Im 30jährigen Krieg mußte sich die Inschrifttafel unter dem »Reformator« Karl eine
Rasur gefallen lassen, die durch eine manches stark glättende Restauration des XIX. Jahr-
hunderts wieder ausgebessert wurde, wie auch die zerstörte, zu Zeiten des Historikers Sachs
deswegen noch fehlende Tafel unter der Markgräfin Anna damals wieder ihre Legende
erhielt. Die ursprüngliche Inschrift auf dem Schiefer unter Anna von Veldenz, die den
Restauratoren des XIX. Jahrhunderts unbekannt geblieben, lautete nach Joh. Heinr. Mays
Abschrift, der das »praeclarum monumentum« Karls bespricht:1) »Illustrissima princeps et
dna d. Anna filia d. Ruperti Palatini ducis Bavariae comitis Veldentiae etc. Caroli march.
Badensis religiosissima heroina et exemplum sincerae in Christi fidei et virtutum omnium
post vitam laudabiliter actam mortua III cal. aprilis A. D. LXXXYI annos nata XXXXV
mensis quatuor dies XVIII exspectans postremum Christi salvatoris adventum, hoc loco humari
voluit.« Im einzelnen hat die Wiederherstellung des Chors und seiner Denkmäler auch dem
Grabmal Karls manche Ergänzungen im Ornament, besonders die modern frisierten weib-
lichen Gipsmasken am Sockel, gebracht.
Kurz vor dem 1586 erfolgten Tod des Meisters Johann von Trarbach wurde sein größtes
Werk, das riesige Doppelgrabmal zu Ende gebracht, das Reichard, der letzte Herzog von
Simmern, lange vor seinem 1598 erfolgten Ableben sich und seiner Gemahlin Juliane von
Wied (7 1575) in der Simmerner Pfarrkirche aus Andernacher Stein fertigen ließ. Die Hände
Hans Ruppr. Hoffmanns, des Schöpfers der Trierer Domkanzel, wie die des Meisters von
dem schönen Sternenfelsischen Grabmal zu Kürnbach bei Bretten haben hier mitgewirkt.2)
Nach des Bildhauers und Bürgermeisters von Simmern Tod arbeitete seine Werkstätte im
Sinne des Meisters weiter, nur noch umfangreicher, üppiger und geschäftsmäßiger. In den
Jahren 1589 —1591 lieferte sie das monumentale Wandgrabmal der Katharina von Stolberg (f 1598)
in der Grabkirche der Grafen von Löwenstein zu Wertheim, welches diese Gräfin ihren beiden
Männern, Michael III. von Wertheim und Philipp von Eberstein (f 1589), stiftete. Humanisten
mußten Entwürfe zu dem Grabmal anfertigen und Grabinschriften dichten. Wenngleich das aus
Andernacher Stein geschaffene Werk im Aufbau unruhig und unklar wirkt, bestrickt es doch
durch den Reichtum seiner virtuos gearbeiteten Ornamente und Wappen.3)
In das Ende des Jahrhunderts fällt das Monument für Ernst Fr. Jakob von Wertheim,
ebenso dasjenige Herzog Karls von Pfalz-Birkenfeld (f 1600) zu Meisenheim, alles Spätwerke
der Werkstätte wie die beiden Schenck von Schmidtburg-Epitaphien zu Gemünden (Kreis
Simmern) und die »im Ramsch« hingehauenen Denkmäler zu St. Arnual, der Begräbnisstätte
der Grafen von Nassau-Saarbrücken.4) Der Verfall der Werkstätte Johanns von Trarbach
zeigt sich hier mit erschreckender Deutlichkeit; die tüchtigen Gesellen hatten sich verlaufen
und selbständig gemacht. Am Ende sehen wir nur noch wahllose mechanische Übertragungen
von graphischen Vorlagen des niederländischen Romanismus, Kostümgruppen und summierte
Kleinkunst.5)
Der künstlerische Entwicklungsgang des Simmerner Bildhauers und Schultheißen, der in
der Tradition der mittelrheinischen Grabmalplastik aufgewachsen, ist noch unerforscht. In
') Joh. Heinr. May, Vita Joh. Reuchlini Phorc, Durlach 1687, p. 129. Über May d. Ä. (1653—1719) vgl.
S. Fr. Gehres, Kleine Chronik von Durlach II, 129.
2) Die Kunstdenkm. d. Großh. Baden. Kreis Karlsruhe, Abt. 1. Bretten p. 92. Berichte über die Tätigkeit d.
Prov.Kommission der Rheinprovinz V (1900), 62 ff. mit Abbild. — Fr. Balke, 1. c. p. 32, 39 und 123. Hier urkundl.
Beweis für das Zusammenarbeiten Johanns v. Trarbach und Hoffmanns bei Reichards Grabmal 1582/83. — Fr. Leh-
feld, Die Bau- u. Kunstdenkm. d. Reg.Bez. Coblenz p. 674 f. — A. Klemm, Württemb. Baumeister u. Bildhauer
p. 166.
3) Die Kunstdenkm. d. Großh. Baden. Wertheim (IV, i), 1896, p. 259. — H. Wagner in Blätter f. Architektur
und Kunsthandwerk XIV.
4) Berichte über d. Tätigkeit d. Prov.Kommission XIII (1908) p. 34 ff. mit Abbild. — Dehio, 1. c. (IV) 346.
BJ Aus der Werkstatt des Meisters von Trarbach soll auch die Tumba der Herzogin Eva Christina (f 157s) zu
Tübingen stammen. Westermayer-Wagner- Demmler, Die Grabdenkm. der Stiftskirche zu St. Georg in Tübingen,
1912, p. 360. _ Man vgl. auch die der Simmerner Werkstätte verwandten Denkmäler zu Oberwesel und Rüdesheim.
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Rasur gefallen lassen, die durch eine manches stark glättende Restauration des XIX. Jahr-
hunderts wieder ausgebessert wurde, wie auch die zerstörte, zu Zeiten des Historikers Sachs
deswegen noch fehlende Tafel unter der Markgräfin Anna damals wieder ihre Legende
erhielt. Die ursprüngliche Inschrift auf dem Schiefer unter Anna von Veldenz, die den
Restauratoren des XIX. Jahrhunderts unbekannt geblieben, lautete nach Joh. Heinr. Mays
Abschrift, der das »praeclarum monumentum« Karls bespricht:1) »Illustrissima princeps et
dna d. Anna filia d. Ruperti Palatini ducis Bavariae comitis Veldentiae etc. Caroli march.
Badensis religiosissima heroina et exemplum sincerae in Christi fidei et virtutum omnium
post vitam laudabiliter actam mortua III cal. aprilis A. D. LXXXYI annos nata XXXXV
mensis quatuor dies XVIII exspectans postremum Christi salvatoris adventum, hoc loco humari
voluit.« Im einzelnen hat die Wiederherstellung des Chors und seiner Denkmäler auch dem
Grabmal Karls manche Ergänzungen im Ornament, besonders die modern frisierten weib-
lichen Gipsmasken am Sockel, gebracht.
Kurz vor dem 1586 erfolgten Tod des Meisters Johann von Trarbach wurde sein größtes
Werk, das riesige Doppelgrabmal zu Ende gebracht, das Reichard, der letzte Herzog von
Simmern, lange vor seinem 1598 erfolgten Ableben sich und seiner Gemahlin Juliane von
Wied (7 1575) in der Simmerner Pfarrkirche aus Andernacher Stein fertigen ließ. Die Hände
Hans Ruppr. Hoffmanns, des Schöpfers der Trierer Domkanzel, wie die des Meisters von
dem schönen Sternenfelsischen Grabmal zu Kürnbach bei Bretten haben hier mitgewirkt.2)
Nach des Bildhauers und Bürgermeisters von Simmern Tod arbeitete seine Werkstätte im
Sinne des Meisters weiter, nur noch umfangreicher, üppiger und geschäftsmäßiger. In den
Jahren 1589 —1591 lieferte sie das monumentale Wandgrabmal der Katharina von Stolberg (f 1598)
in der Grabkirche der Grafen von Löwenstein zu Wertheim, welches diese Gräfin ihren beiden
Männern, Michael III. von Wertheim und Philipp von Eberstein (f 1589), stiftete. Humanisten
mußten Entwürfe zu dem Grabmal anfertigen und Grabinschriften dichten. Wenngleich das aus
Andernacher Stein geschaffene Werk im Aufbau unruhig und unklar wirkt, bestrickt es doch
durch den Reichtum seiner virtuos gearbeiteten Ornamente und Wappen.3)
In das Ende des Jahrhunderts fällt das Monument für Ernst Fr. Jakob von Wertheim,
ebenso dasjenige Herzog Karls von Pfalz-Birkenfeld (f 1600) zu Meisenheim, alles Spätwerke
der Werkstätte wie die beiden Schenck von Schmidtburg-Epitaphien zu Gemünden (Kreis
Simmern) und die »im Ramsch« hingehauenen Denkmäler zu St. Arnual, der Begräbnisstätte
der Grafen von Nassau-Saarbrücken.4) Der Verfall der Werkstätte Johanns von Trarbach
zeigt sich hier mit erschreckender Deutlichkeit; die tüchtigen Gesellen hatten sich verlaufen
und selbständig gemacht. Am Ende sehen wir nur noch wahllose mechanische Übertragungen
von graphischen Vorlagen des niederländischen Romanismus, Kostümgruppen und summierte
Kleinkunst.5)
Der künstlerische Entwicklungsgang des Simmerner Bildhauers und Schultheißen, der in
der Tradition der mittelrheinischen Grabmalplastik aufgewachsen, ist noch unerforscht. In
') Joh. Heinr. May, Vita Joh. Reuchlini Phorc, Durlach 1687, p. 129. Über May d. Ä. (1653—1719) vgl.
S. Fr. Gehres, Kleine Chronik von Durlach II, 129.
2) Die Kunstdenkm. d. Großh. Baden. Kreis Karlsruhe, Abt. 1. Bretten p. 92. Berichte über die Tätigkeit d.
Prov.Kommission der Rheinprovinz V (1900), 62 ff. mit Abbild. — Fr. Balke, 1. c. p. 32, 39 und 123. Hier urkundl.
Beweis für das Zusammenarbeiten Johanns v. Trarbach und Hoffmanns bei Reichards Grabmal 1582/83. — Fr. Leh-
feld, Die Bau- u. Kunstdenkm. d. Reg.Bez. Coblenz p. 674 f. — A. Klemm, Württemb. Baumeister u. Bildhauer
p. 166.
3) Die Kunstdenkm. d. Großh. Baden. Wertheim (IV, i), 1896, p. 259. — H. Wagner in Blätter f. Architektur
und Kunsthandwerk XIV.
4) Berichte über d. Tätigkeit d. Prov.Kommission XIII (1908) p. 34 ff. mit Abbild. — Dehio, 1. c. (IV) 346.
BJ Aus der Werkstatt des Meisters von Trarbach soll auch die Tumba der Herzogin Eva Christina (f 157s) zu
Tübingen stammen. Westermayer-Wagner- Demmler, Die Grabdenkm. der Stiftskirche zu St. Georg in Tübingen,
1912, p. 360. _ Man vgl. auch die der Simmerner Werkstätte verwandten Denkmäler zu Oberwesel und Rüdesheim.
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