberg bezog
er Geschütz") und Geschützgießer; von dort stammte Hans Pfanner, den Karl 1562 für Hoch-
berg und später (1569) für Durlach als Büchsenmeister und Gießer in Bestallung nahm und
dem wir 1578 noch als Zeugmeister in der Karlsburg begegnen.

Neben ihm und dem Pforzheimer Waffenschmied Michael Silbereisen (1560) finden wir
in markgräflichem Dienst den Augsburger Zeugmeister Christoph Beck (1556), die Büchsen-
meister, Büchsenschifter und Armbruster Peter Schedel von Straßburg, Barth. Baumann
aus Zürich, Hieron. Zeyser von Koburg, Hans Schmid von Betzingen, Andr. Remer von Torgau,
Kaspar Singer von Crailsheim (1556 57) und Hans Kaiser von Altenburg (1567).7) Auswärtige
Fürsten wie seinen Onkel, den baulustigen Pfalzgrafen Georg Hans von Veldenz, versah Karl
1568 mit Wallknechten und andern geeigneten Kräften für dessen geplanten Festungsbau.8)

Eine Reihe von namhaften Bildhauern fand während der Regierungszeit Karls Aufträge
und Beschäftigung am Hofe wie in der Markgrafschaft. Gleich zu Anfang seiner Regent-
schaft treffen wir in seinem Dienst den schwäbischen Meister Joseph Schmid von Urach,
den Schöpfer der Tumba Eberhards und Ulrichs von Württemberg in der Tübinger Stifts-

') K. G. Fecht, Geschichte der Stadt Durlach p. 173 f.

2) Die Tafel jetzt in der Stiftskirche eingemauert.

3) G.L.A., Hochberg. Akten Nr. 13.

4) In den Akten wird Roth, der mit Markgraf Karl direkt korrespondierte, manchmal auch Ruoft oder Grof ge-
schrieben, ein Beweis, daß wir seinen eigentlichen italienischen Namen nicht kennen. Als fürstlicher Baumeister nimmt
Streibel 1572 den Hochberger Bau nach dessen Vollendung ab.

5) H. Pantaleon, Teutscher Nation Heldenbuch III, 494. — Paul Cherlerus, Epicedion sive luctus, 1 577, p. 7 : »Nec
eram denique ignarus, quibus studiis, quo sumptu, qua cura, labore, industria, prudentia, aemulatione, vigiliis et arti-
ficio alia aedificia a fundamentis extruxerit, alia refecerit, alia tormentis et armatura bellica atque propugnaculis
munierit.«

6) Cherlerus, 1. c. p. 19: »Norimberga suos ostendit saepius ignes

Durlachio gaudens complacuisse duci.«
?) G.L.A., Bad.Durl. Urk. Spec. conv. 141. — Ib. Bad. Gen. Akten 5711/12. — Th. Hampe, Nürnberger Rats-
verlässe (1904) I Nr. 3020. Ein Hans Kaiser als Haubenschmied genannt (1547)'

8) Stuttgart. H. u. St.Arch., Kab.Akten. Briefw. Herzog Christ, mit Karl 1550—1562. Fol. 129.

31
 
Annotationen